Speichersdorf (red). Es fliegen die Becher, unterschiedlichste Pyramiden in bunten Farben werden in unglaublicher Geschwindigkeit auf- und wieder abgebaut und es riecht mal wieder nach absoluter Wettkampfluft. Die knapp 200 Becherstapler im Alter von 6 bis 80 Jahren stehen an den vorbereiteten Tischen und lassen die Becher nur so tanzen. Fehler sind schlecht, auch bei den Schiedsrichtern, denn mit den Augen kommt man kaum hinterher, weswegen auch alles auf Video aufgezeichnet wird und direkt im Nachgang einer strengen Videokontrolle standhalten muss. 

Am vergangenen Wochenende hat sich die Stacking-Elite aus ganz Deutschland in Speichersdorf (Bayern) getroffen, um in 13 Alterklassen die Deutschen Meister in jeweils drei Einzel-Disziplinen (333, 363, Cycle), zwei Doppel-Disziplinen (mit Partner im ungefähr gleichem Alter und zusätzlich optional mit einem Elternteil) und drei Staffel-Disziplinen (Zeitstaffel im 363 und je eine Turnierstaffel im 363 und dem Cycle) auszustapeln. Ein wahrlich absolut vielfältiges und hochgradig spannendes Wochenende voller Geschicklichkeit und Konzentration!

Am ersten Wettkampftag wurden nach den ausfilternden Qualifikationsrunden die Staffeldisziplinen in der sogenannten "Turnierstaffel" durchgeführt. Hier treten Teams aus vier bis sechs Stackern (Becherstaplern) im zeitgleich und im direkten Vergleich gegeneinander an. Alterklassen werden zusammengefasst, so dass rund acht Mannschaften in einer Wettkampfgruppe sind, die sich in einem festgelegten Wettkampfmodus von Runde zu Runde durchsetzen müssen. Wer verliert, fliegt raus. Für Jörg Schilcher, Trainer der "speedy cUP!s" aus Boffzen, ist diese Phase der Deutschen Meisterschaft eine der spannendsten, weil hier viele Faktoren für den Erfolg wichtig sind. Das bloße schnelle Stacken (das Stapeln der Becher) reicht hier bei weitem nicht aus, denn es kommt bei den Staffeln auch auf den bestmöglichen Wechsel an der Übergabelinie an, die richtige Kombination aus Rennen, Stoppen, Stapeln, Drehen und zurück laufen, Nervenstärke, Überblick behalten, was zeitgleich der Gegner jetzt gerade macht und sekundenschnell abchecken, ob es besser ist einen Stacking-Fehler mit dem dazugehörigen Zeitverlust zu korrigieren oder lieber einen Minuspunkt zu kassieren. Und dann ist da noch das eigene Selbstvertrauen, denn in jedem der drei Durchgänge kann das Team (4-6 Stacker) neu entscheiden, welche vier Stacker jetzt antreten. Hier sind Teamgeist und positives Denken gefragt. 

Insgesamt haben die "speedy cUP!s" bei den Staffeln super abgeschnitten und von 21 möglichen Medaillen nur fünf Mal nicht auf dem Treppchen gestanden.  Alle angetretenen acht erfahrenen Stacker der "speedy cUP!s" (Johanna Konzek, Joshua Brandt, Verena Steingrebe mit Lian und Lukas, Jörg Schilcher mit Laura und Kaja) haben mindestens eine Medaille errungen, was nicht nur die Sportler selbst stolz machte, sondern auch ihren Trainer Jörg Schilcher sichtlich erfreute. Die national zusammen gestellte Staffel "cool runnings" mit den beiden "speedy cUP!s" Joshua Brandt (Beverungen) und Kaja Schilcher (Boffzen) errangen sogar zum krönenden Abschluss der deutschen Stacking-Saison einen neuen Deutschen Rekord in der 363-Zeitstaffel, an dem sie seit Saisonstart August 2018 hart gearbeitet haben. Hier muss jeder der vier Stacker mit Vollgas und Risikobereitschaft alles geben und keiner der Vier darf auch nur ansatzweise einen schwachen Moment haben. Die Vier haben es hinbekommen. Es ist immer schwieriger bei dem in Deutschland herrschenden hohen Niveau noch neue Rekorde zu setzen.

Am zweiten Turniertag folgten die Doppel und hier schafften es Johanna mit Mutter Nicole, Joshua mit Mutter Yvonne und Lian mit Mutter Verena sogar ins Finale. Zwar blieben sie am Ende in dieser Disziplin ohne Medaille, aber immerhin waren sie unter den 10 schnellsten Eltern-Kind-Doppeln Deutschlands.

In den Alterklassen -Doppeln war es sehr schwierig, sich gegen das starke Teilnehmerfeld durchzusetzen. Allein Johanna Konzek mit Jana Martin (TV Trennfurt) und Jörg Schilcher mit Monika Hartmann (Team Scharmede) gelang es, in ihrer Alterklasse jeweils den Vize-Titel zu holen.

Nachdem nun die Staffel- und Doppel-Disziplinen ausgestackt waren kam es zu guter Letzt auf jeden Stacker selbst an, was er/sie noch an Leistung abrufen konnte. Denn nun ging es an die Einzel-Disziplinen - und hier ist jeder für sich allein verantwortlich. Gestartet wurde mit dem sogenannten 333, bei dem recht simpel nebeneinander drei 3er-Pyramiden auf- und wieder abgebaut werden: Auf und ab und das teilweise in weniger als 2 Sekunden. Kaum hat es angefangen, schon ist es wieder vorbei. 

Die 6-Jährigen benötigen circa 2,8 Sekunden, Senioren circa 3,5 Sekunden und die schnellsten Stacker legen diese Übung in weniger als 1,5 Sekunden hin. Inklusive des Abbaus. Über den Meister-Titel freuten sich in dieser Disziplin Johanna Konzek, Kaja Schilcher und Joshua Brandt, welche sich auch als einzige der "speedy cUP!s" bei den danach folgenden Übungen 363 und Cycle über Medaillen und die damit verbundenen Titel freuen konnten.

Insgesamt fuhren die hiesigen Stacker mit 12 mal Gold, 9 mal Silber und 7 mal Bronze im Gepäck nach Hause und bereiten sich nun nicht nur auf die anstehenden Trainings vor, sondern richten jetzt schon ihren Fokus auf die Deutschen Meisterschaften 2020. Denn diese werden sie wieder selbst am 7./8. März 2020 in den Bielenberghallen in Höxter ausrichten dürfen. Vorher darf allerdings Kaja Schilcher als Teil des deutschen National-Teams bei den Weltmeisterschaften in Spanien im April 2019 ihr Bestes geben.

Schnuppertraining mittwochs von 16:30 bis 17:30 Uhr in die Raimund-Reuker-Halle, Jahnstraße 4, nach Boffzen. Wer darüber hinaus mehr zum Thema "Sport Stacking", workshops oder Material erfahren möchte kann sich gerne unverbindlich an Jörg Schilcher unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!wenden.

Foto: Jörg Schilcher