Holzminden (red). Als einziger Verlag mit einer eher regionalen Ausrichtung wurde der Verlag Jörg Mitzkat aus Holzminden mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet. Der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ausgelobte Preis wurde an 64 unabhängige Verlage vergeben. Kulturstaatsminsterin Claudia Roth betonte bei der Preisverleihung in Berlin, dass Bücher von unschätzbaren Wert für eine lebendige Demokratie seien. Diese Meinungsvielfalt werde durch die vielen unabhängigen Verlegerinnen und Verleger erst sichtbar gemacht.
Die festliche Preisverleihung im Berliner Theater im Delphi sollte verdeutlichen, dass sich die Bundesregierung, so Claudia Roth, zum Medium Buch bekenne: Neben dem Deutschen Verlagspreis sorge auch der KulturPass der Bundesregierung, der bisher zu einem großen Teil für Buchkäufe genutzt werde, für Rückenwind in der Buchbranche.
Der Verlag Jörg Mitzkat wurde vor allem für seine Publikationen, die sich mit Verfolgung und Ausgrenzung in der Region des Weserberglandes beschäftigen, ausgezeichnet. Als herausragende Autoren sind hier Bernhard Gelderblom, Klaus Kieckbusch aus Holzminden oder Wolfgang Schäfer aus Bodenfelde zu nennen. Deren Bücher über die Geschichte von Juden und anderen in der NS-Zeit verfolgten Bevölkerungsgruppen werden vom Verlag Jörg Mitzkat in angemessener Form und sorgfältiger Gestaltung dauerhaft publiziert.
Ein weiteres Kriterium der Jury, das auf den Holzmindener Verlag zutrifft, ist das kulturelle Engagement über das reine Buch hinaus – so werden mit Ausstellungsprojekten literarische Themen auf anderen Ebenen vermittelt. Hier sind die Ausstellungen zu „Wilhelm Raabe im Weserbergland“ oder „Zeitreise“ zu nennen – in Vorbereitung ist aktuell eine Ausstellung zu „Engelchristine“ über das Frauenleben auf dem Dorf im 19. Jahrhundert.
Der Deutsche Verlagspreis wurde 2018 ins Leben gerufen. Es wurde seinerzeit allzu deutlich, dass die Konzentration im Buchhandel und eine damit einhergehende Verschlechterung der Konditionen die kleineren unabhängigen Verlage in Existenznot bringt. Aus 358 Bewerbern wurden in diesem Jahr 60 Verlage mit einem Preisgeld von 24.000 € ausgezeichnet. Drei herausragende Verlage bekamen ein Preisgeld von 60.000 €, und ein unabhängiger Verlag mit einem Jahresumsatz von mehr als drei Millionen € wurde mit einem undotierten Gütesiegel ausgezeichnet, dies war in diesem Jahr der Wallstein Verlag Göttingen.
Das Preisgeld ist an die Realisierung von Verlagsprojekten gebunden. Im Verlag Jörg Mitzkat werden in diesem Jahr unter anderem noch ein Bildband über Luchse im Harz, eine komplett überarbeitete Neuauflage von „Hameln – damals und heute“ sowie das Buch „Lebenswege unterm Hakenkreuz“ erscheinen.
Seit 1994 hat der Verlag mehr als 300 Bücher – Bildbände, Sachbücher, Freizeitführer, Romane und Krimis – über die Region Südniedersachsen und Ostwestfalen veröffentlicht. Diese Bücher sind eine dauerhafte Quelle des Wissens über diese Region, manch eine darin publizierte Erkenntnis wird nur in dieser Form öffentlich zugänglich bleiben.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der Erhalt der vielfältigen Buchlandschaft in Deutschland auch in den Händen der Leserinnen und Leser liegt, denn der Einkauf beim Buchhändler vor Ort oder direkt beim Verlag trägt erheblich dazu bei, dass die Erlöse des Buchgeschäfts nicht bei internationalen Konzernen landen.
Foto: Mitzkat