Bodenwerder (r). Bis Ende 2019 werden die Tiefbauarbeiten zum Breitbandausbau in 23 Kommunen des Landreises abgeschlossen sein. Der endgültige Zuwendungsbescheid des Bundes liegt seit Mitte April vor und der des Landes wird in Kürze erwartet. Das Land hat aber schon einen vorzeitigen Baubeginn erteilt, so dass jetzt mit dem Tiefbau begonnen werden kann. In Anwesenheit von Landrätin Angela Schürzeberg, Bodenwerders Samtgemeindebürgermeisterin Tanya Warnecke und Michael Krüger, Leiter Infrastruktur Nord Deutsche Telekom, fand dazu im Gewerbegebiet Bodenwerder ein symbolischer Spatenstich statt.
Der Landkreis Holzminden hatte nach europaweiter Ausschreibung, Prüfungen und Verhandlungen der Deutschen Telekom den Zuschlag erteilt. Nach dem Beihilfe- und Förderrecht darf der Landkreis den Breitbandausbau nur dort fördern, wo Telekommunikationsunternehmen weniger als 30 Mbit/s im Download anbieten und in den kommenden Jahren keinen Eigenausbau planen. Die Erschließung dieser so genannten „weißen Flecken“ wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit 925.000 Euro und vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit 1,325 Millionen Euro gefördert. Der Landkreis Holzminden und seine Kommunen steuern dazu über den Weserberglandplan, der solche gemeinsamen Projekte fördern soll, einen kommunalen Eigenanteil in Höhe von 250.000 Euro bei.
„Wir investieren in die Zukunft des Landkreises Holzminden als Wirtschaftsstandort und als Lebensraum“, betonte Landrätin Angela Schürzeberg. „Schnelle Bandbreiten sind Voraussetzung für Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Wer den Anschluss an digitale Trends wie Cloud-Computing und Industrie 4.0 verpasst, bleibt irgendwann auf der Strecke – die Firmen ziehen weg. Das merken wir auch bei den Einwohnerinnen und Einwohnern: Die Menschen wollen am Wohnort ihr Internetfernsehen nutzen.“
„Die Planungen sind abgeschlossen, jetzt graben wir. Dabei werden wir die Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering wie möglich halten. Wir gehen immer in überschaubaren Bauabschnitten vor.“ sagt Michael Krüger, Leiter Infrastrukturvertrieb Nord bei der Deutschen Telekom. Rund 4.500 Gebäude mit 8.900 Haushalten sowie drei Gewerbegebiete werden an das schnelle Internet angeschlossen. In den Gewerbegebieten in Bodenwerder, Delligsen und Lauenförde werden Glasfaserleitungen bis an die Gebäude verlegt. In drei Ortschaften Heinade, Holenberg und Westerbrak bekommen die Gebäude ebenfalls einen Glasfaserdirektanschluss. In allen übrigen Orten wird Glasfaser bis in die Straße zu den Kabelverzweigern verlegt. Auch diese Gebiete sind dann mit bis zu 250 Mbit/s im Download und bis zu 100 Mbit/s im Upload versorgt. Die Deutsche Telekom wird insgesamt über 71 km Leitungen verlegen, in die ca. 306 km Glasfaser eingeblasen werden. 53 neue Schaltkästen und über 20 Glasfaserverteiler müssen errichtet werden. Insgesamt hat das Projekt ein Investitionsvolumen von 7,5 Mio €.
Ausschlaggebend für die Auswahl der Telekom waren neben der Höhe der Wirtschaftlichkeitslücke auch die technische Lösung bzw. die erreichbaren Geschwindigkeiten, der Fertigstellungstermin, die Höhe der Endkundenpreise sowie das Betriebs- und Servicekonzept. Die europaweite Ausschreibung erfolgte gemäß der förder- und beihilferechtlichen Vorgaben durch EU, Bund und Land nach dem so genannten „Wirtschaftlichkeitslückenmodell“. Das bedeutet, dass der Landkreis den Telekommunikationsunternehmen eine Investitionshilfe für den Fehlbetrag zwischen den Investitions- und Betriebskosten auf der einen und den zu erwartenden Einnahmen auf der anderen Seite gewährt.
Der Landkreis Holzminden plant weitere 350 Gebäude, acht Schulen und diverse Gewerbegebiete mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen zu versorgen. Hierfür wurden bereits Förderanträge beim Bund gestellt.
Für alle Kommunen gilt: Das wirtschaftliche Potenzial für eine Erschließung mit leitungsgebundenen, leistungsfähigen Breitbandanschlüssen in sehr kleinen Siedlungen oder bei einzelnen Gehöften und Forsthäusern ist auch mit Fördergeldern zu gering. Hier können Funktechnologien wie LTE und Hybrid-Technologien oder Satellitenverbindungen eine adäquate Lösung für mehr Bandbreite für die betroffenen Adressen sein.