Würgassen (red). Für die Region im Dreiländereck ist die Abkehr des Bundes vom Standort Würgassen ein großer Erfolg. Er erinnert an die Auseinandersetzung von David gegen Goliath.
„Zur Erreichung des Zieles kam für unsere Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck jedoch niemals der Einsatz einer Steinschleuder in Betracht“, so der erste Vorsitzende Martin Ahlborn.
„Nur eine kontinuierliche auf Sachargumenten basierende Zusammenarbeit mit den regionalen Kommunen, insbesondere mit Beverungens Bürgermeister, sowie einer länder- als auch parteiübergreifenden Abstimmung war für uns ein gangbarer Weg zum Ziel“. Die aktuelle Presseinformation des Landes Nordrhein-Westfalen spiegelt das Stimmungsbild exemplarisch wider. „So, wie der Bund mit dem Thema umgeht, kann man das Vertrauen der Menschen nicht gewinnen“, äußerte sich der zuständige Minister Laumann und unterstütze somit die nun vom Bund getroffene Entscheidung maßgeblich. Ohne die geschlossene Zusammenarbeit aller Akteure und der loyalen Vereinsmitglieder, die dem Vorstand vertrauensvoll den Rücken stärkten, wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Eine wirksame Strategie, die auch Dank professioneller Berater wie z.B. Rechtsanwalt Philipp Heinz aus Berlin und dem Verkehrsplanungsbüro RegioConsult abgerundet wurde.
Die Entscheidung des Umweltministeriums gegen Würgassen ist für die zukünftigen Beurteilungen bei der atomaren Entsorgung ein deutliches Signal. Nur durch Transparenz und sachliche Entscheidungen kann man dieser Herkulesaufgabe gerecht werden.
Die Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck ist für weitere Informationen kommenden Freitag auf dem Wochenmarkt in Beverungen mit einem Informationsstand vertreten und wird die positive Entscheidung zunächst im kleinen Rahmen feiern.
Statement von Sabine Tippelt
„Ich bin froh, dass Bundesministerin Steffi Lemke den zahlreichen Argumenten gegen die Einrichtung eines Logistikzentrums für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Würgassen gefolgt ist und dieses Thema nun vom Tisch ist. Die damalige Standortentscheidung ist unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgt. Die Vorgaben der Entsorgungskommission des Bundes wurden missachtet.
Durch die mangelnde Verkehrsanbindung und die Lage in einem hochwassergefährdeten Bereich, ist der Standort schlicht ungeeignet. Außerdem ist uns vor vielen Jahren ein vollständiger Rückbau des Kernkraftwerks Würgassen versprochen worden, jetzt kann wieder eine grüne Wiese entstehen.
Für ihr großes Engagement bei diesem Thema möchte ich mich bei den Bürgerinitiativen, unserem Ministerpräsidenten Stephan Weil sowie unserem Wirtschaftsminister Olaf Lies, gerade für die Erstellung des gemeinsamen Gutachtens mit NRW, bedanken.“
Statement von Johannes Schraps
"Wir freuen uns, dass das Bundesumweltministerium heute mitgeteilt hat, dass es kein Zwischenlager für schwach bis mittelradioaktiven Atommüll in Würgassen geben wird. Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat heute persönlich mit Bürgermeister Hubertus Grimm aus Beverungen telefoniert und ihm mitgeteilt, dass das Vorhaben nicht umgesetzt wird. Über diese Entscheidung sind wir hocherfreut. Die sachlichen Argumente haben offensichtlich den Ausschlag gegeben und wir sind froh, dass die Bedenken, die nun über viele Jahre von uns allen vor Ort immer wieder vorgetragen wurden, dass die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger vor Ort ernst genommen wurden. Deshalb gilt unser Dank der Bürgerinitiativen, die mit ihrem Engagement ganz maßgeblich zur kontinuierlichen Sichtbarkeit beigetragen haben, dass sich die gesamte Region im Drei-ländereck gegen das Vorhaben positioniert hat. Die Bürgerinitiativen haben sich für die Interessen der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt, ihre vielfältigen Bedenken aufgezeigt und immer wieder fachlich untermauert. Wir danken deshalb herzlich für das Engagement und die Unterstützung. Dies ist zweifellos ein großer Erfolg für die Region."
Statement von Uwe Schünemann
„Das ist eine großartige Nachricht für unsere Region. Es ist aber auch ein viel zu spätes Eingeständnis des Bundesumweltministeriums für ein intransparentes und grob fehlerhaftes Standortauswahlverfahren. Würgassen war eine politische und keinesfalls eine fachliche Entscheidung. Der länderübergreifende gemeinsame Widerstand und vor allem die hoch qualifizierten Stellungnahmen der Bürgerinitiativen haben die Bundesumweltministerin nunmehr unter Zugzwang gesetzt. Das Eingestehen von Fehlern verdient allerdings Respekt. Frühzeitig hatte ich die Notwendigkeit eines Bereitstellungslagers infrage gestellt. Das Gutachten aus NRW und Niedersachsen hat diese Annahme bestätigt. Ich bin erleichtert, dass jetzt auch die Bundesumweltministerin die Reißleine gezogen hat. Eine Fehlinvestition von bis zu 2 Mrd. € wird damit verhindert“, so Schünemann.
Statement von Helge Limburg
"Kein Atommüll in Würgassen - das ist eine gute Nachricht für die Region. Nach den voreiligen Festlegungen der Vorgängerregierung ohne Beteiligung vor Ort hat sich Steffi Lemke (Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) ausgiebig ein eigenes Bild gemacht und geprüft, ob und welche Alternativen es gibt. Staatssekretär Chris Kühn hat sich vor Ort dem Austausch gestellt. Wir Grüne in der Region hatten immer erhebliche Zweifel an der Eignung Würgassens für ein Logistiklager. Es ist gut, dass wir der Verantwortung für den von uns nie gewollten Atommüll nun gerecht werden können, ohne hierfür ein Logistikzentrum zu brauchen. Überzeugend war eben nicht St-Floriansprinzip, sondern das fachlich fundierte Engagement der Initiativen, der Kommunen, der Abgeordneten von vor Ort und der konstruktive Austausch mit dem Ministerium - und die dortige Bereitschaft zuzuhören und selbst verantwortungsvoll zu prüfen. Danke an alle Engagierten aus NRW und Niedersachsen, aus der Region, danke Steffi Lemke für diese gute Entscheidung für die Region", so Helge Limburg.
Statement von Kellermann
„Das sind gute Nachrichten für Niedersachsen und natürlich besonders für alle rund um den Standort Würgassen. Diesen Erfolg dürfen sich insbesondere die Umweltverbände und Bürgerinitiativen auf die Fahnen schreiben!“
Angesichts hoher rechtlicher und finanzieller Risiken wurde diese Fehlentscheidung der Vorgängerregierung in Berlin nun endgültig aufgegeben. Der Standort Würgassen im Überschwemmungsgebiet der Weser – 300 Meter entfernt von der Wohnbebauung in Niedersachsen und NRW und mit miserabler Verkehrsanbindung – war und ist ungeeignet für ein Atommülllager mit großen Mengen schwach- und mittelradioaktiven Abfällen.
Und die grüne Landtagsabgeordnete Britta Kellermann stellt klar:
„Das ist die richtige Entscheidung in einer insgesamt verfahrenen Situation, was die Endlagerung der Hinterlassenschaften aus dem Atomzeitalter betrifft.“
An die CDU und AFD richtet sie deutliche Worte: „Es ist ihre Sache, wenn sie permanent fordern, die AKWs wieder hochzufahren, aber dazu gehört auch endlich mal Verantwortung zu übernehmen für die Endlagerung und diese nicht denen zu überlassen, die die Atomenergie nie gewollt haben. Am Ende wollen sie den Atommüll nämlich auch nicht in ihren Wahlkreisen haben.“