Höxter (TKu). Mit dieser Beerdigung ist Schützenfest in Höxter nun endgültig vorbei: Der Schützengeist aus Höxter ist wieder in der Versenkung verschwunden. Kurz vor dem Schützenfest war er durch einen magischen Trank aus einem Sarg bei der Reinigung der Gewehre der ersten Kompanie in der Friedhofsgärtnerei Fahle erweckt worden. Dieser Geist sollte die Schützen beschützen und für gutes Wetter, reichlich Getränke und eine gute Kameradschaft während des Schützenfestes in Höxter sorgen. Dies sei gelungen, berichtete Hauptmann Sascha Stankowski. Doch nun ist das Schützenfest in Höxter endgültig vorbei. Der Schützengeist Joachim „Stoni“ Steinsiek tauchte daher am vergangenen Samstag in der Weser unter – und das zum letzten Mal. Vorher wurde er in einem Trauermarsch mit Trommelklängen von etwa 50 Mitgliedern und Freunden der ersten Kompanie der Höxteraner Schützengilde sowie dem amtierenden Schützenkönigspaar Dieter und Martina Kuhlebrock vom Kompanielokal Paulaner zur ehemaligen Fährstelle der „Flotte Holli“ begleitet. Das stark zugewachsene Gebiet musste erst begehbar gemacht werden, bevor Friedhofsgärtner Reinhold Fahle und der ehemalige Schützenkönig Dieter Kuhlebrock Stoni in die Weser auf seine Reise entsenden konnten.
Am Ufer der Weser angekommen, sagte Hauptmann Stankowski: „Am schönen Weserstrand wollen wir uns nun vom guten Geist des Schützenfestes verabschieden, der uns ein neues Königspaar beschert hat. Wir wünschen dir auf deiner Reise zu anderen Schützenfesten alles Gute und hoffen, dass du in zwei Jahren rechtzeitig wieder nach Höxter zurückfindest.“ Dann wurde der Geist mit Schützenhut ins kühle Wasser der Weser entlassen. Die erste Kompanie winkte dem Schützengeist mit blauen Fahnen zu, während er langsam in Richtung Weserbrücke trieb. Ein Boot sicherte ihn ab und brachte ihn noch vor der Brücke wieder an Land. Für den über 60 Jahre alten Joachim Steinsiek soll es der letzte Auftritt als Schützengeist gewesen sein, wie er selbst berichtete. Er werde in zwei Jahren sein Amt an einen jüngeren Nachfolger übergeben, jedoch nicht wegen der Wiederauferstehung, sondern vielmehr wegen seiner eigenen Beerdigung, denn das Bad in der Weser sei für ihn in seinem Alter zunehmend anstrengender, so der Geist. Nach dem Rückmarsch der Trauergemeinde wurde die Beerdigung des Schützengeistes im Wirtshaus Paulaner ausgiebig gefeiert. Die Auferstehung und das Weserbad des Schützengeistes haben Tradition. Zum zweiten Mal wurde jedoch keine Puppe als Schützengeist-Synonym in die Weser geworfen, sondern der Schützengeist „Stoni“ selbst. Ähnliche Traditionen gibt es auch im Karneval mit dem „Nubbel“. Der „Nubbel“ beispielsweise ist eine um 1950 aufgekommene Bezeichnung für eine traditionelle, angekleidete mannsgroße Strohpuppe als eine Figur des Sündenbocks im rheinischen Karneval.
Fotos/Video: Thomas Kube
