Holzminden (red). Von der Theorie in die Praxis: Beim Experimentier-Tag können die Schülerinnen und Schüler des beruflichen Gymnasiums der Georg-von-Langen-Schule, Berufsbildende Schulen Holzminden, einen ganzen Tag lang ihr biologisches Wissen in praktischen Versuchen anwenden und so noch tiefere Einblicke in die Denk- und Arbeitsweisen der Biologie erhalten.
Ab dem Zentralabitur 2022 können Schüler- und Demonstrationsexperimente zum festen Bestandteil der Abiturprüfungen in Kursen auf erhöhtem Anforderungsniveau werden. Aus den landesweit vorgelegten Prüfungen kann eine der Prüfungsaufgaben mit experimentell ausgerichteter Aufgabenstellung ausgewählt werden. Die Experimentalaufgabe ist von den Prüflingen selbständig durchzuführen, auszuwerten und zu deuten.
Um die insgesamt 17 Schülerinnen und Schüler der Biologie-Leistungskurse des zwölften und dreizehnten Jahrgangs optimal auf diese neue Herausforderung vorzubereiten, hieß es am Montag: Ab in die Laborkittel und her mit der Schutzbrille! Pünktlich zum Unterrichtsbeginn wurde der eintägige Experimentier-Workshop mit einer Sicherheitsbelehrung und einer Einweisung in das Chemielabor im Technikzentrum der Georg-von-Langen-Schule eröffnet. Erst danach konnten sich die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten nacheinander den fünf Stationen widmen, welche im Vorfeld von den betreuenden Lehrkräften Anja Beckmann, Chiara Kockmann und Jana Mordmüller vorbereitet und aufgebaut worden waren.
Jede Station erforderte ganz unterschiedliche Fertigkeiten und Arbeitstechniken der Lernenden. So mussten sie beispielsweise ein Abziehpräparat der oberen Blattschicht eines flammenden Käthchens anfertigen oder einen Blattquerschnitt eines Efeublattes erstellen. Hierbei waren Geduld und Fingerfertigkeit gefragt, damit unter dem Mikroskop die feinen Zellstrukturen des Blattes erkennbar waren und die Experimentierenden eine angemessene wissenschaftliche Zeichnung des Präparats erstellen konnten.
Der dunkelgrüne Efeu spielte auch an einer weiteren Station eine essentielle Rolle, an der mit Dünnschichtchromatografie die in ihm enthaltenden Blattfarbstoffe aufgetrennt und mit den Farbpigmenten aus der Petersilie verglichen wurden. Bei diesem Experiment musste äußert umsichtig und verantwortungsbewusst mit Chemikalien gearbeitet werden: Voraussetzung auch hierfür war ein hohes Maß an Disziplin und Konzentration bei den Lernenden. Neben Pflanzen, welche die Teilnehmenden aus ihrem Alltag kennen, spielten auch verschiedene Funktionsweisen des menschlichen Körpers eine maßgebliche Rolle. In einem aus drei Teilen bestehenden Experiment setzten sich die Jugendlichen mit der Enzymaktivität in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern wie beispielsweise der Temperatur auseinander. Es war an dieser Stelle besonders wichtig, den Überblick über die verschiedenen Teilversuche zu behalten, sodass alle auftretenden Veränderungen wahrgenommen, dokumentiert und folgerichtig ausgewertet werden konnten.
Der letzte Versuch beschäftigte sich mit der Verstoffwechselung von Zucker, einem Stoffwechselweg, mit dem sich die Schülerinnen und Schüler bereits in den vergangenen Wochen theoretisch auseinandergesetzt hatten. Mithilfe der Experimente erhielten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihr in der Schule erworbenes Wissen einmal ganz praktisch anzuwenden und damit das Gelernte zu verfestigen. Auch Beispielabituraufgaben standen zur Verfügung, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie diese Experimente in einer Abituraufgabe Anwendung finden.
Erst am späten Nachmittag wurde der Laborkittel abgelegt – die Lerngruppe war zwar erschöpft, zog jedoch ein positives Fazit. Der Experimentiertag, so die Schüler, sei viel angenehmer als acht Stunden Theorieunterricht am Stück. Durch die verschiedenen Themenbereiche war der Workshop abwechslungsreich und machte richtig Spaß. Außerdem, so die einhellige Meinung aller Teilnehmer, wurden die Inhalte über die Praxis wesentlich greifbarer. Das Abitur in Biologie mit Experimental-Teil kann kommen!
Foto: BBS Holzminden