Holzminden (lbr). Unter dem Motto „5 vor 12 für unsere Kinder“ trafen sich gestern Fachkräfte und Politiker im create:hub, um über die drängenden Herausforderungen in den Bereichen Erziehung und Kinderbetreuung zu diskutieren. Die Veranstaltung war Teil des Projekts förder(l)ich, das vom Innovationsnetzwerk Holzminden-Höxter ins Leben gerufen wurde und sich für die Stärkung sozialer und pädagogischer Berufe einsetzt. Ziel des Projekts ist es, auf Berufe im Bereich Erziehung aufmerksam zu machen und Menschen für Aus- und Weiterbildungen in sozialen und pädagogischen Bereichen zu begeistern.
Ein zentraler Programmpunkt war die Podiumsdiskussion, bei der Fachkräfte aus den Bereichen Erziehung und Hilfen für Kinder und Jugendliche mit Landespolitikern ins Gespräch traten. Vor Ort waren aus dem Niedersächsischen Landtag die Abgeordneten Sabine Tippelt (SPD) und Uwe Schünemann (CDU) sowie für Nordrhein-Westfalen Matthias Goeken (CDU). Die Politiker diskutierten gemeinsam mit Marc Rolirad (Geschäftsführer des Vereins für Sozialpädagogik), Jerome Major (Geschäftsführer der Lebenshilfe Brakel & Höxter), Prof. Dr. Alexandra Engel (Studiendekanin Soziale Arbeit an der HAWK) und Moderatorin Anne-Marie Reinecker (Movendo Consulting).
Länderübergreifende Zusammenarbeit als Kern des Projekts
Das Projekt förder(l)ich ist wie das Innovationsnetzwerk selbst länderübergreifend – ein Aspekt, der für spannende Diskussionen sorgte. Ein markanter Unterschied zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betrifft die Finanzierung und Organisation der Kinderbetreuung. Während in Niedersachsen die Betreuung ab dem dritten Lebensjahr kostenlos ist, bietet Nordrhein-Westfalen lediglich ein kostenloses Kita-Jahr. Allerdings hat NRW mit der praxisintegrierten Erzieherausbildung (PiA) ein innovatives Modell eingeführt, das theoretischen Unterricht an Fachschulen mit praktischer Arbeit in Einrichtungen kombiniert.
Die Diskussion verdeutlichte, dass trotz regionaler Unterschiede die Probleme ähnlich sind: zu geringe finanzielle Mittel und ein erheblicher Fachkräftemangel. Organisatorin Imke Müller-Stauch vom Innovationsnetzwerk Holzminden-Höxter betonte im Vorfeld der Veranstaltung, dass hier nicht die Politik im Vordergrund stehe, sondern die Fachkräfte. Ziel sei es, ihnen Gehör zu verschaffen, Raum für ihre Sorgen zu bieten und Einblicke in ihre tägliche Arbeit zu gewähren. Genau dies wurde in der Veranstaltung umgesetzt.
Dringender Handlungsbedarf
Prof. Dr. Alexandra Engel machte deutlich, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Wir würden uns in einer Krise befinden und ein Schlüssel zum Erfolg ist Verlässlichkeit, gepaart mit dem Wohlbefinden der Kinder. Besonders das letzte Kita-Jahr vor der Einschulung sei entscheidend für die Entwicklung der Kinder.
Doch warum gibt es einen Mangel an qualifizierten Fachkräften? Nicht das Gehalt sei das Problem, erklärten die Fachkräfte, sondern die täglichen Herausforderungen: zu viele Kinder pro Betreuungskraft, steigender Bedarf an intensiver Betreuung für immer jüngere Kinder, hohe Anforderungen durch Inklusion und der zunehmende Austausch mit Eltern. Doch genau diese Probleme wären mit besseren finanziellen Mitteln und mehr Personal zu lösen. „Es ist nicht immer das Geld, sagen sie. Wir sagen, doch, es ist immer das Geld“, so die einhellige Meinung der Fachkräfte.
Politische Perspektiven
Die anwesenden Politiker zeigten sich offen für neue Ansätze. Themen wie die Übernahme der PiA-Ausbildung in Niedersachsen, mehr Verlässlichkeit im System, verstärkte Ausbildungsangebote und Quereinstiegsmöglichkeiten wurden diskutiert. Gleichzeitig müsse die finanzielle Verantwortung klar geregelt werden, um die Kommunen zu entlasten.
Weitere Informationen zum Projekt förder(l)ich gibt es auch unter www.förderlich.de