Landkreis Holzminden (red). Über 40 Naturinteressierte waren der Einladung des NABU Holzminden ins Hotel Kiekenstein gefolgt, um im Rahmen der Jahreshauptversammlung mehr über die erfolgreiche Zusammenarbeit im regionalen Naturschutz zu erfahren. Dr. Ansgar Hoppe, Leiter der Ökologischen Station Solling-Vogler (ÖSSV), begann seinen Vortrag mit einem Überblick über die Aufgaben der Ökologischen Station, die sich insbesondere um den Erhalt des artenreichen Grünlandes in den Landkreisen Holzminden und Northeim kümmert und die Arbeit des Projektbüros Kooperativer Naturschutz im Naturpark Solling-Vogler fortführt. Danach legte er den Fokus auf den Erwerb wertvoller Flächen durch den NABU, der durch zwei große Förderanträge beim Land Niedersachsen möglich war. Zehn Grundstücke (insgesamt 14 Hektar) vom Kruckberg bei Linse, über die Rühler Schweiz bis zum Stadtrand von Holzminden konnten dadurch in den vergangenen Jahren gekauft und auf einigen von ihnen auch Maßnahmen zum Insektenschutz durchgeführt werden.
„Es geht dabei nicht darum, den Landwirten Flächen wegzunehmen - im Gegenteil“, stellte Dr. Hoppe klar. Durch die Maßnahmen kann vielmehr lange nicht mehr genutztes und verbuschtes Grünland wieder von Schafen und Rindern beweidet werden. „Dabei sehen die Flächen nach dem Einsatz von Maschinen zuerst wüst aus“, gab Dr. Hoppe zu. Es sind aber meist noch genug Samen im Boden, teilweise auch seltener Pflanzen wie Orchideen, die keimen, sobald sie wieder mehr Licht bekommen. Die nachhaltige Nutzung durch die Weidetiere ist wichtig, damit die Flächen nicht gleich wieder zuwachsen. In eine nährstoffreichere Wiese am Burgberg, auf der Heidschnucken weiden, wurden außerdem Streifen gefräst und am Holzberg gewonnenes Saatgut per Hand eingesät, um mehr Lebensraum für den Goldenen Scheckenfalter zu schaffen, der in Niedersachsen nur noch am Burgberg vorkommt. Als weiteres Beispiel für die gute Zusammenarbeit im regionalen Naturschutz stellte Dr. Hoppe das Schutzprojekt für die Arnika vor. Nur durch die Kooperation zwischen Naturpark, Landesforsten, Naturschutzbehörden und der Hochschule in Höxter konnte die seltene Pflanze im Solling vor dem Aussterben bewahrt werden. Auch der NABU stellte seine Fläche im Hellental für eine Wiederansiedelung zur Verfügung.
Nach dem gelungenen Vortrag wurden langjährige Mitglieder geehrt: Christiane Drews, Angela und Siegfried Reineke, Patric Schmidt (30 Jahre), Karlheinz Köhler (31 Jahre) sowie Oliver Balke, Marianne und Tanja Frischgesell, Stefan Koch und Rüdiger Schmidt (40 Jahre) erhielten Urkunden und Ehrennadeln. In ihrem Tätigkeitsbericht griff die Vorsitzende Tanja Frischgesell einige Themen des Vortrages auf und berichtete von über 40 Arbeitseinsätzen durch ehrenamtliche NABU-Aktive im vergangenen Jahr. Manche NABU-Flächen können nicht durch Landwirte bewirtschaftet werden, auf empfindlichen Biotopen, wie der Quellwiese Merxhausen, ist Handarbeit nötig. Beim Artenschutz lagen die Schwerpunkte 2022 bei Amphibien und Mauerseglern. Anschließend bestätigte die Versammlung Tanja Frischgesell als Vorsitzende und Stefanie Beyer, Dr. Kai Hofmann, Torsten Maiwald und Heiko Niehaus als stellvertretende Vorsitzende im Amt und wählte Hartwig Helmerichs neu in den zwölfköpfigen Beirat.
Foto: Hartwig Helmerichs