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Samstag, 23. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Holzminden. Gegen Motorradlärm scheint hierzulande derzeit offenbar kein Kraut gewachsen. Während sich in Österreich seit 5 Jahren das sogenannte "Tiroler Modell" mit Beschränkungen für besonders laute Motorräder zur Entlastung lärmgeplagter Anwohner und Gastronomie bewährt, muss in Holzminden weiter auf wirkungsvoller Minderung von Motorradlärm gewartet werden: so muss selbst ein zeitlich befristetes Pilotprojekt zur Evaluierung unterschiedlicher Maßnahmen als weitestgehend gescheitert betrachtet werden, weil wichtige Bestandteile nicht mehr umgesetzt werden, wie der Verein Motorradlärm Weserbergland e.V. feststellt.

Aktuell mahnt die EU-Kommission Deutschland wegen mangelhafter Umsetzung von Lärmschutz an Hauptverkehrsstraßen außerhalb von Ballungsräumen unter Androhung hoher Geldbußen und einer Frist von 2 Monaten an. Die ursprünglich geplanten Maßnahmen, die in anderen Regionen bereits erfolgreich umgesetzt werden um Motorradlärm-Hotspots zu befrieden, sollten im Rahmen des Projekts in einem maßvollen Mix an wenigen Lärmhotspots untersucht, auf Akzeptanz vermessen und auf ihre Wirksamkeit getestet werden und hätten nach jahrelangen Anwohnerbeschwerden ohne nennenswerte Gegenmaßnahmen genau hierzu einen konkreten Beitrag leisten können, so der Vereinsvorstand.

Worum geht es bei dem Projekt gegen Motorradlärm

Gemeinsam mit Anti-Motorradlärm-Initiativen wie der VAGM e.V., dem Bundesverband gegen Motorradlärm und der Deutschen Umwelthilfe e.V. wurden Maßnahmenpakete vorgeschlagen und Informationsveranstaltungen mit anerkannten Fachleuten organisiert. Sogar der Entwickler des Tiroler Modells aus dem dortigen Verkehrsministerium war im Landkreis als Berater hinzugezogen worden, was offenbar keine Spuren hinterlassen habe, ärgert sich der Vorstand.
Dieser Minimalkompromiss hätte den Betroffenen zumindest an wenigen Wochenenden in der Saison etwas Ruhe gebracht und sei nun bis zur Bedeutungslosigkeit entkernt worden.
Durch Streckensperrungen beruhigt werden sollen nun lediglich zwei Straßen an jeweils 3 Sonntagen „als mageres Trostpflaster“ für die Anwohner. Alle anderen Anwohner der Region gehen weitestgehend leer aus. „Wo ist hier die Gerechtigkeit, wo der Interessenausgleich?“ fragt der Verein.

Eindeutige Faktenlage

Dabei sei die Faktenlage an Bikerstrecken und Hotspots inzwischen bundesweit ausführlich dokumentiert“, erläutert Holger Siegel, Sprecher des Anwohnerverbands  VAGM e.V.: „Ein großer Anteil moderner Motorräder überschreitet die Grenzwerte im Realbetrieb deutlich, wie z.B. Messungen des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg dokumentieren. Jedes dritte Motorrad nimmt die 90dB-Grenze und ist damit ein mehrfaches lauter als die zulässigen 77 dB im Fahrzeugbrief.

Jedes zweite Motorrad ist mit über 87 dB mehr als doppelt so laut wie ein normaler PKW.
Nur ein kleiner Teil von 13% komme im Realbetrieb mit unter 80 dB überhaupt in der Nähe „normaler“ PKW, erklärt Holger Siegel, selbst langjähriger Motorradfahrer.  Und: das Umweltbundesamt ziehe bei dem „Geschäftsmodell Lärm“ sogar Parallelen zu den technischen Vorgehensweisen der Fahrzeughersteller beim Dieselskandal.

Motorräder werden bei der Lärmberechnung an Straßen (RLS 19) aus gutem Grund gewertet wie „schwere LKW mit Anhänger“. Für diese würden an Sonntagen u.a. aus Lärmschutzgründen generelle Fahrverbote gelten, so der Vereinsvorstand. „Motorräder haben bei der Lärmbelastung nicht nur zu LKW aufgeschlossen, sondern übersteigen diese z.T. deutlich.“

Für die z. T. extremen Standgeräusche bis zu 120 dB gebe es faktisch sogar gar keine Begrenzung. Die gern wiederholte Behauptung der „Diskriminierung einer Gruppe“ wegen angeblich „ungerechtfertigter Einschränkung“ werde daher auch durch ständige Wiederholung nicht richtiger, so der Verein. „Wir fordern endlich Gleichbehandlung des Lärms!“.

Biker zeigen keine Lösungsbereitschaft

Vor allem mit Auspuffklappen wird dabei die anlaßose Lärmentwicklung am Motorrad maximal ausgereizt. Von diesen „Errungenschaften“ der Technik wollen Motorradfahrende gleichwohl nicht lassen und von ihrer belästigenden Wirkung auf Anwohner nichts wissen.

Obwohl die Bikerverbände in Lippenbekenntissen nicht müde werden, Dialogbereitschaft in Sachen Motorradlärm zu bekunden, gehe die Konfrontation verbissen weiter in die nächste Runde: nicht nur werde nun auch noch versucht, mit einer Petition an den niedersächsischen Landtag die mageren verbliebenen Reste des Projekts abzuräumen, man rufte auch noch bundesweit zu einer Demo mit „500 Bikern“ gegen den verbliebenen Lärmschutz auf, um sich die Region Weserbergland wieder vollends als Parcours „freizuräumen“. Hier sei keinerlei Einlenken und Kompromissbereitschaft erkennbar, sondern eher die Devise, „keinen Millimeter Position räumen“.

Die Lösung bestehe allerdings weder in den Schein-Forderungen des BVDM nach "leiseren Motorrädern" - die gebe es bereits, aber seien von den Nutzern, die „Sound“ wollen, nicht erwünscht.

Auch müsse der ständig wiederholte Ruf nach „mehr Polizeikontrollen“ zur angeblichen Problemlösung als simpler Versuch gewertet werden, den Status quo beizubehalten: Ein Großteil der Motorräder sei bereits „legal“ extrem laut und die Möglichkeiten der Manipuliation schier unendlich, sodass Polizeikontrollen de facto oft ins Leere liefen.

Wer bezahlt den Lärmschaden?

Vor diesem Hintergrund stellt der Verein Motorradlärm Weserberland e.V. die Frage in den Raum, ob den angeblichen „20.000 Euro Gewinneinbußen“, mit denen sich ein lokaler Motorradprotagonist immer wieder in der Presse als „wichtiger Akteur“ in den Focus der Lärmproblematik stellt, weiter alles andere im Landkreis untergeordnet werden solle:  Es sei kein Geheimnis, dass Immobilien an verlärmten Strecken weit unter Wert verkauft werden müssten. Wo tauchen in der Rechnung die hohne Wertverluste bei Immobilien entlang der Lärmstrecken auf, die zum Teil nicht mehr nutzbar oder gar unverkäuflich sind? Und Anwohner zahlen auch noch mit einer anderen Währung: mit ihrer Gesundheit, tragen weiter alleine die Last und haben den Schaden.

Der aktuelle Aufruf zur Demo mit „500 Bikern“ verdeutliche hingegen genau das Problem, das einigen Anwohner ja an fast jedem geeigneten Wochenende an Belastung vor der Tür zugemutet werde: schließlich werde für einige Lärm-Hotspots genau mit Hinweisen wie „an guten Wochenenden 500 und mehr Biker“ in den Medien geworben. Dies zeige auch, wie x-beliebige Orte im Handumdrehen zum Lärmhotspot mutieren und belege den dringenden Handlungsbedarf beim Anwohnerschutz auf kommunaler Ebene.

Holzminden immer ganz hinten oder einmal ganz vorn?

Das „Holzmindener Modell“ in der ursprünglichen Form sei die Chance für eine Aufwertung der Reputation des Landkreises gewesen. Leider habe man dies wegen fadenscheiniger Begründungen und dem Druck der aggressiv auftretenden Lobby um einiger Profiteure des „Geschäftsmodells Lärms“ auf Kosten der Allgemeinheit nicht wahrgenommen. 
„Ähnlich wie in der ‚großen Politik‘ wird Politik an den Anwohnern vorbei gemacht. Politik für ‚Motorradfahrer aus ganz Europa‘ - die Sorgen und Anliegen der Anwohner kranken weiter am Lärm“, so der Vereinsvorstand.

Debatte bringt Aufmerksamkeit und neue Mitglieder

„Inzwischen erreichen uns aus verschiedenen Orten Hilferufe von Bürgern, die endlich ebenfalls wirksame Maßahmen fordern. Auch bei einer Ortsbegehung kürzlich in Kaierde sind dem Verein neue Mitglieder beigetreten, die sich der Arbeit gegen den sinnlosen Lärm anschließen“, berichtet der Vereinsvorstand und freut sich über das wachsende Interesse an seiner Arbeit - nicht zuletzt durch die intensive Berichterstattung der letzten Wochen.

MOTORRADLÄRM WESERBERGLAND e.V.

*Für die Inhalte eines Leserbriefs ist einzig der genannte Autor verantwortlich, die Weser-Ith News distanziert sich von dem jeweiligen verfassten Artikel. Die jeweiligen Leserartikel enthalten dazu den Namen des Urhebers. Die Weser-Ith News behält sich das Recht vor, Leserartikel zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht insofern nicht.

Foto: MOTORRADLÄRM WESERBERGLAND e.V.

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