Hameln/Holzminden (red). Der Ausbildungsmarkt im Weserbergland zeigt eine klare Tendenz: jedes Jahr kommen mehrere Ausbildungsberufe hinzu - derzeit sind es mehr als 350. Den jungen Bewerbern böte sich damit „die Qual der Wahl“, sagen Vertreter der Arbeitsagentur, der IHK, der Kreishandwerkerschaft und des Jobcenters zur gemeinsamen Pressekonferenz in der Arbeitsagentur-Geschäftsstelle Holzminden. „Es geht nicht mehr darum, welchen Beruf ich bekomme, sondern welchen ich wähle“, sind sie sich sicher. Der Ausbildungsmarkt habe sich somit klar zu einem Bewerbermarkt gewandelt.
Und sie sagen ganz deutlich: egal ob im Handel oder in der Industrie, eine Ausbildung ist für junge Leute immer die Grundsicherung und Basis, um langfristig auf eigenen Füßen zu stehen. Dabei gelte es vor allem auch, die jungen Leute nicht komplett zu verlieren und in der Region zu halten. „Denn die Region hat viele Möglichkeiten“, sagt Berufsberater Heinrich Christian von der Heide.
Doch vor allem nach den letzten Ausbildungsjahren, die durch und durch von der Corona-Pandemie geprägt waren, gebe es jetzt einiges nachzuholen. „Der Abschlussjahrgang 2022 war durch den Lockdown und Maßnahmen wie Homeschooling betroffen“, sagt etwa Gerhard Durchstecher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hameln. Das habe dazu geführt, dass Schüler sehr viel weniger die Chance auf eine Berufsorientierung bekamen. So seien große Unsicherheiten bei der Entscheidung für eine Ausbildung oder ein duales Studium entstanden.
Gleichzeitig sei eine aktuell positive Entwicklung festzustellen. Seitdem die Möglichkeit besteht, ist die Berufsberatung wieder sehr aktiv in den Schulen. Jens Auberg, Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit in Hameln, berichtet: „Wir bieten die Möglichkeit, Jugendliche ganz individuell zu beraten. So können wir auf die Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler individuell eingehen und gemeinsam mit ihnen einen Plan dafür entwickeln, wie ein nachhaltig erfolgreicher Weg ins Berufsleben gelingt.“
Bilanz im Weserbergland: So sehen die Zahlen aus
Die Agentur für Arbeit zieht für den Ausbildungsstellenmarkt im Weserbergland Bilanz: 2.478 junge Menschen meldeten sich vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 bei den Geschäftsstellen und Jobcentern in den Kreisen Holzminden, Hameln-Pyrmont und Schaumburg als Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das sind 102 weniger als im Vorjahr (-4,0 Prozent) Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum vorherigen Jahr konstant geblieben: 2.662 Ausbildungsstellen wurden gemeldet.
Mit 2.478 gemeldeten Bewerbern und 2.662 Ausbildungsstellen ist die Bilanz im Berichtsjahr 21/22 somit rechnerisch im Weserbergland fast ausgeglichen, für jeden jungen Menschen, der sich ausbildungssuchend gemeldet hat, war also theoretisch eine Ausbildungsstelle vorhanden.
61 Ausbildungssuchende waren zum 30. September noch ohne Ausbildungsplatz oder eine andere konkrete Perspektive. Im Vorjahr waren zu diesem Zeitpunkt 79 Jugendliche unversorgt (-22,8 Prozent). Bei den Ausbildungsstellen blieben 91 unbesetzt, 35 mehr als im Vorjahr (+62,5 Prozent).