Hameln (red). Mehr als 80 Jahre lang lebten die Menschen in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Linsingen-Kaserne mit Blick auf dicke, hohe Kasernenmauern und Stacheldraht. Seit dieser Woche nun hallt Kinderlachen über das früher streng abgeriegelte Gelände: Die Kita Nord, Hamelns größte und modernste Kindertagesstätte, ist fertig. Zehn Jahre nach Abzug der letzten britischen Soldaten hat die Stadt – nach der Eröffnung des Ada-Lessing-Parks im vergangenen Jahr – damit nun einen weiteren Meilenstein gesetzt auf dem Weg zur Entwicklung des knapp 17 Fußballfelder großen ehemaligen Militärgeländes.
Platz für mehr als 100 Kinder bietet die insgesamt 2.120 Quadratmeter große Kindertagesstätte mit der Adresse Ada-Lessing-Park 4 – die erste Adresse im neuen Quartier, das seit 2022 den Namen der Frauenrechtlerin und Pazifistin trägt. In sechs Gruppenräumen, jeder einzelne davon ausgestattet mit einem eigenen Schlaf- oder Differenzierungs- und Waschraum und einer eigenen Garderobe, werden aktuell 30 Krippenkinder zwischen 1 und 3 Jahren und 72 Kinder über 3 betreut. Die Kita Nord hat ein inklusives Konzept und eine barrierefreie Ausstattung unter anderem mit einem höhenverstellbaren Waschtisch, einem Wickeltisch mit unterfahrbarer Hebevorrichtung und barrierefreien Wegen auf dem Außengelände. Acht Kinder mit Behinderung haben aktuell hier einen Platz, langfristig könnten es 16 werden – vorausgesetzt, es können noch weitere heilpädagogische Fachkräfte eingestellt werden. Apropos Außengelände: Auf 2.040 Quadratmetern kann hier ausgiebig gerutscht, gematscht, geklettert und geschaukelt werden – das alles in einem geschützten Raum, umgeben vom U-förmigem Kita-Bau.
Baubeginn war im Januar 2023, bis Mitte Mai wurden unter erschwerten Witterungsbedingungen Kanal- und Tiefbauarbeiten abgeschlossen. Der Rest ging – modernste Fertigbauweise macht’s möglich – recht schnell: Ab Mitte Juni 2023 wurden die vorgefertigten Holzmodule aufgestellt, zweieinhalb Monate später konnte bereits Richtfest gefeiert werden. Inflation, Lieferengpässe, gestiegene Energie- und Baustoffpreise ließen die Baukosten zwischenzeitlich steigen, von ursprünglich 7,28 auf knapp 10,28 Millionen Euro. Dieser Kostenrahmen kann nun eingehalten werden.
Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese zeigt sich erleichtert, dass die „Leuchtturm“-Kita, wie er sie nennt, nun endlich an den Start geht. Im vergangenen Jahr fehlten in Hameln rund 200 Betreuungsplätze, „aus einem eigentlich sehr schönen Grund“, wie er sagt: In Hameln werden wieder mehr Kinder geboren. Mit der neuen Kita Nord sind nun noch knapp 100 Kinder ohne Betreuungsplatz – diese Zahl allerdings schwankt, fast täglich kommen neue An- und Abmeldungen hinzu.
„Besonders froh bin ich auch darüber, dass wir es trotz Fachkräftemangel geschafft haben, alle Gruppen bis zur Eröffnung nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Fachpersonal zu füllen“, sagt Griese: Eine Leitung und eine stellvertretende Leitung, 17 Erzieherinnen und Erzieher, vier heilpädagogische Fachkräfte, drei sozialpädagogische Assistenzkräfte, ein Auszubildender, ein Jahrespraktikant und drei Reinigungskräfte arbeiten in der Kita Nord. Gesucht und gefunden wurden viele von ihnen auf eine für eine Stadtverwaltung recht ungewöhnliche Art: Im Dezember 2023 war eine großangelegte Marketing-Kampagne angelaufen, Kino-Spot, YouTube- und TikTok-Clips inklusive. Per Schnell-Bewerbung konnten interessierte Fachkräfte unkompliziert Kontakt zur Hamelner Kita-Abteilung aufnehmen. Griese: „Auf einem – man kann es nicht anders sagen: fast leergefegten – Arbeitsmarkt haben wir auf diese Weise knapp 120 Kontakte knüpfen können und mehr als 20 Bewerbungen erhalten.“ Das Team der neuen Kita Nord hat die letzten Monate genutzt, um schon einmal „Hamelner Kita-Luft“ zu schnuppern und geht nun hoch motiviert an die Arbeit.