Holzminden (red). Die Kreisvolkshochschule Holzminden gratuliert Michael Jennrich und seiner Lebensgefährtin Marie-Luise Wilke sehr herzlich zum WWKULTURPREIS23! Die beiden Kunstschaffenden mit malerischem Schwerpunkt erhalten die Auszeichnung für die „Galerie am Fluss“ in Pegestorf, die sie mit großem Engagement seit 1996 als Produzentengalerie führen.
Michael Jennrich ist außerdem als langjähriger Dozent an der KVHS Holzminden bekannt. Die Preisverleihung ist ein Anlass etwas über den Künstler Michael Jennrich in Erfahrung zu bringen. Im Gespräch mit Elisabeth Brügger, Kulturzentrum Schloss Bevern, gibt Michael Jennrich Auskunft.
Ihr malerisches Werk scheint von der Weserlandschaft geprägt, welche Rolle spielt sie in Ihrem Werk?
Ich arbeite seit mehr als 30 Jahren im Weserraum, und doch ist die Landschaft nicht der wichtigste Gegenstand meiner Malerei. Denn dies ist die Sonne, ihr Aufgang und Untergang. Das Phänomen des Sonnenuntergangs wird häufig als Kitsch abgetan, ist aber eigentlich eine elementare Erfahrung. Mein Hauptanliegen ist das Erfassen des Gegenlichts mit seinen Farben. Hier ist die Malerei der Fotografie vielleicht überlegen, da Farben ja nicht nur das sind, was man sieht, sondern auch das was man empfindet. Um zur Frage zurückzukommen: Die Landschaft des Weserberglandes ist mit ihren Bergen und dem Fluss für die malerische Erforschung des Gegenlichts sehr gut geeignet.
Welchen Weg hat Ihre Ausbildung zum Künstler genommen?
Zu Zeiten meines Kunststudiums ging es eher um die Konzeptkunst, in der bereits die künstlerische Idee als ein Kunstwerk angesehen wird. Meine Lehrer hatten den Krieg erlebt, die Kunst sollte Zeitkritik enthalten. Für die eigene Arbeit wählte ich früh einen anderen Weg. Ich male bis heute in der Natur, dabei oft seriell (d.h. in Serien) und innerhalb einer Serie immer am gleichen Ort.
Welcher Künstler oder welche Kunstrichtung hat Sie bis heute beeindruckt?
Nach Kunstrichtungen sortiere ich nicht und es gibt viele beeindruckende Künstler. Ich bewundere die Malerei von Tizian, Vermeer, die Spätwerke von Monet und Jawlensky. Aber auch die Höhlenmalerei und die Malerei von Kindern. Immer geht es um den Ausdruck, der da sein muss, selbst bei abstrakten Arbeiten. Der Ausdruck ist wichtiger als das Motiv. So widme ich selbst mich tatsächlich mehr dem Gegenlicht als der Weserlandschaft, erarbeite ein Bild dabei schnell in der abendlichen Natur und vollende es auch dort.
Gibt es eine künstlerische Übung, die Sie praktizieren, um die eigene Kreativität lebendig zu halten?
Ausreichend Raum und Zeit dafür zu haben, hat bei mir Priorität. Meine Malerei findet viel im Freien statt. Hier arbeite ich, ohne Skizzen oder Vorzeichnungen, sofort aus der Farbe heraus.
Hören Sie eine bestimmte Musik beim Malen?
Eine bestimmte Musik gibt es da nicht. Denn nicht nur was ich in der Landschaft sehe, auch was ich in ihr höre (Vogelgesang oder Verkehrsgeräusche) und spüre (Kälte oder Hitze, Wind oder Nässe), soll sich mir mitteilen können. All dies bestimmt im Freien meine Malerei. Der Pinselduktus verrät viel über den Tag.
Was raten Sie Menschen, die behaupten, nicht zeichnen zu können?
Nicht auf das Können kommt es an, sondern auf das Wollen. Wer Zeichnen will, wird es auch erlernen.
Haben Sie ein Motto, eine Erkenntnis, auf die Sie in der Kunst immer wieder zurückkommen?
Nein. Es würde die Freiheit einengen.
Für Interessierte, die die Grundlagen der Malerei und Zeichenkunst mit Michael Jennrich erlernen möchten, bietet die Kreisvolkshochschule einen Intensivkurs am Wochenende an. Der Kurs wird vom 17.-19.11.2023 in der Braunschweiger Straße 8 stattfinden.
Anmeldungen und nähere Infos sind über die E-Mail-Adresse
Foto: Michael Jennrich