Holzminden. Liebe Leserinnen und Leser, stimmen Sie mir zu, wenn sich sage: „Alles, was wir zu uns nehmen, scheiden wir auch irgendwie wieder aus?“ Das gilt für Nahrung, Medikamente und psychoaktive Substanzen gleichermaßen.
Das sind meine Erfahrungen aus der langjährigen Behandlung meiner Patienten. Ich möchte Ihnen nachstehend drei Beispiele nennen, damit Sie die Wechselwirkung von Medikamenten und Rauschmitteln für sich und andere beurteilen können.
Vorab möchte ich ganz klar sagen, dass Medikamente häufig notwendig, ja lebensnotwendig sind, und ich keineswegs deren Einnahme anzweifele oder verurteile. Es gibt aber auch eine Schattenseite, nämlich die Neben- und Wechselwirkungen, für die ich Sie hier sensibilisieren möchte.
Beispiel 1 – Penicillin: Penicillin ist uns allen bekannt. Es ist eines der ältesten Antibiotika, die in der Medizin gegen bakterielle Krankheitserreger erfolgreich eingesetzt werden. Studien belegen aber auch, dass acht bis zwölf Prozent der Menschen allergisch auf Penicillin reagieren.
Dieser Erfahrung musste auch Frau E. im Alter von Mitte 40 machen. Sie litt rund vier Wochen unter unerklärlichen Symptomen, wie Fieber, Schmerzen, Durchfall, Atemnot und Krampfanfällen. Sie wurde von Kopf bis Fuß untersucht. Es wurde aber nichts gefunden, bis ich in ihren Unterlagen gesehen habe, dass sie seit ihrer Jugend allergisch auf Penicillin reagiert.
Da sie selbst kein Penicillin eingenommen hatte, wurde das Umfeld beleuchtet. Frau E. konnte bestätigen, dass ihrem Ehemann circa fünf Wochen zuvor aufgrund einer bakteriellen Erkrankung Penicillin verabreicht wurde. Frau E. hatte durch den Austausch von Speichel und anderen Körperflüssigkeiten auf die Medikamente ihres Mannes reagiert. Frau E. konnte dementsprechend gezielt behandelt werden, so dass alle körperlichen Symptome zurückgegangen sind.
Beispiel 2 – ein bestimmtes Medikament: Herr P., Anfang 50, ist mit 130 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,80 Metern stark übergewichtig. Er litt unter Schmerzen in den Extremitäten und Gelenken und bekam gegen diese Beschwerden mehr als zwei Jahre lang ein bestimmtes Medikament. Da die Beschwerden nicht abnahmen, wurden das Mittel nach zwei Jahren ergebnislos abgesetzt. Innerhalb eines Jahres konnte Herr P. sein Gewicht um stolze 40 Kilogramm auf 90 Kilogramm reduzieren, was sich positiv auf Extremitäten und Gelenke auswirkte, aber völlig unerwartet weitere unerklärliche Beschwerden hervorrief.
Durch eine umfängliche Untersuchung ist deutlich geworden, dass diese Beschwerden mit der eingangs dargestellten lang zurückliegenden Medikamentengabe in Zusammenhang standen. Das Medikament wurde nicht vollkommen ausgeschieden, sondern teilweise in den Fettzellen gelagert. Durch den Gewichtsverlust und das damit einhergehende Schmelzen von Fettzellen wurden die medikamentösen Einlagerungen freigegeben und haben zu Beschwerden geführt.
Beispiel 3 – Psychoaktive Substanzen: Im Kontext der Beispiele 1 und 2 möchte ich Sie spätesten jetzt – nach Legalisierung des Besitzes von Cannabisprodukten – auch auf die Wechselwirkung solcher und anderer psychotroper Substanzen aufmerksam machen. Es sind Substanzen, die eine Veränderung des Bewusstseins und der Psyche bewirken können und somit die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen und Handeln und nicht zuletzt die Gesundheit beeinflussen.
In höherer Dosierung können diese Substanzen akute Vergiftungen auslösen sowie lebensgefährliche Auswirkungen haben. Und auch hier sind Wechselwirkungen zu beobachten. Das bedeutet, dass sie selbst nicht einmal diese Substanzen konsumiert haben müssen, aber durch Ihren Partner, der regelmäßig Rauschmittel verwendet, über den Austausch von Speichel und anderen Körperflüssigkeiten negative Auswirkungen haben können. Und diese Auswirkungen treffen möglicherweise nicht nur Sie persönlich, sondern zum Beispiel in einer Schwangerschaft auch Ihr ungeborenes Kind.
Es ist mir wichtig, Sie, liebe Leserinnen und Leser, über diese Neben- und Wechselwirkungen zu informieren und für mögliche Konsequenzen Ihres eigenen Handelns auf Ihre Liebsten oder das ungeborene Leben zu sensibilisieren.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund
Essef Kantarcioglu
Master of Health
www.praxis-essef.de