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Montag, 31. März 2025 Mediadaten Fankurve
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Stadtoldendorf (red). Das Alte Rathaus in Stadtoldendorf mit seiner Mischung aus moderner und traditioneller Architektur war einmal wieder ein passender Rahmen für ein Konzert der besonderen Art. Vor ausverkauftem Haus begrüßte Niklas Kott, neu gewähltes Vorstandsmitglied des MKV, die Gäste und den Künstler Hein Brüggen. 

Der Musiker, der in Stadtoldendorf zu Hause ist und dort die Kulturszene seit vielen Jahren maßgeblich mitgestaltet, gab seinem Publikum einen ungewöhnlichen Einblick in die Musik, die ihn und sein Leben, sein künstlerisches Schaffen, entscheidend geprägt hat. Das Programm umfasste eine Vielzahl unterschiedlicher Epochen, Stile und Komponisten vom Barock bis in die Neuzeit. Gleichzeitig bot der Künstler mit seinen Kommentaren und Erläuterungen nicht nur eine persönliche Perspektive, sondern vermittelte auf äußerst einfühlsame Weise einen frischen Blick auf Musikgeschichte und Musikwissenschaft. 

Das Konzert begann mit zwei Stücken von Johann Sebastian Bach, dessen Kompositionen für die Gitarre (zu der Zeit in Deutschland noch nicht bekannt) adaptiert wurden. Das zweite, eine von Andrès Segovia bearbeitete Gavotte für das Clavichord, leitete über zu einer modernen, von Hein Brüggen selbst erarbeiteten Version der irischen Freiheitshymne „Danny Boy“, entstanden in der Zeit der großen irischen Hungersnot um 1860. 

Brüggen verstand es ausgezeichnet, die unterschiedlichen Stilepochen miteinander so zu verbinden, dass es den Zuhörerinnen und Zuhörern ganz selbstverständlich erschien, diese Werke in lockerer Folge miteinander kombiniert zu hören. Seit den 60er Jahren begleitet ihn Carlos Jobims „Se Todos Fossem“, das er auf dem Tonband Note für Note so lange immer wieder angehört und nachgespielt hat, bis er die Melodie „rausgekriegt“ hat - zur großen „Freude“ des Vaters, dem das Gerät gehörte. Mit einem weiteren brasilianischen Bossa Nova, „Desafinado“, englischer Titel „Slightly Out of Tune“ leitete er über zu einer Sequenz von drei spanischen Stücken. „Serenata Española“ von Joaquin Màlats, gefolgt von „La Sombra del Viento“, „Der Schatten des Windes“, von Carlos Ruiz Zafón, Pianist und Autor des gleichnamigen Romans. 

Den Abschluss dieser Trilogie bildete die Tremolo-Etüde „El Sueño“, „Der Traum“, von Francisco Tàrrega, einem Künstler der spanischen Romantik. Dieser hat mit dem Gitarrenbauer Antonio de Torres sehr intensiv an der „modernen“ Gitarre gearbeitet und hat so die Anschlagtechnik der Musiker und die Klangfarben der Konzertgitarre geradezu revolutioniert. Nach so viel künstlerischem „Input“ kam die Pause gerade recht für ein wenig Reflexion des Gehörten und ein bisschen gastronomischen „Input“. 

Das „Great American Song Book“, eine Sammlung der amerikanischen Jazz- und Unterhaltungsmusik von ca. 1930 bis 1980 bildete den Einstieg in den zweiten Teil des Konzerts. Hier finden sich die großen Titel des Swing, der Big Bands, die Musik von Count Basie, Aretha Franklin oder Frank Sinatra, um nur einige Namen zu nennen. Dieser Sound, so erklärte es Hein Brüggen, ruht auf drei Säulen: der Melodie, dem Rhythmus und dem Bass. Auch hier gab es einen kurzen Rückgriff auf Johann Sebastian Bach, der festgestellt hat: „Musik, die keinen Bass hat, taugt nichts“.

Folgerichtig spielte der Künstler eine kleine „Courante“ von Bach als Intro für sein Arrangement des 1940 von Jerome Kern komponierten „All the Things You Are“. Die Art und Weise, wie diese beiden Stücke übergangslos miteinander kombiniert wurden und wie es dem Künstler gelang, den Sound einer Big Band hervorzuzaubern, waren nur ein Beispiel für die Virtuosität und Souveränität des Musikers Hein Brüggen. Ein weiteres Stück von Jobim, „Samba de Una Nota“, griff das Thema Lateinamerika wieder auf; „Misty“ des Jazzpianisten Errol Garner knüpfte die Verbindung zum „American Song Book“, gefolgt von einer Version des Titels „Nodja“ von Django Deluxe, einem Duo, das im Stil und in der Tradition von Django Reinhardt komponiert und spielt. Der brasilianische Komponist Waldir Azevedo schrieb seine Musik für die Cavaquinho, die sogenannte brasilianische Ukulele. Eines seiner bekanntesten Stücke, „Delicado“, eigentlich für zwei weitere Gitarren, Conga und Rhythmusinstrumente, spielte Hein Brüggen in seiner eigenen Adaption „nur“ auf seiner Gitarre. Genau wie beim oben erwähnten Big Band-Sound gelang es hier, die Fantasie des Publikums so weit anzuregen, dass diese die Begleitung und Perkussion selbst liefern konnte.

Zum Schluss zollte der Künstler noch seinem Instrument einen Tribut: „Wenn ich das nicht spiele, ist meine Gitarre traurig“, und erläuterte, dass er diese Gitarre bei dem Gitarrenbauer Antonio Marin Montero, einer kleinen aber berühmten Werkstatt in Granada unterhalb des weltbekannten maurischen Palasts hat bauen lassen, und das Stück „Recuerdos de la Alhambra“, „Erinnerungen an die Alhambra“, ebenfalls von Tàrrega, deshalb spielen müsse. Nach begeistertem Applaus gab es noch „Spanische Impressionen“, eine Eigenkomposition, als Zugabe. Die Begeisterung des Publikums klang noch lange nach und zeigte sich in vielen kleineren und größeren Gesprächen untereinander und mit dem Künstler. Die Kombination aus Musik und Kommentaren, aus Unterhaltung und „Belehrung“, fand insgesamt großen Anklang und lässt auf eine baldige Wiederholung hoffen.

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