Weserbergland (red). Die Agentur für Arbeit zieht für den Ausbildungsstellenmarkt im Weserbergland Bilanz: 2.955 junge Menschen meldeten sich vom 01. Oktober 2018 bis zum 30. September 2019 bei den Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Hameln und den Jobcentern in den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Holzminden und Schaumburg als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Dies sind 156 weniger als im Vorjahr (-5,0 Prozent). Auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ging im Vergleich zum vorherigen Berufsberatungsjahr zurück: 2.595 Ausbildungsstellen wurden gemeldet, 123 weniger als in 2018 (-4,5 Prozent).

59 Ausbildungssuchende waren zum 30. September noch ohne Ausbildungsplatz oder eine andere konkrete Perspektive. Im Vorjahr waren es noch 34 unversorgte Jugendliche gewesen (+73,5 Prozent). Ein Jahr davor sind es 51 gewesen; im Jahr 2013/2014 noch knapp 100 gewesen. Die gewöhnlichen Schwankungen zeigen sich auch bei den Ausbildungsstellen: Von den gemeldeten Ausbildungsstellen blieben 24 unbesetzt, 54 weniger als im Vorjahr (-69,2 Prozent). 2015/2016 blieben am Ende über 130 Stellen offen, während es 2013/2014 nur 55 waren. 

Der große Trend auf dem Ausbildungsmarkt setzt sich fort: Es gibt Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Auf der anderen Seite gibt es Bewerber, die aufgrund von Passungsproblemen nicht zum Zug kommen. Dazu Gerhard Durchstecher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hameln: „Das Angebot an Ausbildungsstellen passt nicht immer zu dem, was sich die jungen Menschen so wünschen. In einigen Fällen stimmen die Erwartungen der Arbeitgeber und Jugendlichen nicht überein. Oder die Mobilität der Bewerber ist wegen eines fehlenden Führerscheins oder einer ungünstigen öffentlichen Verkehrsanbindung nicht gegeben.“ Auch hält der Trend zum Erwerb eines höheren Schulabschlusses an und deswegen wird von den Jugendlichen oftmals statt Berufsausbildung zunächst ein weiterer Schulbesuch präferiert. „Die Schülerjahrgänge schrumpfen weiterhin. Für einige Betriebe spitzt sich die Lage indes zu: Sie haben es deutlich schwerer, geeigneten Nachwuchs zu finden“, ergänzt Durchstecher.

Jens Auberg, Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Hameln, betont: „Es darf uns niemand verloren gehen. Aus diesem Grund kümmern wir uns intensiv um diejenigen, die Unterstützung auf dem Weg ins Berufsleben brauchen. Noch kann man in das laufende erste Ausbildungsjahr einsteigen. Es sind noch Stellen frei und weitere werden wieder frei, wenn Azubis in der Probezeit kündigen. Unterstützung bei der Suche bietet die Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Wir schauen aber nicht nur nach Stellen, sondern unterstützen auch durch ausbildungsbegleitende Hilfen oder einem geförderten Langzeitpraktikum, damit der Übergang in eine Ausbildung besser klappt.“

Die TOP 10 der bei den Jugendlichen beliebtesten Ausbildungsberufe (sortiert nach der Anzahl der Berufswünsche):

1. Verkäufer/in (240)
2. Kaufmann/-frau im Einzelhandel (162)
3. Kaufmann/-frau – Büromanagement (157)
4. Kfz-Mechatroniker – PKW-Technik (136)
5. Medizinische/r Fachangestellte/r (123)
6. Industriekaufmann/-frau (110)
7. Industriemechaniker/in (105)
8. Tischler/in (74)
9. Fachkraft – Lagerlogistik (57)
10. Anlagenmechaniker – Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik (56)

Die TOP 10 der von den Unternehmen angebotenen Ausbildungsstellen:
1. Kaufmann/-frau im Einzelhandel (192)
2. Verkäufer/in (109)
3. Industriekaufmann/-frau (103)
4. Kaufmann/-frau – Büromanagement (97)
5. Medizinische/r Fachangestellte/r (86)
6. Bankkaufmann/-frau (78)
7. Kfz-mechatroniker – PKW-Technik (72)
8. Koch/Köchin (68) 9. Industriemechaniker/in (63)
10. Elektroniker/in – Energie-/Gebäudetechnik (57)

Ausblick Ausbildungsmarkt 2020

„Man liest zwar überall von einer Eintrübung der Konjunktur, aber wir gehen davon aus, dass sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt dadurch nicht spürbar verändern wird“, so Jens Auberg. „Die Arbeitgeber bleiben im Ausbildungsbereich dabei, weiterhin Ausbildungsplätze anzubieten. So zeigen es die Rückmeldungen aus den Gesprächen mit den Arbeitgebern.“ Daher bleibe die Chance für junge Leute, die eine Ausbildung machen möchten, unverändert gut. In nahezu allen Branchen spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle – sowohl in der Praxis als auch in der Theorie. Hierauf sollten sich die Bewerberinnen und Bewerber einstellen. Ein gravierender Wegfall von Berufen sei aber nicht zu verzeichnen.

Auch im kommenden Jahr gehen die Zahlen der Schulabgänger im Arbeitsagenturbezirk Hameln zurück. Durch die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren entfällt nächstes Jahr nahezu ein kompletter Jahrgang an Schulabgängern aus den Gymnasien. Der fehlende Abiturjahrgang eröffnet noch bessere Aussichten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Schülerinnen und Schüler, die im kommenden Jahr mit der Schule fertig werden, sollten sich überlegen, ob sie sich nicht doch für eine Ausbildung entscheiden, anstatt weiter die Schule zu besuchen“, meint Auberg. „Ausbildungsbetriebe sollten sich auf diesen zu erwartenden Engpass rechtzeitig einstellen und sinnvollerweise ihre Einstellungsaktivitäten für das kommende Jahr anpassen“, ergänzt Gerhard Durchstecher.