Stadtoldendorf (sst). „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben". Nach diesem Leitbild von Cicely Saunders als Begründerin der modernen Palliativmedizin richtet sich auch das neue „Solling-Hospiz Christine Amalie“ in Stadtoldendorf. Seine Angebote, Entstehungsgründe, Finanzierungen und Solidaritätsbekundungen wurden vergangenen Samstag auf der offiziellen Eröffnungsfeier des Hospizes mit einem Tag der offenen Tür nähergebracht.
Ab 10:30 Uhr hatten zahlreiche Gäste von jung bis alt nach herzlichen Reden und Grußworten sowie Berichten über ehemalige Hürden die Möglichkeit, selbst in den Austausch mit den Organisatoren zu treten, sich am großen Buffet zu bedienen oder die neuen Räumlichkeiten anzuschauen. Das Hospiz verfügt dabei über 12 Betten und ist somit sehr gut ausgestattet, da die Maximalauslastung von Hospizen 16 Betten betrage. „Am 15. Februar haben wir die ersten Patienten aufgenommen, nach zwei Monaten war das Hospiz bereits voll belegt. Dies zeigt die Notwendigkeit von derartigen Angeboten in Zeiten, wo Krankenhäuser schließen, Betten reduziert werden und Personalmangel herrscht“, erklärte Michael Pfeil, der zusammen mit Rita Harre die Geschäftsführung bildet.
Mit diesem Leuchtturmprojekt werde somit eine wichtige Versorgungslücke geschlossen. Denn die nächsten Hospize befinden sich in Göttingen oder in Bad Pyrmont, was für viele aus der Region eine zu große Entfernung darstelle. Trotz zahlreicher Unterstützung des Samtgemeindebürgermeisters und gleichzeitig auch Vorsitzenden des Fördervereins „Solling-Hospiz“, Wolfgang Anders, dem Bürgermeister das Stadt Stadtoldendorf Helmut Affelt, dem Pflegeteam, dem Palliativnetz mit Dr. med. Werner Stimpel als Vorsitzenden, der Geschäftsführer Rita Harre und Michael Pfeil sowie dem Hauptinvestor Wolfgang Müller stand und steht das neue Hospiz vor großen finanziellen Hürden: In der Vergangenheit hätten die Banken anfänglich keine Kredite genehmigen wollen und in der Gegenwart müssten fünf Prozent der Betriebskosten über Spenden aufgebracht werden, was circa 100.000 Euro umfasse, da dieser Prozentsatz nicht von der Krankenkasse gedeckt wird. Deshalb wirbt das Palliativnetz für Spenden oder die Fördermitgliedschaft.
„Viel wichtiger ist es jedoch, den Sinn des Hospizes zu verfolgen, in dem die Patienten eine menschenwürdige Bleibe haben und bis zu ihrem Lebensende wunderbar gepflegt werden können. Die Einrichtung sollte sich deshalb nicht um finanzielle Mittel sorgen müssen“, appellierte Wolfang Anders direkt an die Politik - Uwe Schünemann als Landtagsabgeordneter war ebenfalls als Gast vor Ort. „Die Arbeit im Hospiz ist nicht nur ein Job des Geldverdienens, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Dazu passt ebenfalls das Motto "Porta patet, cor magis" - Die Tür steht offen, das Herz umso mehr“, so Rita Harre. Diese Solidarität betonte auch der stellvertretende Landrat des Landkreises Holzminden, Wulf Kasperzik, der diesen Tag als Meilenstein für den Landkreis ansieht. Er beschreibt die Arbeit als unschätzbaren Dienst der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. Eben diese Mitmenschlichkeit und der Zusammenhalt untereinander beweist sich direkt durch eine Spende des ambulanten Pflegedienstes in Höhe von rund 1.500 Euro.
Um harmonische Übergänge zwischen den Reden, der Spendenübergabe und den Dankesworten zu erreichen, sorgten der Chor der evangelischen Freikirche aus Stadtoldendorf sowie eine Gitarristin in Begleitung eines Saxophonisten für die musikalische Begleitung. Das neue Hospiz-Team sowie alle Mitwirkenden erhoffen sich für die Zukunft zahlreiche Unterstützung, sodass allen Patienten eine menschenwürdiges Fürsorge gewährleistet werden kann.
Foto: Susan Steingräber