Eschershausen-Stadtoldendorf (rus). Stromausfall, nichts geht mehr. Ist der Strom erst einmal weg, bleibt es in der Wohnung dunkel. Kein Kühlschrank, keine Heizung, kein Warmwasser, kein Internet. Jeder Haushalt ist von Strom abhängig, das wird vielen erst bewusst, wenn er einmal nicht fließt. Doch woher kommt er eigentlich? Wir haben uns das für die Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf einmal genauer angeschaut und einen Blick hinter die Kulissen der Stromlieferanten und Netzbetreiber geworfen.

Stromerzeugung, Netze und Vertrieb – das sind die drei Eckpfeiler der Stromlieferung. Während die Stromerzeugung in der Regel in großen Kraftwerken erfolgt, wird der Strom anschließend über ein europaweites Netz bis in den kleinsten Ort verteilt. Am Ende der Kette stehen die Stromlieferanten, der eigentliche Vertrieb, also diejenigen, die uns den Strom letztlich anbieten und verkaufen. Mit den Stromerzeugern selbst, in Europa gibt es nur wenige große Konzerne, hat der Endkunde keinerlei Berührungspunkte, mit den Netzbetreibern schon eher. Sie kommen ins Spiel, wenn beispielsweise Hausanschlüsse repariert oder neue Gebäude an das Netz angeschlossen werden müssen. Auch bei Baumaßnahmen oder Störungen spielt der Netzbetreiber eine große Rolle. Anders sieht es mit den Stromlieferanten an sich aus: Als Stromanbieter ist er für den Endverbraucher stets der erste Ansprechpartner, wenn es um die eigentliche Stromlieferung, den Verbrauch und die Abrechnung geht.

Der Stromerzeuger

Der Stromerzeuger ist der erste Teil in der Kette der Stromlieferung. Seine Aufgabe ist es, den Strom zu produzieren und in die Netze einzuspeisen. Das geschieht in Deutschland in vielen Varianten und mit den unterschiedlichsten Techniken. In Deutschland stammt der Strom zum Großteil (41,8 %) aus Kohlekraftwerken. Dort ist Braun- und Steinkohle der hauptsächliche Brennstoff. Weitere Herkunft sind beispielsweise Erneuerbare Energien (28,8 %), Kernenergie (14,3 %) oder Erdgas (9,5 %). Sie alle produzieren Strom auf ihre jeweils eigene Weise und speisen es in die großen Transportnetze ein. Von dort werden sie durch die jeweiligen Netzbetreiber dann weiter verteilt. In der Bundesrepublik Deutschland setzt sich der Strom aus folgenden Teilen zusammen:

41,8 %            Kohle
28,8 %            Erneuerbare Energien, EEG-gefördert
14,3 %            Kernenergie
9,5 %              Erdgas
3,2 %              Sonstige erneuerbare Energien
2,4 %              Sonstige fossile Energieträger

Der Netzbetreiber

In unserem Gebiet ist Westfalen Weser Netz der zuständige Verteilnetzbetreiber, der neben den Betreibern der großen, überregionalen Transportnetze dafür verantwortlich ist, dass der Strom von den Stromerzeugern bis an die einzelnen Hausanschlüsse geliefert wird. Dem Netzbetreiber gehört also das Stromnetz – er muss es betreiben, reparieren, erneuern und erweitern, wenn es erforderlich wird. Auch für Störungen ist er verantwortlich, weshalb bei Westfalen Weser Netz (WWN) ein rund um die Uhr erreichbare Bereitschaft eingerichtet ist. „Wir machen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr, alle sieben Tage wird gewechselt“, so Sven Lange, als Netzmonteur ist er für Westfalen Weser Netz im Kreis Holzminden und darüber hinaus unterwegs.

Der Strom kommt von den Erzeugern mit bis zu 380.000 Volt an und muss schließlich bis zu den einzelnen Hausanschlüssen auf bis zu 230 Volt reduziert werden. Das geschieht in den Umspannwerken sowie in den Umspannstationen an den einzelnen Straßen. In Eschershausen befindet sich eines der größeren Umspannwerke, wo zwei Transformatoren den ankommenden Strom so herunterregeln, dass er in die kleineren Ortsnetze eingespeist werden kann. Hier kommt beispielsweise über eine Freileitung auch Strom mit rund 110.000 Volt direkt aus Grohnde. Immerhin geht es hier noch mit 30.000 Volt weiter, bevor die einzelnen Verteilstationen an den Straßen den Strom auf 1.000 Volt transformieren.

Hier wird auch Strom aus dem lokalen Umfeld eingespeist, etwa von Windkrafträdern oder Photovoltaikanlagen. Wer also in seinem Wohnumfeld mehrere PV-Anlagen hat, kann davon ausgehen, dass der Strom im eigenen Haus zum Teil sogar aus der direkten Nachbarschaft kommt und dort auch produziert wurde. Denn dieser Strom wird meist nicht mehr in das große Netz eingespeist, sondern in der Regel direkt vor Ort verbraucht. Eine große Leitstelle, für das hiesige Gebiet der Westfalen Weser Netz ist diese in Bad Oeyenhausen, überwacht das gesamte Stromnetz. Große Stromschwankungen, Ausfälle und Defekte werden hier registriert, um Überlastungen des Stromnetzes zu vermeiden. Die Leistelle hat auch die großen Umspannwerke im Blick, herausgeflogene Sicherungen in den kleinen Verteilstationen an den Straßen können von hier allerdings nicht behoben werden. „In der Bereitschaft müssen wir uns das vor Ort anschauen“, erklärt Sven Lange. Fällt mal eine Station aus, können die Monteure meist das Netz vorübergehend auf eine andere Station umleiten, sodass für Verbraucher eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Eine Vielzahl solcher Verteilstationen gibt es in den Orten, in den Städten sind es entsprechend mehr. An jeder Verteilstation kommt der Strom in der Regel mit 30.000 Volt an und wird durch einen eingebauten Transformator auf 1.000 Volt gedrosselt, ehe er über verschiedene Kabel die Station wieder verlässt und zu den Anschlüssen transportiert wird.

Der Stromanbieter

Der Stromanbieter selbst ist der letzte Teil in der Kette der Stromlieferung. Seit Januar 2018 vertreiben im Samtgemeindegebiet und dem übrigen Kreis Holzminden auch die Stadtwerke Stadtoldendorf ihren Strom unter dem Namen „HomburgStrom“. Die Stadtwerke reihen sich damit in eine große Zahl von Stromanbietern ein, die ebenfalls hier ihren Strom anbieten. Endverbraucher stehen also vor der Wahl, welchen Anbieter sie nehmen, hauptsächlich spielen hier der Verbrauchspreis und zunehmend auch die Herkunft des Stromes eine große Rolle. Bei den Stadtwerken stammt der Strom ausschließlich aus Erneuerbaren Energien, was weder radioaktiven Abfall noch CO2-Emmissionen verursacht. Andere Anbieter setzen hingegen noch auf die klassische Kohle oder sogar Kernkraft für ihren Strom.

Fotos: rus