Holzminden (lbr). „Das MWK hält nach mehrfacher Prüfung nicht mehr an dem Neubauvorhaben am Standort Holzminden fest. Aktuell werden gemeinsam mit der HAWK Alternativunterbringungen geprüft“, erklärt Ministeriumssprecher Sven Appel am heutigen Mittwochmittag. Am Nachmittag in einer weiteren Stellungnahme des MVK heißt es: "Das MWK hält nicht mehr ausschließlich an dem Neubauvorhaben am Standort Holzminden fest. Vor dem Hintergrund der inzwischen mehr als sieben Jahre dauernden Abstimmungen und Gespräche zu einem Ersatzneubau für die neue Fakultät Soziale Arbeit in Holzminden haben sich die HAWK und das MWK in Abstimmung entschieden, neben einem Ersatzneubau auch weitere Optionen zu prüfen. Eine zeitnahe Unterbringung der neuen Fakultät Soziale Arbeit ist hinsichtlich der Attraktivität des Studienstandortes und des Studienangebotes dringlich. Aktuell werden daher gemeinsam mit der HAWK Alternativunterbringungen in Holzminden geprüft."
Der geplante Neubau auf einer Fläche neben den Teichanlagen war in Holzminden stark umstritten. Es gab Unterschriftenaktionen, Diskussionsrunden und zahlreiche politische Debatten. Trotz der teils kontroversen Haltung in der Bevölkerung hatten Stadt und Landkreis den Planungsprozess vorangetrieben, inklusive Flächennutzungsplan und anschließend sollte ein Architektenwettbewerb folgen. Seitens der Hochschule wird die lange Planungsdauer kritisch gesehen. Die räumliche Situation sei zunehmend belastend, was sich auch auf die Attraktivität des Studienangebots auswirke.
Bürgermeister Christian Belke zeigte sich überrascht über die Entscheidung: Die Entscheidung des MWK, ein Neubauvorhaben für die HAWK in der Böntalstraße nicht mehr exklusiv als einzige Option zu verfolgen kann ich grundsätzlich nachvollziehen. Der Zeitraum dieser Entscheidung kommt für mich allerdings überraschend und ich hätte mir hierzu einen vorherigen Austausch mit den Entscheidungsträgern hier vor Ort gewünscht. Bislang ging es zuvorderst um eine Grundsatzentscheidung für den ländlichen Raum und die Aufrechterhaltung der Sozialen Arbeit hier am Standort Holzminden. Hierfür war und ist ein Neubau aus meiner Sicht weiterhin die sinnvollste und beste Variante."
Und er erklärt weiter: „Bislang gab es jedoch keinerlei Signal seitens der Landesregierung, dass die Bereitschaft bestand, die o.a. guten Studienbedingungen auch außerhalb eines Neubaus an der Böntalstraße umzusetzen. Insofern gab es auch keine belastbaren Alternativen. Es kommt daher jetzt darauf an, möglichst rasch belastbare Alternativen zu finden. Die Verwaltung hatte diese – nicht zuletzt aufgrund des schwierigen Prozesses der Herstellung der planungsrechtlichen Grundlagen für einen Neubau – bereits in der Vergangenheit in Absprache mit der Hochschule erörtert und steht diesem Prozess unterstützend gegenüber.“
Abschließend appelliert Belke: "Unter dem Strich geht es mir im Kern um den Erhalt der Sozialen Arbeit in Holzminden. Wenn das nicht in einem Neubau geht, dann muss eben alles getan werden, um eine Alternative zu finden und zu realisieren. Ich appelliere hierbei an die Verantwortung der Landesregierung für unsere ländliche Region, wo es eben nicht so einfach ist, wie in urbanen Zentren, Nachwuchs für unsere zahlreichen hervorragenden sozialen Einrichtungen zu generieren. Hätte ich mir etwas wünschen können, wären zuerst belastbare Alternativen im transparenten Austausch mit den örtlichen und regionalen Akteuren finalisiert worden, bevor die bislang von einer deutlichen politischen Mehrheit mitgetragene Lösung „Neubau“ in Frage gestellt wird."
Wie es jetzt mit einer Förderung des Landes aussieht, bleibt abzuwarten. Weitere Informationen sind durch unsere Redaktion beim Ministerium angefragt und folgen.
Hochschule zeigt sich irritiert
Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) zeigt sich tief enttäuscht über das endgültige Aus für den geplanten Ersatzneubau am Standort Holzminden. Die HAWK erklärte, man nehme die „Abschließende Prüfungsmitteilung“ des Landesrechnungshofes mit großer Irritation zur Kenntnis, wobei die Unterstellung einer Verschwendungssucht von Steuergeldern besonders schwer wiege. Vor allem, weil die Hochschule dies mehrfach und nachprüfbar widerlegt habe.
Es sei vielmehr seit sieben Jahren das Ziel der HAWK, eine angemessene und identitätsstiftende Unterbringung für den Bereich „Soziale Arbeit“ zu schaffen.
Scharfe Kritik übt die Hochschule zudem an der Methodik der Raumbedarfsprüfung durch den Landesrechnungshof. Dieser habe unter anderem seine Schlussfolgerungen auf lediglich zwei stichprobenartige Zählungen von Studierenden vor Ort gestützt. „Das halten wir für methodisch äußerst bedenklich“, sagte Präsident Hudy. Die Hochschule berufe sich in ihrer Planung auf die Vorgaben des Landes Niedersachsen, das im Juli 2024 einen Flächenbedarf von 630 Quadratmetern genehmigt hatte. In der Vergangenheit musste die HAWK den Verlust des baufälligen Gebäudes am Hafendamm mit rund 1.000 Quadratmeter Fläche hinnehmen.
Die Kritik am Bericht des Landesrechnungshofes geht noch weiter: Dass der Rechnungshof von einer rückläufigen Entwicklung der Studierendenzahlen spreche, sei aus Sicht der HAWK nicht nachvollziehbar. Die Kultusministerkonferenz rechne in Niedersachsen bereits für 2028 mit einem leichten Anstieg der Studierendenzahlen.
Man prüfe nun gemeinsam mit dem Ministerium alternative Lösungen, so Hudy, allerdings liege bisher keine formelle Entscheidung über das Aus des Neubaus vor. Vizepräsidentin Dr. Anne Faber betont: „Trotz vieler Gespräche und Bemühungen ist es offenbar nicht gelungen, den tatsächlichen Bedarf überzeugend zu vermitteln. Dabei geht es um unsere klugen Köpfe – bei den Studierenden wie bei den Mitarbeitenden.“
Diese Situation habe negative Auswirkungen auf die Attraktivität des Studienstandortes Holzminden, was sich auch auf die Gewinnung von Fachkräften für die Region auswirke. Der Appell der HAWK ist eindeutig: Eine zukunftssichere Entwicklung des Standorts Holzminden sei nur möglich, wenn die Bedarfe der Hochschule ernst genommen und entsprechend berücksichtigt werden.