Höxter (TKu). Gewalt hat viele Gesichter. Höxter möchte daher ein starkes Signal gegen Gewalt an Frauen und Kinder setzen mit einem Gottesdienst einem Demonstrationszug durch die Innenstadt und der Beleuchtungskampagne „Orange The World“. Das sind die Aktionen am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der alljährlich am 25. November begangen wird. Das Frauennetzwerk Höxter und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter laden zur besten Marktzeit am Samstag, 25.11. zu einem Aktionsprogramm für die gesamte Bürgerschaft ein. Damit möchten sie die Menschen mobilisieren, aktiv Nein zu sagen zu häuslicher Gewalt, zu Zwangsverheiratung, weiblicher Genitalverstümmelung, Zwangsprostitution und sexualisierter Gewalt. Gewalt habe viele Gesichter und sie mache auch vor Höxters Stadtgrenzen nicht halt, heißt es von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Höxter, Claudia Pelz-Weskamp. Allein die häusliche Gewalt zählte im Kreis Höxter im vergangenen Jahr 263 registrierte Fälle. 76,3 Prozent der Täter waren männlich. „Viele Taten werden allerdings erfahrungsgemäß nicht bei der Polizei angezeigt, sodass davon ausgegangen wird, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist“, sagt Pelz-Weskamp.
Das Aktionsprogramm beginnt um 11 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Nikolaikirche mit dem Titel „Wo fängt Gewalt an?“ Hier werden Situationen von Frauen dargestellt, die mit den unterschiedlichsten Formen von Gewalt in Kontakt gekommen sind. Gleich im Anschluss sammeln sich vor der Dechanei alle interessierten Bürgerinnen und Bürger für einen Demonstrationszug durch die Innenstadt. Eine Gruppe mit Trommlerinnen und Trommlern wird die Demo unüberhörbar mit schwungvollen Rhythmen begleiten. Dieser starke Rhytmus steigere den Selbstwert und die Zuversicht der Opfer sowie die Solidarität und Achtsamkeit der Bürgerschaft, heißt es von der Gleichstellungsbeauftragten. Der gemeinsame Marsch wird durch die Marktstraße, Corbiestraße, über den Wall, durch die Nikolaistraße, Marktstraße und dann wieder zurück zur Dechanei führen. Selbst mitgebrachte Banner sind laut den Organisatoren nicht erwünscht, sie werden vom Veranstalter gestellt. Vor der Dechanei findet nach dem Marsch eine kurze Abschlusskundgebung statt. Zum Ende werden alle gemeinsam laut „Nein zu Gewalt“ skandieren, um darauf aufmerksam zu machen, dass Gewaltausübung ein Angriff auf die Menschenwürde und das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen ist. Um nach diesem belastenden Thema nicht alleine zu sein, haben die Teilnehmenden nach der Demo noch die Gelegenheit, vor der Dechanei bei einem Tee oder Kaffee gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Dort befindet sich auch ein Info-Stand der regionalen Fachberatungsstellen zum Thema Gewalt. Hier kann man sich bei den Beraterinnen und Beratern informieren und Broschüren mit Kontaktadressen der Beratungseinrichtungen erhalten.
Am Abend werden in Anlehnung an die UN Women-Kampagne „Orange The World“ die Straßen und Geschäfte der Innenstadt orange angeleuchtet. Diese Beleuchtungsaktion, die auf die Gewalt gegen Frauen und Kinder aufmerksam macht, wird seit vielen Jahren sehr erfolgreich durch den Zonta-Club Höxter initiiert. Die Bäckerei Engel unterstützt die Veranstaltenden mit der eigens gestalteten Brötchentüte, auf der sie auf die Veranstaltungen am 25. November in Höxter und auf das bundesweite Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen hinweist. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter, Claudia Pelz-Weskamp, begründet das Aktionsprogramm: „Die Aussage der UN-Women, dass geschlechtsspezifische Gewalt allgegenwärtig und leider immer noch fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert ist, kann ich aus meiner Erfahrung als Gleichstellungsbeauftragte leider nur bestätigen. Mehr als die Hälfte aller Frauen in Deutschland meidet im Dunkeln bestimmte Straßen, Plätze und Parks, da sie sich dort unsicher fühlen. 52 Prozent der Frauen meiden nachts den öffentlichen Personennahverkehr. Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine (Ex-)Partnerin zu töten und jeden dritten Tag gelingt ihm das. Alle vier Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Partnerschaftsgewalt. Das sind Fakten, die uns alle erschrecken müssen!“ Daher freut sie sich besonders, dass in Höxter das Frauennetzwerk so gut zusammenhält und gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Höxter dieses Aktionsprogramm gegen Gewalt an Frauen und Kinder durchführt. Das Frauennetzwerk Höxter besteht derzeit aus 37 Gruppen und Verbänden, die sich aktiv für die Gleichstellung von Frauen und Mädchen einsetzen.
Foto: Thomas Kube