Höxter (TKu). „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, heißt es in einem Schlager-Klassiker von Udo Jürgens. Genau das scheint der 66-jährige Feuerwehrmann Hans-Jürgen Vogt von der Ortsfeuerwehr Osterode aus dem Harz eben so zu leben. Bei der Europameisterschaft „European FireFit“ auf der Landesgartenschau in Höxter hat er sich von Donnerstag bis Sonntag mit den jungen Feuerwehrleuten auf der Challenge auf gleicher Höhe messen können und noch eine gute Zeit dabei herausgeholt. Auf ihn und auf den 55-jährigen Wayne Bastow aus Bokensdorf bei Gifhorn ist der „Chef-Organisator“ der FireFit, Mathias Schmidt, besonders stolz. Die beiden „Feuerwehr-Senioren“ sind fast zeitgleich zusammen mit einer Zeit von etwa dreieinhalb Minuten ins Ziel gekommen. Der 66-jährige Ortsbrandmeister Hans-Jürgen Vogt müsse altersbedingt im nächsten Jahr leider bei der aktiven Truppe seiner Feuerwehr leider ausscheiden, wie er erklärt. Im sogenannten TFA-Team (Toughest Firefighter Alive) für diese Wettkämpfe wolle er aber weiter seinen „FeuerwehrMann“ stehen. Erst mit 58 Jahren hatte der rüstige 66-Jährige im TFA-Team begonnen, für solche Wettkämpfe zu trainieren. Wayne Bastow (55) aus Bokensdorf bei Gifhorn stammt ursprünglich aus Llandovery in Wales, England. Seit 20 Jahren lebt er aber in Deutschland und ist sportlich bei der Feuerwehr unterwegs. Für die gemeisterte Challenge gab es ein Küsschen von beiden Ehefrauen und eine gemeinsame Ghettofaust als Zeichen des gegenseitigen Respektes. Knapp gewonnen hatte die Challenge jedoch der 66-jährige Hans-Jürgen Vogt mit wenigen Sekunden Vorsprung. Auf dem EM-Ranking belegten die beiden „Feuerwehr-Senioren“ Platz 99 und 100.
Höxter könne stolz sein auf diese Veranstaltung, die in ganz Europa zu Hause ist und wahrscheinlich nicht wieder in das Weserbergland kommen wird. Hier haben sich bei mehr als 30 Grad Celsius die fittesten Feuerwehrleute aus ganz Europa bei der Meisterschaft in den Disziplinen Kraft, Ausdauer und Koordination messen können. Der neue Europameister kommt aus Polen. Dicht gefolgt von zwei seiner Landsleute hat Rafal Bereza aus Polen mit einer Zeit von 1:16,02 Minuten die Europameisterschaft gewonnen. Der bisherige Rekord dieser Challenge, der bei 1:16,38 Minuten lag und von Alexander Baran aus der Ukraine gehalten wurde, dürfte damit geknackt worden sein und das bei hohen Temperaturen über 30 Grad Celsius. Auf Platz vier der Männer landete ein Litauer und erst auf Platz sechs war der erste Deutsche Teilnehmer Sören Warzok aus Hardegsen bei Göttingen auf dem Ranking wiederzufinden. Die neue und alte Europameisterin heißt May Tommervold vom Vestfold Fire Department in Norwegen. Sie benötigte eine Zeit von 2:06,55 Minuten für alle Disziplinen. Platz Zwei ging an eine Polin und Platz Drei an eine Deutsche. Der Organisator Matthias Schmidt hatte selbst an der FireFit-EM teilgenommen und war nach seinem Run außer sich vor Freude. Erstmals hatte er eine Zeit von knapp unter zwei Minuten im Ziel nach Abschluss aller Disziplinen erreicht. Um das zu schaffen, habe er seit zehn Jahren daran gearbeitet und trainiert. „Dass ich das bei der FireFit-EM in Höxter schaffen konnte, das macht mich sehr stolz“, sagte Schmidt und fügte hinzu: „Nun darf ich mich auch zur Spitze dieser Feuerwehrsportler zählen“, so Schmidt. Viele Zuschauer verfolgten die Europameisterschaft vom Rand aus, darunter auch viele Feuerwehren aus ganz Deutschland und Besucher der Landesgartenschau. Von den LGS-Besucherinnen und Besuchern hieß es immer wieder: „Die sind ja völlig verrückt bei diesen hohen Temperaturen“.
Nach den Qualifikationsläufen am Donnerstag und Freitag fand die eigentliche Europameisterschaft am Samstag in der Einzel- und am Sonntag in der Teamwertung statt. Daran teilgenommen haben etwa 200 Feuerwehrleute aus Deutschland, Litauen, Polen, England, Norwegen und sogar einer aus Amerika. Nur die etwa 120 Besten sind nach den beiden Qualifikationsläufen am Donnerstag und Freitag zu den Einzelläufen am Samstag zugelassen worden. So verlief die Challenge: Bei der FifeFit Challenge laufen die Feuerwehrleute zuerst unter voller Schutzausrüstung mit angeschlossenem Atemschutzgerät auf dem Rücken und mit einem 19 Kilogramm schweren Schlauchpaket auf ihrer Schulter den 12 Meter hohen HAIX-Tower nach oben, ziehen mit aller Kraft eine Schlauchrolle den Turm hinauf und verlassen den Turm wieder nach unten, wo es eine Hammerschlagmaschine zu bewältigen gilt. Danach sprinten sie durch den Slalomparcours, greifen danach einen Schlauch, ziehen ihn nach vorne und löschen einen Brand. Unter der Motivation der Schiedsrichter heißt es abschließend, einen 85 Kilogramm schweren menschlichen Dummy im Rettungsgriff auf einer 30 Meter langen Strecke ins Ziel zu schleppen. Dabei sind die Teilnehmenden in ihrer mehrlagigen Schutzkleidung bei mehr als 30 Grad Celsius im Schatten mächtig ins Schwitzen gekommen. Am Sonntag fanden die Tandem- und Staffelläufe statt. Beim „Tandem“ starteten zwei Feuerwehrleute auch im Mix-Team Mann und Frau zusammen an. Bei den Disziplinen wechselten sie sich ab, was durch den Wechsel einer Atemschutz-Flasche auf dem Rücken gekennzeichnet wurde. Bei der Staffel ging ein Team aus vier Personen an der Start, wovon jedes Teammitglied eine Handlampe als Staffelstab bei der Übergabe weiterreichte. Sämtliche Ergebnisse können unter der Internetseite www.firefit-europe.eu eingesehen werden
Fotos: Thomas Kube