Holzminden (red). Wenige Wochen nach der Insolvenzanmeldung läuft der Betrieb der „Agaplesion Evangelisches Krankenhaus Holzminden gGmbH“ sowie der „Agaplesion Medizinische Versorgungszentren Holzminden gGmbH“ stabil. Die Patientenzahlen haben sich schnell normalisiert, Gläubiger, Lieferanten und Partner unterstützen den Fortführungskurs des vorläufigen Insolvenzverwalters Franz-Ludwig Danko. Parallel dazu hat Danko einen beschleunigten Investorenprozess gestartet.
„Die Beschäftigten haben die Schrecksekunde der Insolvenzanmeldung sehr schnell überwunden und gehen außerordentlich professionell mit der Situation um“, betonte Danko. Auch die Belegungszahlen haben sich stabilisiert und liegen auf Normalniveau. „Der Betrieb läuft so normal, wie das in einem Krankenhaus sein kann: In den letzten drei Wochen wurden hier z.B. 28 Kinder geboren, darunter gerade gestern eine Zwillingsgeburt nach Anfahrt im Rettungswagen. Die üblichen geplanten und notfallmäßigen-OPs finden im gewohnten Umfang statt, und die Notaufnahme hat diese Woche beim Brand eines Pflegeheims Unterstützung angeboten. Wir sind also für die Patientinnen und Patienten in der Region weiter voll da“, so der vorläufige Insolvenzverwalter.
Unterdessen hat Danko die für eine mögliche Sanierung nötigen Schritte weiter vorangetrieben. Dafür hat der vorläufige Insolvenzverwalter inzwischen auch die Rückendeckung der Gläubiger: Deren Vertretungsorgan, der sog. „vorläufige Gläubigerausschuss“, hat sich einstimmig für eine Fortführung ausgesprochen. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet Danko ein Konzept aus, wie die Zukunft der beiden Einrichtungen langfristig gesichert werden kann. Eine Option ist eine Investorenlösung, d.h. die Übertragung an einen neuen Träger. Hierzu hat Danko mit Zustimmung der Gläubiger einen sog. „Investorenprozess“ aufgesetzt. Dabei werden sämtliche potenziellen Interessenten aktiv recherchiert und angesprochen. Als zweite Möglichkeit kommt auch eine Art Vergleich mit den Gläubigern im Wege eines sog. Insolvenzplans in Betracht. „Wir prüfen ergebnisoffen beide Möglichkeiten“, so Danko.
Parallel dazu hat der vorläufige Insolvenzverwalter Gespräche mit dem niedersächsischen Gesundheitsministerium sowie dem Landkreis geführt und deutlich gemacht, dass er einen langfristigen Erhalt des Krankenhauses sowie der angegliederten MVZen anstrebt. „Die Einrichtungen spielen eine zentrale Rolle für die ärztliche Versorgung und insbesondere auch für die Notfallversorgung im Landkreis und darüber hinaus“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter. „Um diese Versorgung langfristig sicherzustellen, sind wir mit Entscheidungsträgern auf allen Ebenen im Gespräch. Denn die Politik spielt in allen möglichen Zukunftsszenarien eine entscheidende Rolle.“
Patientenversorgung und Klinikbetrieb gehen unterdessen normal weiter, auch die Versorgung mit allen notwendigen Medikamenten und Betriebsmitteln ist sichergestellt. „Alle Lieferanten halten uns weiter die Stange und werden im Insolvenzverfahren auch ganz normal bezahlt“, unterstrich Danko und lobte den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Die Beschäftigten identifizieren sich sehr stark mit dem Haus und zeigen großes Engagement. Das ist ein wichtiges Signal an potenzielle Investoren und ein ganz wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Sanierung und zum Erhalt der Arbeitsplätze.“
Die Evangelischen Krankenhaus Holzminden gGmbH ist eine Akutklinik mit 183 Betten und rund 400 Beschäftigten. Das Haus verfügt über eine Zentrale Notaufnahme, acht eigene Fachabteilungen, vier Belegkliniken sowie ein Therapiezentrum. Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit der Agaplesion Medizinische Versorgungszentren Holzminden gGmbH mit Standorten im Forster Weg (Chirurgie, Radiologie, Gynäkologie, Kardiologie, Neurologie, Gastroenterologie, Anästhesie, Orthopädie), der Erwin-Böhme Straße (Orthopädie, Neurochirurgie), der Sollingstraße (Allgemeinmedizin) sowie der Zweigpraxis Stadtoldendorf (Kardiologie). Im MVZ sind weitere rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Über das Evangelische Krankenhaus Holzminden sowie die angeschlossenen MVZen läuft seit dem 21. August 2023 ein vorläufiges Insolvenzverfahren.
Foto: Danko Insolvenzverwaltun