Boffzen (red). Wenn es um Hidden Champions geht, also Firmen, die fernab der Öffentlichkeit arbeiten, aber weltweit Einzigartiges produzieren, dann ist der Landkreis Holzminden reich gesegnet. Die W. Schmitz Kunststofftechnik ist so ein „unscheinbares“ Unternehmen. Es hat sich auf die Belieferung der Isolierglasindustrie mit Kunststoff-Zubehörteilen und konfektionierten Sprossen spezialisiert und damit aufgrund seiner Innovationsstärke eine Vorreiterrolle in diesem speziellen Markt eingenommen. Trotz dieser Nischenposition entwickelt das Boffzer Unternehmen aber stetig neue Produkte, wie kürzlich eine innovative Abschlussleiste für Fensterbänke. Landrat Michael Schünemann hat den Betrieb gemeinsam mit Samtgemeindebürgermeister Tino Wenkel, Kreisbaurat Ralf Buberti und Wirtschaftsförderin Dr. Jutta Klüber-Süßle besucht, um sich einen Einblick zu verschaffen. Mit den Geschäftsführer*innen Eva Schmitz, Dr. Michael Frigge und Werner Schmitz diskutierte die Delegation während des Besuches über die derzeitige wirtschaftliche Situation.
Angesichts des Einbruchs im deutschen Bausektor betonte Firmengründer Werner Schmitz die Bedeutung der internationalen Ausrichtung. Die hohe Qualität und Liefertreue würden global geschätzt. Auch eine mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden beantragte Investitionsförderung habe dem Unternehmen in den letzten Jahren geholfen. Im weiteren Gespräch wurden die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Beantragung von Fördermitteln deutlich. Kurze Durchführungszeiträume und hohe Dokumentationsanforderungen stellten alle Unternehmen vor große Probleme. Landrat Schünemann machte deutlich, dass er die Verteilung von finanziellen Unterstützungen künftig stärker über Schlüsselzuweisungen statt weiterer Förderprogramme mit hohen Anforderungen sehe. Auch Boffzens Samtgemeindebürgermeister wurde deutlich: „Die Förderkulisse geht an der Praxis vorbei“, kritisierte Wenkel.
Wie überall gestaltet sich auch die Gewinnung neuer Mitarbeitender trotz familiärer Atmosphäre für die W. Schmitz Kunststofftechnik schwierig. Dr. Michael Frigge berichtete dabei unter anderem von proaktiven Recruiting-Methoden wie persönlich überbrachten Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. „Da fährt man schon als Geschäftsführer direkt zu den Leuten vor Ort, um sie zu erreichen“, schilderte er über die kreative Personalsuche.
Auch die Planungen zur Verbesserung der Energieeffizienz wurden besprochen. Neben der Erweiterung der bestehenden Photovoltaikanlage werden bei der W. Schmitz Kunststofftechnik die Nutzung von Maschinenabwärme und die Installation eines Kleinwindkraftwerks in Betracht gezogen. Kreisbaurat Ralf Buberti sagte zu, detailliertere Informationen über die Voraussetzungen für die Errichtung solcher Anlagen zukommen zu lassen. Die Wirtschaftsförderung wird darüber hinaus zu den Möglichkeiten in Bezug auf Förderungen beraten und unterstützen.
Landrat Schünemann zeigt sich am Ende beeindruckt: „Die Vielfalt der Unternehmen im Landkreis ist unglaublich. Das ist unsere Stärke. Wir haben ganz viele wichtige Spezialisten und sind nicht von einer einzelnen Branche abhängig.“
Foto: Julia Bielefeldt/Landkreis Holzminden