Stadtoldendorf/Holzminden. Mein Name ist Simone Janotta und ich wohne seit fast 30 Jahren im Landkreis Holzminden in Stadtoldendorf. Vor vielen Jahren mussten wir schon die Schließung des Krankenhauses in Stadtoldendorf verkraften und nun steht auch die Zukunft des Krankenhauses in Holzminden auf mehr als tönernen Füßen.
Ein Weiterbetrieb in reduzierter Bettenanzahl ist vielleicht noch zu verschmerzen, aber die Aufgabe der Notaufnahme aus wirtschaftlichen Gründen ist eine fatale Fehlentscheidung, die im schlimmsten Falle Menschenleben kostet.
Ich bin Pflegepädagogin und habe viele Mitarbeiter des ev. Krankenhauses in Holzminden selbst ausgebildet. „Time is Brain“ habe ich unzählige Male im Unterricht in die Köpfe der Auszubildenden gehämmert. Für das positive Outcome zählt hier jede Minute.
In 30 Minuten soll in jede Richtung ein Krankenhaus zu erreichen sein, so sieht es die Politik vor. 30 Minuten Luftlinie vielleicht. Die Realität im Landkreis Holzminden sieht anders aus. Die Straßen sind teilweise sehr schlecht, teilweise versperren Baustellen für Wochen und Monate den direkten schnellen Weg in Richtung Hameln, Höxter, Einbeck oder Northeim. Umleitungen müssen in Kauf genommen werden. Zeit, die auf den Straßen vergeudet wird. Wenn dann noch die Notaufnahmen und Intensivstationen der umliegenden Krankenhäuser teilweise wegen Personalmangels abgemeldet sind bleibt nur der Rettungshubschrauber Richtung Hannover und Göttingen.
In Wirklichkeit werden Menschen, die einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Unfall hatten lange Zeit unter evtl. Reanimationsbedingungen in der Gegend rumgefahren, bis Ihnen Hilfe zukommt. Das Outcome in einer solchen Situation ist denkbar schlecht und ich mag mir gar nicht ausdenken, wieviel Menschen dies nicht schaffen werden.
Aber auch die Struktur des Landkreises wird weiter geschwächt! Ist der Landkreis noch attraktiv für neues Personal, das so dringend gebraucht wird, wenn die Gesundheitsvorsorge in der Region so schlecht ist? Wohl eher nicht.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele Bürger ihre Heimat evtl. aufgeben um in Landkreise zu ziehen, wo die gesundheitliche Versorgung besser gesichert ist. Damit gehen dem Landkreis ebenfalls steuerliche Einnahmen flöten.
Ich könnte noch eine ganze Menge Gründe mehr nennen.
Liebe Politiker, die heute Abend die Zukunft des Krankenhauses und der Notaufnahme entscheiden. Ich appelliere an Sie: Treffen Sie eine wohlüberlegte Entscheidung im Sinne der Bürger:Innen und sehen Sie nicht nur die Zahlen, sondern auch die Menschenleben.
Mit der Entscheidung für den Weiterbetrieb der Notaufnahme zur Erstversorgung und Stabilisierung können Sie aktiv einen Beitrag zur Rettung von Menschenleben leisten. Die Entscheidung dagegen kostet Leben! Dem Schlaganfall ist es egal, in welchen Arterien er zuschlägt!
Simone Janotta, Stadtoldendorf
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