Stadtoldendorf (red). Innerhalb von nur zwei Stunden konnten Torsten Maiwald und Tanja Frischgesell vom NABU Holzminden am Samstagabend 28 Feuersalamander im Hooptal zählen. „Das ist für diese Jahreszeit und die nicht optimalen Wetterbedingungen sowie die kurze Dauer unserer Begehung ein sehr gutes Ergebnis“, so die Naturschützer. Auch ein Fadenmolch und mindestens zehn Erdkröten, darunter erwachsene und letztjährige Exemplare sowie ein Winzling von diesem Jahr, zeugen von der nach wie vor hohen Bedeutung des Tals als Lebensraum für Amphibien. Für den Feuersalamander trägt Deutschland eine besondere Verantwortung, da ein großer Anteil des Weltbestandes hier vorkommt. Gefährdet ist die Art durch Verlust des Lebensraumes, Klimawandel, Nahrungsmangel, Krankheitserreger und den Straßenverkehr. Das Hooptal ist seit langem überregional für seine große Feuersalamanderpopulation bekannt. Die nächtliche Sperrung der K 71 war ein wichtiger Schritt zum Schutz der Amphibien, der aber nicht ausreicht. Die Tiere nutzen Straßen und Waldwege zur Nahrungssuche, zum Partnertreff und zur Fortbewegung. Salamander sind bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt aktiv und durchaus auch im Winter anzutreffen, sogar auf Schnee. Die Sperrzeit von 18 bis 8 Uhr deckt in den Herbst- bis Frühjahrsmonaten den Zeitraum der Dunkelheit nicht vollständig ab. Gerade in diesen Jahreszeiten müssen die trächtigen Weibchen die Gewässer aufsuchen, um dort ihre Larven abzusetzen. Mit einem überfahrenen Weibchen stirbt somit auch gleich die nächste Generation. Am Samstag waren unter den gesichteten Feuersalamandern auch zwei trächtige Weibchen sowie ein Jungtier vom letzten Jahr.
Die Tiere sind auch tagsüber unterwegs, nicht nur, aber insbesondere nach langen Trockenperioden. Regelmäßig wurden bei Begehungen der K 71 neben anderen Verkehrsopfern wie Blindschleichen, Kröten und Vögeln auch tote Feuersalamander entdeckt - trotz nachts geschlossener Schranken. Und auf den Straßenabschnitten bis zu den Schranken werden nach wie vor zahlreiche Tiere überfahren.
Der Straßenverkehr durch das Hooptal ist die Hauptgefahr für die Salamander. Auch bei Trockenheit und steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels bietet das Tal mit seinen unzähligen Steinwänden und -schüttungen sowie dem Laubbaumbestand weiterhin ideale Rückzugsmöglichkeiten. Es gibt besser ausgebaute Verbindungen zwischen Stadtoldendorf und Negenborn als die Straße durch das Hooptal. Gibt man bei Routenplanern verschiedene Abfahrtspunkte in Stadtoldendorf ein, so ist die K 71 lediglich für die Hoopstraße die kürzeste Alternative. Ansonsten geht es auf den beiden weniger kurvigen Straßen über „Drei Linden“ oder Amelungsborn mindestens gleich schnell.
Es wird Zeit, der Natur wieder etwas zurückzugeben und hier einen unzerschnittenen Lebensraum zu schaffen, anstatt immer weitere Flächen durch Siedlungs- und Straßenbau zu versiegeln. Davon profitieren nicht nur Feuersalamander, sondern viele andere seltene Arten wie Wildkatze, Schlingnatter, Eisvogel, Schwarzstorch und Uhu. Und nicht zuletzt die Menschen, die sich ungestört in diesem wunderschönen Gebiet erholen können. Sowohl für Fußgänger als auch Radfahrer gibt es einige alternative Routen durch das Hooptal.
Foto Tanja Frischgesell