Eschershausen-Stadtoldendorf (rus). Was lange währt… Nun haben die Restaurations- und Sanierungsarbeiten auf der Burgruine Homburg begonnen. Ein historischer Moment, wie alte Zeitungsberichte belegen: Einen Bericht über die Sanierung des Bergfriedes und den Einbau einer Aussichtsplattform hatte es zuletzt im November 1961 gegeben. Damals unterstützten die Heeresflieger der Bundeswehr aus Bückeburg mit einem Hubschrauber beim Transport der schweren Bauteile hinauf zur Homburg. Heute, 62 Jahre später, ein ähnliches Bild.
Bereits Ende Juli gab es mehr als 70 Hubschrauberflüge zur Burgruine und zurück, um die Baustelle oben auf dem über 400 Meter hohen Gipsberg einzurichten. Allerdings nicht mehr von der Bundeswehr – ein privates Helikopterunternehmen wurde beauftragt, die Flüge durchzuführen. Schwere Container, Gerüstbauteile und Wasserreservoirs mussten hinaufgeflogen werden, Abbruchholz der einstigen, hölzernen Aussichtsplattform galt es, wieder hinunter ins Tal zu befördern. Fast einen ganzen Tag lang war der Hubschrauber im Einsatz, damit an Ort und Stelle mit den Arbeiten begonnen werden konnte. Vor 62 Jahren war die Situation ähnlich: Die Logistik stellte sich als schwierig heraus, letztlich startete man vom Schützenplatz in Mittendorff’s Park Flüge zur Burg, um das Material zur Burg zu befördern.
Bauherrin aller Maßnahmen ist die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) aus Braunschweig, die auch Eigentümerin der Burgruine Homburg ist. Denn auch wenn die Homburg wohl untrennbar mit Stadt und Samtgemeinde verknüpft ist und eine hohe historische Relevanz hat, ist sie doch nicht im Eigentum der hiesigen Kommunen. Nichtsdestotrotz identifiziert man sich hier eindeutig mit der Burgruine und betreibt auch seit vielen Jahren vielerlei Bestrebungen, sie wieder für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Nach nun fast 15 Jahren – nämlich schon seit 2009 ist der Bergfried aufgrund von Baufälligkeit gesperrt – bewegt sich nun aber endlich einiges auf dem Burggelände.
Viel passiert ist in den Jahren zuvor hauptsächlich hinter den Kulissen. Es fanden Vermessungen der Burganlage statt, diverse Gutachten wurden erstellt und tiefergehende Untersuchungen der meist noch historischen Reste der Burgruine wurden durchgeführt. Schon vor einigen Jahren stellte ein Entwicklungskonzept die enge Verknüpfung der Homburg mit der hiesigen Region und die besondere touristische und heimatkundliche Bedeutung fest, an der es auch wieder anzuknüpfen gilt.
Was aktuell auf der Burgruine geschieht
Ein Sandsteinbetrieb aus Hannover erhielt den Zuschlag für die fachmännische Sanierung der Burg. Falsche Baumaterialien, insbesondere auf Zementbasis aufbauende Mörtel als Fugenfüller, hatten in den vergangenen Jahrzehnten für nachhaltige Schäden gesorgt. „Zement verträgt sich nicht mit dem Baumaterial aus Sandstein“, erklärt Gunnar Jockel, einer der Fachleute vor Ort, die aktuell damit beschäftigt sind, Bauschäden zu beseitigen und Lücken zu schließen. Zudem hat der Zahn der Zeit an den noch erhaltenen Resten der einstigen Herrschaftsburg genagt, ein großer Riss am Bergfried selbst hatte daneben ebenfalls einst für großes Aufsehen gesorgt. Er hat seinen Ursprung aber wohl in einem Blitzeinschlag, wurde später festgestellt.
Untersuchungen der vorhandenen Bausubstanz hatten im Vorfeld schon gezeigt, dass es in einigen Teilen aufgrund von eintretender Feuchtigkeit zu Aushöhlungen und Aus-waschungen des Fugenmaterials gekommen ist, die nun wieder verfüllt oder neu aufgemauert werden müssen. Fast drei Meter dick ist allein die untere Außenwand des heutigen Bergfriedes, der dort in weiten Teilen noch historischen Ursprungs ist. Durch die Fachfirma werden nun lückenhafte Stellen ausgebessert, Steine ergänzt und auch der lange Riss im Bergfried wird zunächst etwas aufgeweitet und dann mit alten sowie neuen, passenden Steinen wieder geschlossen. In die Bausubstanz werden zudem Maueranker aus Edelstahl eingebaut, um die Konstruktion zu festigen. Unter den Schadstellen befinden sich im Übrigen auch noch Zeitzeugen von vor 62 Jahren: Als damals ein Holzgerüst um den Bergfried gezogen wurde, musste dieses, wie bei Gerüsten üblich, auch direkt an der Bausubstanz selbst, dem Bergfried, befestigt werden. „Diese Gerüstlöcher von damals machen wir jetzt zu“, so Jockel weiter.
Für die Gerüstbauer und Steinmetze ist die Arbeit selbst natürlich nichts Neues, wohl aber das nicht ganz alltägliche Arbeitsumfeld. Vor Herausforderungen stellte die Planer von Anfang an die Logistik, um in dem unwegsamen Gelände voranzukommen. Rund 500 Meter Länge und 60 Höhenmeter teils steil ansteigender Fußweg führen vom Waldpädagogikzentrum hinauf zur Burg – ein Weg, den auch die Arbeiter tagtäglich zurücklegen müssen. Rund vier bis sechs Personen sind gleichzeitig auf der Homburg im Einsatz und das jeden Tag. Im Großen und Ganzen ist geplant, dass zumindest die Arbeiten an der Bausubstanz, also die Arbeiten der Sandsteinfirma, bis Ende November abgeschlossen sind, sodass die Burgruine schon bald wieder Anziehungs- und vor allem Aussichtspunkt für Stadtoldendorf und Umgebung werden kann. Einen genauen Termin für die Wiedereröffnung gibt es allerdings noch nicht.
Fotos: rus, aifrahrung.de, Privat