Buchhagen (red), „Die ZUKUNFT DER ERINNERUNG oszilliert zwischen einem dokumentarischen Ansatz und einer Dramatisierung, sie ist im besten Sinne banal und dadurch zugleich erschreckend“ formuliert Frank Kurzhals in seiner Premierenkritik in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 24. Juni 2023.
Warum erinnern wir uns? Wie gehen persönliches Erinnern und gesellschaftliche Erinnerung zusammen? Wie sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verwoben? Der Blick zurück ist immer auch einer nach vorn. Erinnerung ist Arbeit an der Gegenwart. Diesen Zusammenhängen widmet sich das dokumentarische Theaterstück ZUKUNFT DER ERINNERUNG, das nach 12 ausverkauften Aufführungen im Sommer 2023 und im Frühjahr 2024 in Hannover und der Region nun am 24.5. und 25.5.2024 in der KulturMühle Buchhagen zu sehen sein wird.
Regisseur Holger Warnecke hat zusammen mit drei jungen Frauen Interviews mit seinen Eltern aus der Zeit zwischen 1920 und 1955 zu einem lebendigen Theaterstück umgearbeitet. Die Interviews sind dabei ein weit über das Private hinausgehender biografischer Erinnerungsschatz, der in dieser Inszenierung wieder zum Leben erweckt wird. Im Zentrum steht das alltägliche Leben von zwei Menschen aus dem Dorf Lenne im Kreis Holzminden, die der damaligen Majorität im Nationalsozialismus zuzurechnen sind. Wie haben sie gedacht? Was habe sie erlebt? Wodurch wurden sie geprägt? Wie sind sie mit dem Erlebten umgegangen? Entstanden ist eine vielfältige und kurzweilige Inszenierung, die authentisches Material aus dem Leben eines alten Ehepaars auf ihre Relevanz für uns Heutige befragt.
Die bisherigen Aufführungen und die jeweils sehr gut besuchten Nachbesprechungen zeigen, dass ZUKUNFT DER ERINNERUNG viele Anknüpfungspunkte für die Zuschauenden bietet. Da das Publikum in den Aufführungen in Bezug auf Alter oder sozialer Herkunft sehr gemischt ist, kommen Menschen ins Gespräch, die im Alltag selten miteinander diskutieren. Die Diskussionen im Anschluss der Aufführungen kreisen um Fragen von individueller und gesellschaftlicher Relevanz von Erinnerung, um Möglichkeiten und Grenzen des dokumentarischen Theaters oder um die zeitdiagnostische Qualität der Inszenierung angesichts der Wahlerfolge der AFD. Die antisemitischen Anschläge in jüngster Zeit in Deutschland zeigen zudem überdeutlich: Das Vergangene ist nicht tot – es ist noch nicht einmal vergangen.
Ticketreservierungen unter Tel. 01523 4269634, per Mail an
- Freitag, 24.05.2024 & Samstag, 25.05.2024
- Einlass 19 Uhr / Einführung 19.30 Uhr / Beginn 20 Uhr
- Eintritt: 15 € / 10 €
Foto: Kai Kämmerer