Neuhaus im Solling (red). Zum Ende ihrer Berufsschulzeit setzten sich Schülerinnen und Schüler aus Holzminden ein besonderes Denkmal: Rund 70 von ihnen pflanzten Eichen als künftige Allee an einem Waldweg im Forstamt Neuhaus. Die diesjährigen Abgängerinnen und Abgänger der Georg-von-Langen-Schule Holzminden möchten mit der Pflanzaktion zum Erhalt der charakteristischen Baumreihen im Solling beitragen. Jede der sogenannten Schulabschlusseichen wurde mit GPS-Koordinaten eingemessen. Mit dem Entlassungszeugnis erhalten die Pflanzenden eine Baumurkunde samt Standortdaten.
Das Gemeinschaftsprojekt zwischen der Berufsschule und den Niedersächsischen Landesforsten verfolgt das Ziel, das historische, sternförmige Wegenetz von alten Eichen mit jungen Bäumen nachhaltig zu ergänzen und auszubauen. Die bereits 2014 begonnene Patenschaft steht in der Tradition von Johann Georg von Langen, der im Solling vor rund 300 Jahren das Alleennetz als Orientierungshilfe anlegte. Heute sind diese Alleen ökologisch wertvolle Strukturen und wichtige Lebensräume für zahlreiche Tierarten.
Gemeinschaftsprojekt mit dem Waldpädagogikzentrum Weserbergland
Die Neuhäuser Försterinnen Theresa Hofacker und Gisa Möllering hatten den Pflanztag in der Revierförsterei Neuhaus vorbereitet, zweijährige Eichen mit Wurzelballen bestellt und Einzelschutzzäune ausgelegt. Entlang des Kemp-Kuhlagerwegs, zwischen Ahlequelle und Dölme, stehen bereits hundertjährige Altbäume. Die Schülerinnen und Schüler schlossen bestehende Lücken mit Jungeichen. Im Abstand von acht Metern gruben sie Pflanzlöcher in den vorbereiteten Waldboden. Die Flächen wurden zuvor von Brombeeren und anderem Bewuchs befreit.
Leonie Bothe ist eine der Baumpatinnen – sie pflanzte gleich zwei Eichen. Nummer 19 und 22 tragen nun ihren Namen sowie die entsprechenden Koordinaten. Alle Schulabsolventinnen und -absolventen können mit Hilfe der GPS-Daten ihre Bäume jederzeit wiederfinden. „Ich möchte wiederkommen und meiner Familie oder vielleicht später meinen Kindern die Stelle zeigen“, so Leonie. Mit der Urkunde und den Messdaten sollte das problemlos möglich sein.
Kronjuwelen des Sollings und Edelsteine für den Naturschutz
Naturschutz-Försterin Gisa Möllering bezeichnet das Projekt als wertvollen Beitrag zum Erhalt der Eichen-Lebensgemeinschaft: „Unsere alten Eichen sind Zeugen der Vergangenheit, Spiegel der Landschaft und wahre Kronjuwelen für den Naturschutz.“ Zahlreiche Tierarten leben in und an diesen Bäumen – vom Insekt über Vögel und Fledermäuse bis hin zu Wildkatzen, die in ausgehöhlten Stämmen Unterschlupf finden. Luchse nutzen die Rinde zum Krallenschärfen oder beobachten aus der Krone ihre Umgebung.
Theresa Hofacker vom Waldpädagogikzentrum Weserbergland betont die Langfristigkeit und regionale Verwurzelung der Aktion: „Die jungen Leute kommen aus dem Landkreis und der Region. Was sie hier anpflanzen, kommt ihrer Heimat zugute. Sie schaffen Werte, an denen sich auch kommende Generationen erfreuen können.“
Auch Heribert Döring, Abteilungsleiter für das berufliche Gymnasium und die Fachoberschule an den Georg-von-Langen-Schulen Holzminden, lobt das Projekt. Als Mitorganisator begleitete er den Pflanztag aktiv: „Mit dem Abitur oder der Fachhochschulreife in der Tasche verlassen uns die Schülerinnen und Schüler bald. Viele von ihnen haben später beruflich wenig mit dem Wald zu tun. Umso schöner ist es, wenn der eigene Schulabschlussbaum als bleibende Erinnerung erhalten bleibt.“
Einige Absolventinnen und Absolventen werden vielleicht sogar in der Nähe einer der neu gepflanzten Eichenalleen arbeiten – denn viele große Arbeitgeber der Region sind unweit des Sollings angesiedelt.
Fotos: NLF