Eschershausen (mm). Mit so einer Gegenwehr hatten die Mitarbeiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr um Frau Weiner-Kohl wohl nicht gerechnet. In Scharen strömten die Anwohner der betroffenen Borwelle und den weiteren Nebenstraßen am Montagabend in die Grundschul-Aula, wo die Informationsveranstaltung zur aktuellen Planung der Westumgehung stattfinden sollte. Auf Initiative und Drängen von Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Wolfgang Anders fand die Veranstaltung noch vor den Sommerferien statt, um die Eschershäuser Bürgerinnen und Bürger über das Bauvorhaben zu informieren.
„Nein zur aktuellen Planung - wir wollen eine Alternative Lösung“ hieß es auf den extra angefertigten Aufklebern, die die Anwohner trugen. Zudem wurden auch Unterschriftenlisten angefertigt. „Wir sind für eine Lösung, die für die Anwohner verträglich ist und nicht das Eigentum der Anwohner zerstört“, stellte Eschershausens Bürgermeister Hermann Grupe klar.
Die aktuelle Planung, die Westumgehung in vier verschiedenen Varianten zwischen den Gärten der Anwohnern und des Kappenbergs mit seinem Schützenhaus sowie eine 23 Meter hohe Brücke vorsieht, habe alle überrascht. „Ich hatte mit einer 5 m hohen Brücke gerechnet. Es gibt einen Stadtratsbeschluss, in dem alle 15 Mitglieder ihre Stimme gegen die aktuelle Planung ausgesprochen haben“, so Grupe weiter. Zudem stieß es den Anwohnern negativ auf, als sie die Aula betraten und statt einer Frontveranstaltung mit Beamer bloß Schautafeln aufgestellt waren, an denen sie sich selbst ein Bild über die Themen Linienfindung, Verkehrsplanung, landwirtschaftliche Begleitplanung und Immissionsschutz machen sollten.
2011 hatten zudem sämtliche Anwohner ihre Wünsche zu der Gestaltung der Westumgehung schriftlich geäußert. „Unsere Wünsche haben gar keine Berücksichtigung gefunden. Unsere Grundstücke werden dadurch entwertet“, so eine Anwohnerin. Eine Variante, bei der die Westumgehung hinter dem Kappenberg lang führt, wurde seinerzeit favorisiert. Diese wurde allerdings bereits 2009 aufgrund der Situation mit dem Wald und aus Naturschutzgründen abgelehnt. "Der Wald ist für Planer heilig. Schützt den Bürger", appellierte ein Anwohner.
„Die Trassen führen teilweise im Minimum 100 Metern an den Häusern der Borwelle, wo zurzeit die Stromtrassen lang führt, vorbei. Die Belastung der Anwohner ist einfach nicht hinnehmbar. Wir werden versuchen, mit der Stadt eine Linie zu finden und diese auf Machbarkeit prüfen zu lassen“, berichtet Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Wolfgang Anders, der sich ebenfalls auf die Seite der Einwohner der Raabestadt stellte. „Ich kenne keine Straße, die gegen eine geschlossenen Einwohnerschaft und einen einstimmigen Ratsbeschluss gebaut wurde“, macht Bürgermeister Hermann Grupe den Einwohnern Hoffnungen. Parallelen wurden zudem zu der Sperrung der B83 gemacht. "Setzt euch für uns genauso wie bei der B83 ein. Ihr müsst alle an einem Strang ziehen - dafür haben wir euch gewählt", lautete der Appell, den ein weiterer Anwohner äußerte und mit Applaus unterstützt wurde.