Holzminden (red). Wer keins macht, lebt gefährlich! Diese Botschaft hatten gleich zwei Referent*innen beim letzten Treffen des vom Landkreis initiierten Wirtschaftsbeirates im Create:Hub in der Holzmindener Bülte im Verlauf ihrer Vorträge vermittelt. Gemeint war damit ein Standortmarketing, das der Beirat schon in seiner vorhergehenden Sitzung als notwendige Maßnahme für die Region identifiziert hatte. Eine eigens dafür ins Leben gerufene Arbeitsgemeinschaft präsentierte dafür diesmal einen ersten Lösungsansatz. Bei einer Party im Create:Hub soll mit Denjenigen, die anlässlich der familiären Weihnachtsfeierlichkeiten ins Weserbergland zurückkehren, ins Gespräch gekommen werden, um zu erfahren, was sie zu einer späteren Rückkehr bewegen könnte.
Wer etwas Neues angehen will, tut gut daran, sich vorab anderswo zu informieren, um wichtige Impulse zu bekommen. Aus diesem Grund hatte die Wirtschaftsförderung des Landkreises zwei Referent*innen eingeladen, die den anwesenden rund 20 Mitgliedern des Wirtschaftsbeirates in Kurzvorträgen wichtige weiterführende Informationen zum Thema Standortmarketing geben sollten. Zuvor hatte Landrat Michael Schünemann nach seiner Begrüßung einen kurzen Abriss über die politischen Ereignisse und Entwicklungen im Landkreis zu Krankenhaus und Haushalt und HAWK-Professorin Zulia Gubaydullina den neuen Studiengang „Führung und Management in Unternehmen und Organisationen gegeben.
Die Kommunikationswissenschaftlerin Cristina Grüning von der Dortmunder Strategieberatung MODULDREI führte den Teilnehmenden anhand einer Vielzahl ganz unterschiedlicher bereits realisierter Marketingmodellen vor Augen, wie entsprechende Kampagnen aussehen können und wie sie zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für die damit werbenden Städte und Regionen geworden sind. Es sei wichtig, so Grüning, die eigene Region als Marke zu verstehen, genau definierte Zielgruppen anzusprechen und dann aktiv in die Kommunikation zu gehen. Dabei komme es darauf an, sich von anderen zu unterscheiden und die eigene Einzigartigkeit seiner Region herauszuarbeiten. Auf die Frage, welche messbaren Erfolge denn die auf ein Standortmarketing setzenden Regionen vorzuweisen hätten, erwiderte Grüning, dass das nur die für sich Werbenden selbst beantworten könnten. Allerdings sei das angesichts der zunehmend ein Standortmarketing betreibenden Regionen auch gar nicht die Frage. „Man muss sagen, dass wer keins macht, mittlerweile gefährlich lebt“, resümierte sie.
Eine ähnliche Position vertrat auch Dr. Benjamin Schulze von der SüdniedersachsenStiftung. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen (GWG), der Stadt Göttingen sowie den Landkreisen Göttingen und Northeim wurden dort schon erste Schritte in Richtung Standortmarketing unternommen. Als wesentliche Schlüsselkompetenz und Alleinstellungsmerkmal wurden für ganz Südniedersachsen die Life Sciences identifiziert, also Branchen, die im weitesten Sinn mit Leben stehen. Dazu zählen nicht nur Firmen aus der Medizintechnik und den Biotechnologien, sondern auch Unternehmen wie Symrise, Stiebel Eltron oder die heimische Glasindustrie. Die Zielgruppenanalyse sei nun abgeschlossen, als Nächstes sollten nach Beteiligung verschiedener Interessengruppen ein Agenturwettbewerb ausgelobt werden, so Schulze. Die beiden Landkreise Northeim und Göttingen hätten inzwischen eine finanzielle Beteiligung beschlossen, der Landkreis Holzminden werde dabei stets mitgedacht und können sich jederzeit auch beteiligen.
Die Frage einer Beteiligung wurde von den Teilnehmenden zwar lebhaft diskutiert und größtenteils auch als notwendig erachtet, einem eigenen Standortmarketing, dass die spezifischen Stärken des Landkreises Holzminden eigens betont, stehe dem aber nicht entgegen. Wie das genauer aussehen könnte, machten Imke Müller-Stauch vom Innovations.Netz.Werk Region Holzminden-Höxter und Lisa Künnecke von der Künnecke-Unternehmensgruppe deutlich. Die beiden hatten in einer Arbeitsgruppe zusammen OK-Chef Carl-Otto Künnecke und Dr. Jutta Klüber-Süßle von der Wirtschaftsförderung des Landkreises erste Chancen und Möglichkeiten herausgearbeitet. In einem ersten Brainstorming habe man eine hohe Lebensqualität und die zentrale Lage mit ihren vielseitigen beruflichen Möglichkeiten als Alleinstellungsmerkmal als einen wesentlichen positiven Faktor, der für die Region spreche, gesehen, führte Müller-Stauch aus. Angesprochen könnten dafür vor allem Menschen, die von hier kämen und dann weggezogen seien. „Wir müssen Leute ansprechen, die wissen, worauf sie sich einlassen“, betonte Müller-Stauch.
Lisa Künnecke warb anschließend für eine im Create:Hub zu organisierende Party als erstem Schritt, um ein genaueres Bild darüber zu bekommen, was potenzielle Rückkehrer denn überhaupt erwarteten. Unter dem Motto: create: „your comeback -weserbergland´s calling!“ soll für Weihnachtsrückkehrer und Hiergebliebene gleichermaßen Gelegenheit geboten werden, sich über die Innovationskraft der hier ansässigen Unternehmen bei einem Glühwein zu informieren, vielleicht ein paar Fragen zu beantworten und dabei jede Menge Spaß miteinander zu haben. Für das entsprechende Sponsoring der Veranstaltung fanden sich spontan gleich mehrere der Teilnehmenden, die Werbekampagne für die auf den 22.12, angesetzte Party soll in den nächsten Tagen bereits anlaufen.
Fotos: Peter Drews/Landkreis Holzminden