Lauenförde (red). Am 20. November 2023 wurden auf Initiative der "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V.", dem Göttinger Stadtarchiv sowie dem Geschichtsverein Göttingen und Umgebung e.V. vier Stolpersteine für Frau Toni Löwenherz, ihre Schwiegertochter Florence Webb sowie deren Töchter Renate und Vera in Göttingen verlegt.
Im Jahr 1936 waren sie in das der Familie gehörende Haus in Göttingen, Friedländer Weg 26, gezogen. Ein Schulbesuch der Enkelinnen war in Lauenförde nicht mehr möglich, da die Lehrer keine "Mischlinge" unterrichten wollten. Die 1876 geborene Toni Löwenherz entzog sich ihrer kurz bevorstehenden Deportation am 22. März 1942 durch die Flucht in den Tod. Ihre Schwiegertochter Florence, die Staatsbürgerin der USA war, und deren Kinder Renate Renee und Vera waren bereits 1939 in die USA bzw. nach England geflohen.
Frau Toni Löwenherz war die Witwe des Lauenförder Fabrikanten Hermann Löwenherz, unter dessen Leitung die dortige Holzwarenfabrik, später "Herlag", ein über die Landesgrenzen hinaus bedeutender Hersteller von Kinder- und Gartenmöbeln sowie Kinderwagen wurde.
Für den "Heimat- und Geschichtsverein Lauenförde e.V." nahmen der 1. Vorsitzende Peter Siebert sowie Norbert Tyrasa und Lauenfördes Bürgermeister Werner Tyrasa an der Stolpersteinverlegung teil. Norbert Tyrasa hatte sich als damaliger Samtgemeindebürgermeister maßgeblich für die Verlegung von Stolpersteinen für ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Lauenforde engagiert.
In Lauenförde, wo Frau Löwenherz seit ihrer Heirat im Jahr 1898 lebte, widmete sie sich vielfältigen sozialen Aufgaben. 1914/15 gehörte sie zu den Gründerinnen des Roten Kreuzes in ihrem Heimatort und war auch im Kreisverband Uslar tätig. Seit 2010 erinnert ein Stolperstein vor ihrem ehemaligen Zuhause, der "Villa Löwenherz", an sie. Fünf Jahre später erhielt der Platz in der Lauenförder Ortsmitte in Würdigung der Verdienste der Familie den Namen "Löwenherzplatz".
Frau Dr. Maria Rhode erinnerte während der Verlegung der Stolpersteine an das Leben der vier Menschen.
Im Anschluss fand im Städtischen Museum ein Empfang statt, der zu einem regen Gedankenaustausch genutzt wurde.
Foto: Heimat- und Geschichtsverein Lauenförde e.V.