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Sonntag, 24. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Fichten sollen aus dem Wildnisgebiet Solling weichen. Ihre Ausbreitung ist unerwünscht. Vielerorts haben Forstleute Laubbäume wie Buchen darunter gepflanzt. Die neue Waldgeneration ist gesichert, die Fichten machen Platz für ihre Nachfolger.

Dassel (red). Die Niedersächsischen Landesforsten kündigen Forstarbeiten im Wildnisgebiet Solling an. Auf einem rund 30 Hektar großen Teilstück des Schutzgebiets sollen erneut Fichten entfernt werden. Forstleute setzen die Arbeiten aus dem vergangenen Jahr fort. Ziel ist es, das insgesamt rund 1.000 Hektar umfassende Waldareal langfristig einer natürlichen Entwicklung zu überlassen und die Bewirtschaftung ganz einzustellen. Bis dahin soll unerwünschter Bewuchs mit Nadelbäumen zurückgedrängt werden. Aus Sorge vor Borkenkäfer-Massenvermehrungen wird ein Großteil der gefällten Fichtenbäume bis zum Frühjahr aus dem Wildnisgebiet abtransportiert.

Nach Fichte folgt Laubholzpflanzung und Sukzession

Das Wildnisgebiet Solling liegt zwischen Uslar und Hilwartshausen und damit vollständig im Landkreis Northeim. Es zählt zu den größten zusammenhängenden Buchenwald-Schutzgebieten Niedersachsens. „Der Schritt zu mehr Wildnis geht in diesen Tagen weiter. Die Baumfällarbeiten laufen bereits auf einer 20 Hektar großen Teilfläche. Die zwischen 75 und 100 Jahre alten Fichten gelten hier als gebietsfremd und sollen deshalb für den bereits vorhandenen Nachwuchs weichen“, beschreibt Revierförster Peter Martensen. Ziel der Fichtenfällung auf der zweiten, rund zehn Hektar großen Teilfläche sei es, Platz zu schaffen für neue Laubbäume. Hier sollen laut Förster Martensen einerseits Buchen, Weiden, Aspen und Haselstäucher gepflanzt werden. Andererseits werde eine Teilfläche der Sukzession überlassen und die Natur soll aus eigener Kraft die baumfreien Bereiche besiedeln.

Förster wollen Instandsetzungsarbeiten nach rund zehn Jahren einstellen

Mit dem Auszug der Fichten und anderer Nadelbäume aus dem Schutzgebiet wollen die Landesforsten potentielle Samenbäume reduzieren. Die natürliche Ausbreitung der weit fliegenden Fichtensamen durch Wind und durch Tiere trage dazu bei, dass lichtere Bereiche schnell von jungen Fichtensämlingen besiedelt würden, beobachtet Peter Martensen. Der Förster vom Forstamt Dassel verantwortet das Schutzgebiet und koordiniert die Pflegearbeiten. „Vor Ort arbeitet aktuell eine Forstspezialmaschine und fällt die alten Fichtenbäume. Das verwertbare und kerngesunde Nutzholz verarbeiten heimische Sägewerke zu Bauholz. Derzeit gilt in den Landesforsten zwar ein Einschlagstopp von gesundem Nadelholz, wir weichen in diesem Fall aber davon ab, um mit den Instandsetzungsmaßnahmen im Wildnisgebiet voranzukommen. Das meiste Fichtenholz schaffen wir aus der Wildnis raus, damit Borkenkäfer die gefällten Stämme nicht als Brutstätten nutzen können. Weiterhin werden wir auf einem Teil der Flächen in den nächsten Jahren noch aktiv Laubbäume einbringen und natürlich verjüngte Fichten beseitigen müssen. Dieses ist nur möglich, wenn die Flächen überhaupt begehbar sind. Auch deshalb muss ein großer Teil der Stämme von den Flächen geräumt sein“, begründet der Revierleiter die kommenden Arbeitsschritte. Waldbesuche sollten sich nicht wundern, dass für einige Zeit größere Holzmengen im Schutzgebiet zwischengelagert würden. Das Nadelholz werde schnellstmöglich abgefahren, um das Gebiet nach dem Eingriff wieder störungsfrei zurückzulassen, so Martensen. In Teilbereichen will er jedoch auch Fichtenholz auf der Fläche belassen, sofern dort keine Forstschutzprobleme auftreten.

Borkenkäfergefahr eindämmen

Im vergangenen Herbst waren zahlreiche Fichten als naturschutzfachliches Experiment nach Fällung im Wildnisgebiet liegengeblieben. Trotz des zeitlich optimierten Einschlags hatte sich in den Stämmen entgegen der Annahmen intensiver Borkenkäferbefall entwickelt und drohte auf umliegende Wirtschaftswälder überzugreifen. „Nur durch nachträgliche Aufarbeitung des Fichtenholzes, den Abtransport aus dem Wald und dank des relativ feuchten Sommers konnten wir einen Massenvermehrung verhindern, bewerten Peter Martensen und seine Nachbarkollegen aus dem Forstamt Dassel die Situation. Den Forstleuten der Niedersächsischen Landesforsten ist bewusst, dass ein Management in dem Schutzgebiet auch in den kommenden Jahren erforderlich ist.

Forstleute aus dem Forstamt Dassel und der Betriebsleitung der Landesforsten aus Braunschweig haben die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf mehreren Waldbegängen mit Vertretern*innen interessierter Verbände, Organisationen und Verwaltungen vorgestellt und diskutiert. Das Entwicklungsziel laute, auch die kleinen Restflächen mit derzeit noch naturfernen Fichtenwäldern in einen für den Solling typischen naturnahen Buchenwald zu lenken, erläutert Förster Martensen. 80% des ausgewiesenen Waldgebiets entsprechen in der Baumartenzusammensetzung schon jetzt dem Ziel. In diesen Beständen finden keine Maßnahmen mehr statt.

Hintergrund

Das Schutzgebiet wurde im Zuge des „Niedersächsischen Weges“ ausgerufen und zum 01.01.2021 formal eingerichtet. Es liegt vollständig im Forstamt Dassel zwischen Uslar und Hilwartshausen und hat eine kompakte Größe von 1020 Hektar. Vorrangiges Ziel des Wildnisgebietes ist der Erhalt möglichst ungestörter alter Buchenwälder. Die Landesforsten haben in ihrem Wildniswald die Bewirtschaftung der Buchenbestände eingestellt und überlassen diese Wälder einer natürlichen Entwicklung. In den noch vorhandenen Nadelbaumbeständen soll – zeitlich befristet - eine Entwicklung hin zu Buchenwäldern angestoßen werden.

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