Holzminden (lbr). Die Bücher voll und das Lager fast leer - so geht es derzeit zahlreichen Handwerksunternehmen in Deutschland. Die Nachfrage an Baumaterialien ist hoch, das Material knapp und der Preis dementsprechend hoch. Auch Betriebe aus unserer Region bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Unsere Redaktion hat mit team baucenter GmbH Holzminden und dem Dachdeckerbetrieb Mairose gesprochen. 

Ein Beispiel, welches die extreme Preissteigerung für jeden greifbar macht, sind die Kosten für eine Dachlatte. „Früher 70 Cent, heute drei Euro“, sagt Dieter Nürnberg, team-Standortleiter in Holzminden. „Wir mussten bereits vorsorglich Kurzarbeit beantragt für die nächsten Monate. Es ist fraglich, ob wir ab Mitte Juni noch ausreichend Holz haben“, erklärt Jan Wehenkel, Inhaber und Dachdeckermeister. Er habe bereits im Dezember Material bestellt, welches noch immer nicht angekommen sei. „Und wenn man Material bekommt, dann nur zu hohen Preisen“, ergänzt er. 

Ein Grund für die Entwicklung ist die starke Nachfrage nach Holz und das weltweit. Auch in Deutschland herrscht derzeit ein extremer Bauboom. Weitere Faktoren, die ebenfalls zu der Entwicklung beigetragen haben, sind der starke Wintereinbruch, Schädlingsbefall und die attraktiven Fördermittel für energetische Sanierungsmaßnahmen. Bei Polystyrol-Produkten und anderen Baustoffen komme es derzeit ebenfalls zu Engpässen. 

„Die Preissteigerung ist so enorm, dass ich Kunden derzeit nicht empfehlen kann ihr Dach sanieren zu lassen“, so Wehenkel und ergänzt: „Zumal wir aufgrund der Lieferschwierigkeiten nur schwer unsere bevorzugte, ökologische Bauweise anbieten können.“ Außerdem könne es auch zu Verzögerungen oder gar Baustopps kommen. „Wir wissen darum, dass die Situation angespannt und neu für alle Beteiligten ist. Wir bemühen uns weiterhin mit aller Kraft um Preisstabilität und Lieferfähigkeit“, sagt Nürnberg und bittet die Kunden gleichzeitig für Verständnis. 

Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) weist ebenfalls stetig auf die Holzkrise und damit verbundenen Probleme hin. Der Verband setzt nun auf Unterstützung aus der Politik. Man hoffe, dass die Politik den Ernst der Lage erkenne und der Materialpreissteigerung etwas entgegensetze wird. Zudem versendete der Verband ein Musterschreiben, welches die Dachdeckerbetriebe an ihre Landtags- und Bundestagsabgeordneten schicken sollen, um die Lage zu schildern. Auch Wehenkel wendete sich bereits an die Abgeordneten.