Höxter (TKu). Das Landesgartenschau-Gelände im Weserbogen bei Corvey verändert sich in diesen Tagen nahezu stündlich und bringt darüber hinaus sogar einige Bau-Highlights mit sich. „Form follows nature“ – getreu diesem Motto erhält das Landesgartenschau-Gelände in Höxter gerade sehr innovative und nachhaltig gefertigte Aufenthaltsorte namens „Strohboide“, die hier zurzeit installiert werden. Zehn kleine und zwei große „Strohboiden“ verteilen sich bald im Weserbogen in Corvey und auf dem Wall Höxter. Sie sehen aus wie ein besonders geformtes Kuppelzelt, sind aber nutzbar wie ein festes Gebäude. Die zwei größten und jeweils 70 Quadratmeter großen Pavillons sollen das neue Besucherzentrum auf dem LGS-Gelände werden. In einem Strohboid möchten sich die Tourismusverbände der gesamten Region präsentieren, organisiert von der GfW des Kreises Höxter. Der zweite große Strohboid-Pavillon ist gedacht zur Anmietung für Tagungsveranstaltungen durch Vereine, Institutionen oder Organisationen. Bis zu 70 Personen können darin sitzend und mehr als 100 Menschen stehend ihren Platz finden. Die Strohboiden zeichnet nicht nur deren innovative Form aus, es ist auch ein sehr nachhaltiges, Co2-neutrales Produkt, das von dem Unternehmen „Strohboid GmbH“ aus Österreich geliefert und aufgebaut wird. Der Name „Stroh“ in Strohboid komme daher, weil man den Pavillon mit Stroh als Wärmedämmung auskleiden kann. Sechs Tonnen CO₂ seien im verarbeiteten Buchenholz gespeichert, für Produktion und Transport würden hingegen nur drei Tonnen CO₂ verbraucht, berichtet der Projektleiter Jakob Lanschützer vom ausführenden Unternehmen. Als „gelebte Nachhaltigkeit“ bezeichnete die Baudezernentin und LGS-Geschäftsführerin Claudia Koch diese Bauten. Als Koch diese einfache, aber innovative architektonische Bauweise zum ersten Mal gesehen habe, sei sie als Ingenieurin sofort „schockverliebt“ in die Strohboiden gewesen. „Die doppelt gebogene Konstruktion aus Baubuche zeichnet sich außerdem durch eine enorme Stabilität aus, die Stahl in den Schatten stellt“, ergänzt Claudia Koch. Die doppelte Krümmung des Holzes sorge dafür, dass die nachhaltigen Bausysteme besonders stabil sind, erklärt Projektleiter Jakob Lanschützer.
„Die großen Pavillons bestehen aus einer Holzgitterschale und einer speziellen Bespannung mit Fenstern und Türen. Die Strohboids trotzen selbst Orkanböen und hohen Schneelasten. Die Bespannung ist eine wetterfeste Membran, die Sonne, Wind und Regen erfolgreich abhält und gleichzeitig Licht ins Innere lässt“, ergänzt Projektleiter Lanschützer. Höxter haben die Strohboiden zusammengefaltet wie eine Zieharmonika erreicht, transportiert auf einem Pick-up-Truck-Anhänger. Aktuell werden auf dem Gartenschau-Gelände außerdem zehn kleine Strohboiden aufgestellt, welche die Besucherinnen und Besuchern zum Verweilen einladen sollen. „Sieben Pavillons davon stehen beim Weserfestplatz auf dem Gartenmarkt“, sagt Paul Seydell, Bauherrenvertreter der Landesgartenschau. Auch an anderen Stellen im Gelände hat die Firma Strohboid Pavillons aufgestellt, so zum Beispiel neben dem neuen Spielplatz „Welt des Mittelalters“ auf dem Wall. Der Pavillon ist als Rückzugsort für Eltern und Kinder gedacht, zum Beispiel zum Wickeln und Stillen. „Er wird ausgestattet von der Höxteraner Firma Alvi und ist damit ein Angebot für junge Mütter und Familien“, sagt Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann, der ergänzt: Die Landesgartenschau sei eine Plattform, wo die Besucher innovative Bauweise kennenlernen können.
Schon von weitem zeichnen sich die einzigartigen Pavillons im Zentrum des Weserbogens ab. „Die Pavillons der Landesgartenschau sollten einen hohen Wiedererkennungswert haben, nachhaltig produziert und zweckmäßig sein. Keine leichte Aufgabe, aber wir sind fündig geworden.“ Glücklicherweise sei Koch sie auf das Start-up aus Österreich gestoßen, das von den beiden Firmengründern Max Schade und Fritz Walter ins Leben gerufen wurde. Die Idee entstand bei ihrem gemeinsamen Studium in Graz. Die Strohboid GmbH mit Sitz in Österreich verkauft ihre Pavillons in ganz Europa. Das Landesgartenschau-Gelände im Weserbogen verändert sich gerade stündlich: Aktuell werden gerade 80.000 Frühblüher in die Erde gesetzt. Auch bautechnisch verändert sich das LGS-Gelände: Errichtet wird neben den Strohboiden gerade eine 800 Quadratmeter große Agri-PV-Anlage mit Lichtdurchlässigen Solarplatten bei gleichzeitiger Wasserstofferzeugung, eine große Blumenhalle und die Hauptgastronomie mit einem großen Gebäude. Die große Überdachung für die Veranstaltungen soll in der kommenden Woche installiert werden. Die Eröffnung der Landesgartenschau findet in etwa vier Wochen, am 20. April 2023, statt.
Fotos/Video: Thomas Kube