Voremberg/Weserbergland (red). Wie die unabhängige und erneuerbare Energieversorgung auf landwirtschaftlichen Höfen in Zukunft aussehen kann und welche finanziellen Vorteile Landwirte daraus schöpfen können, erfuhren Landwirte aus dem Weserbergland vor wenigen Tagen bei der Veranstaltung „Landwirte als Energielieferanten“ im Dorfgemeinschaftshaus in Voremberg. Die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden hatten dazu eingeladen und wurden von der hohen Anzahl an Anmeldungen selbst überrascht. Das Informationsangebot führte rund 60 Teilnehmende aus dem Weserbergland und sogar aus der südlichen Region Hannover nach Voremberg.
Die Vision einer unabhängigen Energieversorgung auf dem eigenen Hof
Bei einem Rundgang über den Hof der Familie Siekmann aus Voremberg verschaffte Wilhelm Siekmann den Teilnehmenden einen Einblick in den schrittweisen Aufbau einer unabhängigen Energieversorgung seines Betriebes. Die Teilnehmenden erfuhren aus erster Hand, welche Erfahrungen der Landwirt mit der Planung und Inbetriebnahme seiner Photovoltaik-Anlagen sowie der Holzhackschnitzel-Anlage und des kleinen Nahwärmenetzes gemacht hat und welchen Nutzen er daraus ziehen kann. Für die anwesenden Landwirte war gut ersichtlich, wo ähnliche örtliche Gegebenheiten auf ihren Höfen bestehen, sodass viele Teilnehmende weiterführende Fragen zur Anlagentechnik und der Zukunftsfähigkeit einzelner Technologien stellten.
Landwirtschaftliche Betriebe könnten ganze Ortschaften mit Energie versorgen
Antworten zu Fragen der Wirtschaftlichkeit und einen Ausblick auf zukünftige Förderungen lieferte Uwe Bochnig von der Klimaschutzagentur Weserbergland. Er stellte vor, was heute für die erneuerbare Energieversorgung der nächsten Jahre zu bedenken ist und erklärte, weshalb Landwirte zentrale Akteure der kommunalen Wärmeplanung sein und wie sie auch finanziell davon profitieren können. Die meisten Landwirte besitzen große Dachflächen, auf denen Solarenergie erzeugt werden kann. Finanziell lohnt sich die Installation einer Photovoltaik-Anlage besonders dann, wenn der Strom selbst verbraucht wird. Mithilfe eines Stromspeichers kann der erzeugte Strom flexibel zum Zeitpunkt des Bedarfs genutzt werden. Bochnig erläuterte, dass es oft sinnvoll ist, die Photovoltaik-Anlage nicht nur zur Stromversorgung, sondern auch zur Wärmeversorgung und zum Laden von Elektrofahrzeugen einzusetzen. Einen zukünftigen Schwerpunkt der Wärmeversorgung vom Hof sieht Bochnig in der Kopplung riesiger Wärmepumpen an Solaranlagen. Und er gibt allen Landwirten eine aktuelle Empfehlung: der optimale Moment zur Investition in eine Solaranlage sei jetzt! Zurzeit sei das Angebot an Photovoltaik-Anlagen größer als die Nachfrage und die Kosten dementsprechend niedrig. Aller Voraussicht nach werden die Preise in den nächsten Monaten wieder steigen können, so der Solar-Experte.
Mit Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes zum Jahresbeginn sind die Bundesländer verpflichtet, sicherzustellen, dass Pläne zur Wärmeversorgung innerhalb ihrer Kommunen erstellt werden. Ziel ist es, die Wärmeversorgung effizient, nachhaltig und kosteneffektiv zu gestalten. Gefragt werden muss, wer vor Ort Wärmenetze bauen und betreiben wird. Uwe Bochnig schätzt das Potenzial landwirtschaftlicher Betriebe zur regenerativen Energieerzeugung in Ortsteilen und ländlichen Gemeinden grundsätzlich als herausragend ein. Auf vielen landwirtschaftlichen Höfen könnten Wärmenetze entstehen, die das ganze Dorf mit Wärme versorgen und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität der Betriebe sichern könnten. Geleistet werden könne so etwas beispielsweise durch eine zu gründende Genossenschaft.
Die Veranstaltung in Voremberg setzte viele wichtige Impulse für weiterführende Überlegungen zur Wärmeplanung. Linda Hartmann vom Landkreis Holzminden, Bereich Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung, versprach, die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden würden die Landwirte nicht mit diesem Thema allein lassen und weitere Unterstützungsangebote schaffen.
Foto: UB/KSA