Holzminden (red). Da ist er wieder, der November – bekannt für Regenwetter, Dunkelheit und das große Rasieren. Anfang des Monats heißt es für viele Männer: Der Bart kommt ab.
Denn dann beginnt mit dem Movember, die Zeit, in der sich Männer rund um den Globus den Schnurrbart stehen lassen, um für Themen wie Männergesundheit, Rollenbilder und den männertypischen Drang, sich möglichst selten behandeln zu lassen, ein Bewusstsein zu schaffen. Und ja, auch Spenden zu sammeln, was nicht so einfach ist, wenn die größte Aufregung des Monats wieder mal die Frage ist, wer bei Promi BigBrother punkten kann.
Seit 2003 organisiert die Movember Foundation den Aktionsmonat und widmet sich dabei ernsten Themen wie Hoden- und Prostatakrebs, Suizidprävention und der dringend nötigen Diskussion über die Frage, warum es so vielen Männern schwerfällt, Hilfe zu suchen – sei es aus Stolz, Prinzip oder einfach, weil ein echter Mann eben keine Hilfe braucht. 75 Prozent aller Suizide weltweit gehen auf das Konto von Männern. Die WHO geht von etwa 510.000 Fällen pro Jahr aus, also von einem Mann pro Minute. Warum? Zum Teil wegen altmodischer Vorstellungen davon, was männlich ist und was nicht. Kurz gesagt: Gefühle zeigen? Schwäche. Hilfe holen? Schwäche. Einfach mal alles mit einem Bier runterzuschlucken und weiter zu schweigen? Na, das ist wahre Stärke! Oder?
Für Björn Schrader aus Holzminden ist der Movember eine kleine Herausforderung. Schließlich trägt der 46-Jährige sonst das ganze Jahr über Vollbart und fühlt sich damit ziemlich gut gekleidet und auch sein Umfeld sieht den Movember jedes Jahr mit gemischten Gefühlen am Horizont aufziehen. Doch alljährlich am 1. November verschwindet der Vollbart, es wächst stattdessen ein Oberlippenbart, auch Moustache genannt. Schrader will, dass dieser plötzliche Gesichtswechsel Gespräche anstößt – denn manchmal bedarf es eben erst einer haarigen Situation, um überhaupt mal über diese wichtigen Themen zu sprechen, die gerne unter den Tisch fallen. Die Gesichtsbehaarung ist dabei mehr als nur ein zweifelhafter Hingucker, sie ist Mittel zum Zweck: Sie soll Diskussionen anregen und ein Zeichen setzen – oder zumindest so lange auffallen, bis man sich an den neuen Look gewöhnt hat.
Dieses Jahr hat sich Schrader etwas Besonderes ausgedacht: Neben den üblichen Spendenaufrufen in den sozialen Medien wird er im November über einen Internetshop selbst gestaltete Kleidungsstücke und weitere Accessoires anbieten. Damit sich auch Modemuffel finanziell an der Aktion beteiligen können, gehen die erzielten Überschüsse der November-Verkäufe als Spende an die Movember Foundation. Dort nutzt man die eingeworbenen Gelder, um Räume für dringend nötige Gespräche zu schaffen und die Forschung zu männertypischen Krebserkrankungen zu unterstützen. „Wenn jeder ein bisschen was für die Gemeinschaft tut, dann tut sie hoffentlich auch irgendwann mal was für einen“, sagt Schrader mit einem trockenen Lächeln. Für ihn ist die Aktion Herzensangelegenheit – denn am Ende geht es um Leben und Tod. Und um die Überwindung von Vorurteilen, die Männern das Leben noch ein bisschen schwerer machen, als es manchmal eh schon ist. Die genannten Gründe sind jedenfalls nicht daran unschuldig, dass Männer weltweit im Durchschnitt sechs Jahre weniger lang leben als Frauen.
Und wie sieht es im Gesicht bei Schrader in diesem Jahr aus? Instagram hat entschieden: Der Bart kommt im Stil von Frank Zappa – markant, eigenwillig und vielleicht ein wenig... auffällig. Der Online-Shop öffnet übrigens am 1. November. Wer also Interesse hat, schaut einfach rein unter www.burnschrader.myspreadshop.de oder auf Instagram unter @burn.schrader für Updates und bärtige Einsichten.
Foto: Schrader