Holzminden (red). Im zweiten Teil der HAWK-Veranstaltungsreihe „Wärmewende ohne Heizungshammer“ informierten Angehörige des Fachkollegiums und Studierende des Masterstudiengangs „Energieeffizientes und Nachhaltiges Bauen“ interessierte Hauseigentümer*innen darüber, wie Wohngebäude bezahlbar auf erneuerbare Energien umgestellt werden können. Im Fokus standen Einfamilienhäuser mittleren Alters, beispielhaft dargestellt anhand zweier realer Gebäude (Baujahre 1933 und 1965).
Im ersten Teil der Veranstaltung standen Alternativen zu dezentralen Lösungen mit Wärmepumpen auf dem Programm. „Eine zentrale Lösung verlagert, sofern sie tatsächlich kommt, die kostenintensiven Maßnahmen der Wärmewende auf einen Energiedienstleister“, erklärte Dr. Wolfgang von Werder, Initiator der Veranstaltung und langjähriger Angehöriger des HAWK-Lehrkörpers. „Eine dezentrale Lösung erfordert Investitionen bei den Hausbesitzer*innen, ist aber in der Betriebsphase kostengünstiger.“
Zentrale Lösungsvorschläge für Energielieferung auf dem Prüfstand
Für den Raum Holzminden bestehe wenig Hoffnung auf mittelfristigen Anschluss an ein Wasserstoffnetz. Die Durchleitung des Wasserstoffs durch das vorhandene Erdgas-Verteilnetz setze außerdem größere Investitionen voraus. Aufbereitetes Biogas stünde ebenfalls in Holzminden nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Die Weser als Wärmequelle zu nutzen, um eine Nahwärmelösung mit einer zentralen Großwärmepumpe zu schaffen, nutze die knappe Ressource regenerativer Energie ebenfalls nur suboptimal. Es sei damit zu rechnen, dass wegen der hohen Vorlauftemperatur im Wärmenetz etwa 28 Prozent mehr grüner Strom erforderlich sei als für dezentrale Wärmepumpen. „Können wir uns das leisten?“, fragte Prof. Dr. Wessel Gehlker in seinem Vortrag zu (de-)zentraler Wärmeerzeugung.
Haussanierungsbeispiele aus Holzminden und Leer
Beide am Abend vorgestellten energetischen Haussanierungen (eine in Holzminden, eine in Leer) versuchten mit Augenmaß den Heizwärmebedarf der Gebäudehülle zu reduzieren. Das äußere Erscheinungsbild wurde respektiert und Dämmmaßnahmen nur im möglichen Maße durchgeführt. Im Beispiel aus Leer wurde immerhin der Wärmebedarf um mehr als die Hälfte reduziert. Das Beispiel aus Holzminden zeigte, dass allein mit der optimierten Umstellung der Wärmeerzeugung und Verteilung im Haus eine deutliche Reduzierung der Energiekosten möglich ist, weil selbst in wärmehungrigen Häusern Luft/Wasser-Wärmepumpen mit einer gemessenen Jahresarbeitszahl von größer 4 arbeiten können. Das ist für Luft/Wasser-Wärmepumpen eine exzellente Performance, die Heizwärme kostengünstig liefern kann.
Die Veranstaltung unterstrich die Notwendigkeit, mit energetischen Maßnahmen nicht auf Entscheidungen der Politik zu warten, sondern vorhandene Förderungen für zeitnah realisierte Maßnahmen zu nutzen.
Positives Feedback und lebhafte Diskussion
Im Anschluss an die Fachvorträge hatte das Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen. Weit über die geplante Zeit hinaus fand eine lebhafte Diskussion statt, in der die Teilnehmenden auch ihre Wertschätzung zum Ausdruck brachten: „Vielen Dank für die inspirierende und motivierende Veranstaltung.“
Wolfgang von Werder plant weitere Termine der Veranstaltungsreihe. „Das Interesse der Hauseigentümer*innen ist weiter groß, obwohl das Thema Wärmewende in den Medien kaum noch präsent ist“, stellte er fest.
Die Präsentationsfolien der letzten Veranstaltung sind online abrufbar unter: www.hawk.de/m/waermewende.
Foto: HAWK