Sehr geehrter Herr Bandke,
es ist ja schön, wenn jemand eine Meinung äußert, zu der er persönlich steht. Es ist aber nicht zu akzeptieren, wenn man meint, nur seine eigene Meinung sei die Richtige.
In der aktuell mal wieder hitzig geführten Schuldebatte gibt es sicherlich nicht nur eine einzige richtige Lösung, denn wenn dem so wäre, hätten unsere Kreistagsabgeordneten sicherlich bereits eine Entscheidung gefällt, die die Interessen aller Kreisbewohner berücksichtigt. Da dies jedoch leider nicht so ist, muss bzgl. der Schulthematik ein Abwägen aller Eventualitäten stattfinden. Am Ende dieses Prozesses sollte jeder Kreisabgeordnete lediglich nach seinem Gewissen abstimmen. Einen Fraktionszwang sehe ich in dieser Frage sehr kritisch.
Nun zu den Fakten: Dadurch, dass es immer weniger Schüler im Kreis Holzminden gibt und zudem viele Schüler eine Schule außerhalb des Landkreises besuchen, hat es sich die Politik und Kreisverwaltung zur Aufgabe gemacht, veränderte kostengünstige Strukturen für die Schullandschaft zu suchen. Hierzu liegen mehrere Vorschläge auf dem Tisch. Darüber welche Option letzten Endes für Schüler und Eltern die Richtige ist, lässt sich streiten. Eine zielgerichtete, sinnvolle Entscheidung kann meines Erachtens jedoch nur gefällt werden, wenn man nicht weg diskutierbare Fakten in seine Überlegungen einfließen lässt.
Welche Fakten sollten bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen? Hier ist zum ersten der bauliche Zustand der Gebäude mit ihren bestehenden Außenflächen (zwecks möglicher Erweiterungen) zu berücksichtigen. Zum zweiten ist abzuwägen, wie ein minimaler Schülertransport in der Entscheidung berücksichtigt wird. Hier ist selbstverständlich auch die Umweltverträglichkeit mit einzubeziehen, sodass man sich die Frage stellen muss, wie hoch die Transportkosten und der dadurch verursachte CO2 Ausstoß sind.
Als Drittes muss die Geburtenrate der einzelnen Gemeinden und Städte betrachtet werden, damit eine langfristige Entscheidung getroffen werden kann. Und zum Schluss ist noch die Akzeptanz der Eltern für eine Zusammenlegung von Standorten zu berücksichtigen. Die vorgenannten Fakten müssen transparent und eindeutig zusammengeführt werden, damit dann eine Entscheidung zusammen von Politik und Eltern getroffen werden kann. Weiterhin sollten Schulelternräte, Kreiselternräte, Personalräte der Lehrerkollegien und der Schuldezernent mit einbezogen werden. Die Schulstandorte Bevern, Eschershausen, Bodenwerder, Delligsen und Stadtoldendorf stehen bei der aktuellen Diskussion im Fokus. Eine Studie besagt, für die aktuell vorliegenden Schülerzahlen seien maximal drei statt der genannten fünf Standorte vollkommen ausreichend.
Die Mehrheitsgruppe im Kreistag will aus der Oberschule Bevern eine Außenstelle für die Oerschule Holzminden errichten. Die Oberschule Delligsen, die bzgl. der Schülerzahlen kleiner ist als die Haupt- und Realschule Eschershausen und die Oberschule Stadtoldendorf, soll aufgrund der geografischen Lage bestehen bleiben, da es bereits einen Schulverbund mit Duingen gibt. Die Oberschule Bodenwerder soll ebenfalls wie bisher weiter bestehen bleiben.
Geht es nunmehr um die Haupt- und Realschule Eschershausen und die Oberschule Stadtoldendorf. Wenn hier die von mir erwähnten Fakten für beide Standorte herangezogen werden, kann es eigentlich nur eine Lösung geben: Die Oberschule Stadtoldendorf hat bereits die Sportflächen, die in Eschershausen erst hergerichtet werden müssten. Ob ein Neubau in Eschershausen oder Stadtoldendorf errichtet wird, sollte auch von den Baukosten abhängen. Der Landkreis Holzminden ist jedoch bereits vollständiger Eigentümer der Flächen um die Schule in Stadtoldendorf, wohingegen in Eschershausen erst Flächen zugekauft werden müssten. Die Geburtenzahlen in Stadtoldendorf sind weitaus höher als die Geburtenzahlen in Eschershausen. Hieraus und aus den Schülerzahlen resultieren geringere Schülertransportkosten bei der Entscheidung für einen Schulstandort Stadtoldendorf, da die Anzahl der Fahrschüler im Vergleich zu einem Standort Eschershausen wesentlich geringer ausfällt. Somit ist eine Schule in Stadtoldendorf auch die umweltschonendere Lösung.
Es spricht also, sehr geehrter Bandke, alles für einen Standort Stadtoldendorf und nicht für einen Standort Eschershausen. Mich würde interessieren, ob andere Fakten, die ich nicht sehe, in eine derartige Entscheidung hineinspielen. Nicht berücksichtigen kann ich aber emotionale, lokalpatriotisch begründete Bauchgefühle, die bei Ihnen jedoch zu sehr und einseitig durchklingen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir diese, mir bislang nicht ersichtlichen Fakten nennen könnten.
Zum Schluss hoffe ich nur, dass jedem Kreistagsabgeordneten, egal aus welcher Gemeinde / Stadt er kommt, klar ist, welch einschneidende Entscheidung er mit seiner Stimme bei dieser Abstimmung trifft.
Gern bin ich auch zu weiteren sachlichen Dialogen bereit.
Hubertus Berhörster
Stadtoldendorf
*Für die Inhalte eines Leserbriefs ist einzig der genannte Autor verantwortlich, die Weser-Ith News distanziert sich von dem jeweiligen verfassten Artikel. Die jeweiligen Leserartikel enthalten dazu den Namen des Urhebers. Die Weser-Ith News behält sich das Recht vor, Leserartikel zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht insofern nicht.