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Donnerstag, 21. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Holzminden (red). Seit über 30 Jahren gibt es den vom Landkreis ins Leben gerufenen Arbeitskreis „Gesunde Zähne“, seit 1995 besucht Martina Timmermann die Kitas und einige Grundschule, die Gruppenprophylaxe im Gepäck. Nicht zuletzt durch diese aktive Aufklärungsarbeit der „Zahnfee“ ist es gelungen, den Prozentsatz naturgesunder Zähne bei Vorschulkindern entscheidend zu verbessen. Alljährlich lädt Timmermann darüber hinaus auch zu einer Fachtagung für Kitafachkräfte ein. Im Kirchbraker Gemeindehaus ging es dabei diesmal weniger um die richtige Zahnpflege als um die Früherkennung bei möglichen Spracherwerbsstörungen der Kinder. Ein wichtiges Thema, denn der Anteil an Sprachentwicklungsstörungen hat massiv zugenommen. Zwei Expertinnen vermittelten wichtiges praktisches und theoretisches Wissen, um den Bedarf richtig einschätzen zu können und Eltern Unterstützung anbieten zu können.     

Wie wichtig das Thema in den Kitas selbst wahrgenommen wird, ließ sich anhand der Anzahl der Teilnehmenden ablesen. „Die Resonanz auf die Tagung war dieses Mal riesengroß, einige der Fachkräfte sind ganz kurzfristig noch gekommen“, konnte Martina Timmermann begeistert feststellen. Timmermann hatte allerdings auch zwei ausgewiesene Fachfrauen für den Thementag engagiert, die nicht nur wertvolle Tipps und Hintergrundinformation lieferten, sondern auch auf mögliche Vorgehensweisen im Falle von vermuteten Sprachentwicklungsverzögerungen aufmerksam machten. 

Dr. Sabine Schrader, die beim Landkreis sowohl die Schuleingangsuntersuchungen durchführt als auch das Früherkennungsprogramm HOPP für 3- bis 4-Jährige in Kitas begleitet führte zunächst in das Thema ein und machte eindrücklich darauf aufmerksam, wie wichtig das Erkennen von Sprachentwicklungsverzögerungen mittlerweile geworden ist. Schrader ging nicht nur auf verschiedene Ausspracheauffälligkeiten ein, die Kitafachkräfte bei entsprechender Beobachtung aufhorchen lassen sollten, sondern bot auch entsprechende Unterstützungen durch ihren Bereich an. Als Tipp gab sie den Fachkräften mit auf den Weg, dass eine drohende Sprachbehinderung lieber frühzeitig als abwartend behandelt werden sollte, weil die Vorlaufzeiten für entsprechende Diagnose- und Therapietermine bei den Fachleuten sehr lang seien.

Was die Merkmale entwicklungsverzögerten Sprechens bei Kleinkindern angeht, ging Annika Dreier vom Sozialpädiatrischen Dienst Hannover deutlich tiefer in die Details. In einem ersten theoretischen Teil stellte die Logopädin zunächst die Aussprachstörungen nach Alter da. Sie hatte als Übung praktischen Beispiele mitgebracht, damit die Erzieher*innen einschätzen lernen konnten, auf welchem Entwicklungsstand die Kinder mit Ihrer Aussprache jeweils sind. Dafür hatte die Logopädin zuvor das Stufenmodell nach Grimm erklärt, anhand dessen sich Sprachentwicklungsstände der grob einordnen lassen. Sollte das jeweilige Niveau nicht erreicht sein, sei die Vorstellung bei einem Sprachtherapeut*innen oder ein Kinderarzt*innen notwendig, so Annika Dreier. 

Bis zum 18. Monat haben Kinder demnach in der Regel einen Wortschatz von etwa 50 Wörtern erworben, danach setzt explosionsartig ein sogenannter „Sprachspurt“ ein, weil Strukturen und Wörter selbst im Gehirn an der richtigen Stelle gespeichert werden können. Doch inwieweit das wirklich optimal klappt, hängt nicht zuletzt auch von dem Input ab, den die Kinder dabei bekommen. Auch Annika Dreier verweist wie Sabine Schrader darauf, dass die Eltern von entscheidender Bedeutung sind. Viele Angebote zur Kommunikation (Sprechen und Lesen), häufige Wiederholungen und der Versuch, auf Kommunikationsversuche des Kindes einzugehen seien eminent wichtig. Anhand von groben Altersgerüsten machte die Referentin deutlich, in welchem Alter welche Fähigkeiten in Bezug auf Aussprache und Grammatik ungefähr erreicht sein sollten. In einem anschließenden praktischen Teil führte Annika Dreier in die Gebärdensprache ein, für Kinder- die nicht sprechen, spät sprechen, die nicht gut hören, autistisch oder mutistisch oder mehrsprachig sind. Sie sollen mit Gebärden unterstützt werden, um schneller in die Sprache zu kommen. 

Für die Kita-Mitarbeitenden boten diese Beispiele nicht nur eine anschauliche Hilfe, um in ihren Einrichtungen bei Bedarf besser mit den Kindern kommunizieren zu können. Es wurde auch noch einmal deutlich, dass je früher eine professionelle Unterstützung angefordert wird, umso besser die Chancen der Kinder sind. Doch ohne die aktive Bereitschaft der Eltern, sich solch einen Beistand zu suchen, das wurde auch deutlich, geht es nicht. 

„Ich bin froh, dass wir dieses Mal die Zahngesundheit bei unserer Fortbildung etwas in den Hintergrund gestellt haben und diesem wichtigen Thema der Sprachentwicklungsverzögerung einen breiteren Raum ermöglichen konnten“, fasste Martina Timmermann ihre Fachtagung zusammen. Die Kita-Fachkräfte hätten wesentliche Informationen aus den Referaten mitnehmen können, so die Zahnprophylaxefachkraft.   

Foto: Landkreis Holzminden

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