Holzminden (red). Ein Sonntagnachmittag der seinem Namen alle Ehre macht, eine kleine Gruppe motivierter Bürger und ein wenig Equipment, mehr braucht es nicht, um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen.
Während an den gut gefüllten Eisdielen- und Cafétischen die großen Probleme der Welt beinahe gelöst, zumindest aber besprochen wurden, hat sich am Hafendamm in Holzminden zum wiederholten Mal ein Trüppchen gutgelaunter Wastewalker getroffen, um den handfesten Problemen einer Kleinstadt zu Leibe zu rücken. Björn Schrader hatte zu einer neuen Auflage seines Aufräumspaziergang+ eingeladen und zehn fröhliche bewegungsfreudige Couchvermeider folgten dem Aufruf. Weniger als sonst, was am Wetter und auch am Sonntag als Tag gelegen haben könnte, auch auf große Werbung hatte der Organisator verzichtet, der den letzten Aufräumspaziergang gemeinsam mit dem Stadtmarketing unter dem Label „Nestputz“ am Samstag vor dem Kükenfest durchgeführt hatte. „Es soll eine private, überschaubare und vor allem einfache Veranstaltung sein, ich möchte selber sammeln können und nicht die ganze Energie in das drumherum packen“ begründet Organisator Schrader seine Entscheidung.
Es war ihm ein Anliegen, den Spaziergang vor dem Herbst durchzuführen, damit das Laub nicht die gut sichtbaren Verpackungen verdeckt, die den Reinigungskräften der Stadtwerke entgangen sind. Wie schon bei den vorherigen Aktionen waren es vor allen Dingen die Kippen, die die Sammler beschäftigten, an den Hotspots rund um Sitzgelegenheiten lagen zig dieser Westentaschenchemieunfälle auf dem Boden und besonders gern in den Fugen zwischen Steinen und Platten. Eine Kippe enthält übrigens über 7.000 Chemikalien, darunter Arsen, Chrom und Blei und schafft es bis zu 60 Liter Grundwasser zu verseuchen. Auch Verpackungen, Reste von Ganzjahresfeuerwerk und Scherben waren wieder an viele Stellen zu finden.
Besonders der Bereich der öffentlichen Grünflächen an der Böntalstraße, am unteren Teich und am Hafendamm, der Rest der Innenstadt präsentierte sich wieder einmal angenehm aufgeräumt, die Stadtwerke und auch die Geschäftsinhaber machen hier offensichtlich einen guten Job. Dass man nicht alle Fitzelchen erwischt, dass auch mal was übersehen wird und dass auch die Kehrmaschine nicht immer alles mitnimmt, das lässt sich wohl nicht vermeiden und genau deswegen gibt es solche Wastewalks immer mal wieder. Aufgrund der Gruppengröße wurde in diesem Jahr leider nicht das gesamte Innenstadtgebiet abgedeckt, dennoch sind sich alle Teilnehmer sicher – es ist eine gute Sache und es ist vor allen Dingen ein gutes Gefühl mehr zu tun, als drüber zu reden, ein Like-Button zu klicken oder sich in den sozialen Medien zu empören.
Björn Schrader jedenfalls werde sich auch weiter für „seine Stadt“ einsetzen, empfiehlt jedem, der sich fragt, warum es „nur um die Innenstadt“ geht, einfach selbst aktiv zu werden. Wie eingangs beschrieben: „Es ist eine einfach zu organisierende Sache und jeder ist für „seinen Kiez“ selber zuständig, also, raus aus dem Sessel, Hörer in die Hand nehmen, die Stadtwerke nach Material fragen und los geht’s, eine etwas bessere Welt ist manchmal nur einen zweistündigen Spaziergang weit entfernt und auch fürs eigene Wohlbefinden ist es ein absoluter Booster", versichert Schrader.
Für dieses Jahr soll es das erstmal gewesen sein, zumindest was die von Björn Schrader organisierten Walks betrifft. Er wird im kommenden Jahr wieder aktiv und wird dann über die sozialen Medien sowie über die lokale Presse zu einem Auftakt im frühen Jahr aufrufen und freut sich dann wieder auf eine rege Teilnahme bei der Neuauflage des Nestputzes.
Foto: Schrader