Holzminden/Hamburg (red). Die mit vielen interessanten Baustellen gespickte norddeutsche Metropole setzte sich die Fakultät Management, Soziale Arbeit und Bauen zum Ziel der diesjährigen Sommerexkursion. 30 Studierende des HAWK-Bachelorstudiengangs „Baumanagement“ gingen auf eine dreitägige Tour nach Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Organisation und Durchführung unterlag den Professoren Manfred Käsmaier, Sebastian Höhmann und Maik Wefer.
Erstes Ziel: der Neubau des Hachmannkais, wobei die Anfahrt standesgemäß per Hafenfähre erfolgte. Aufgrund der sensiblen Altsubstanz erfolgte die Herstellung der neu herzustellenden Kaimauer hier im schonenden Bohrverfahren. Da der Bestand nur eingeschränkt verkehrstauglich ist, war der Einsatz einer großen Hubinsel erforderlich.
Nach der Führung erkundeten die Studierenden weitere Baumaßnahmen im Hafengebiet per Barkasse. In Schleswig-Holstein folgte die Besichtigung des Neubaus der Klappbrücke über die Schlei in Lindaunis. Aufgrund der Sperrung des neben der Neubaumaße befindlichen Bestandsbauwerks musste der Zugang zu den Pfeilerbaugruben per Boot erfolgen. Diese drei aus Stahlspundwänden und verankerter Unterwasserbetonsohle hergestellten Baugruben konnten die Gruppe direkt besichtigen. Die Baugrubensohle lag dabei über 14 Meter unterhalb des Außenwasserspiegels, was manche Studierende doch mit Unbehagen hinabsteigen ließ. Interessant hier: die Kombination von schwierigen Baugrundverhältnissen, hohen Wasserdruckbelastungen und sehr enger Baustellenlogistik. Die Bewältigung dieser komplexen Baumaßnahme erläuterte Bauleiter Mathes Schwebe auf anschauliche Weise.
Nach ausreichender Stärkung ging es weiter an den Nord-Ostsee-Kanal, der aktuell in der Nähe von Kiel eine Verbreiterung erhält. Nach Abschluss des Vorhabens können Schiffe den Bereich im Begegnungsverkehr passieren. Spannend waren zunächst die Erläuterungen des Projektleiters Niels Böge von der Wasser- & Schifffahrtsverwaltung zum Hintergrund des Vorhabens. Hier wurde auch auf zugehörige Maßnahmen wie beispielsweise der Schleusenneubau in Brunsbüttel eingegangen. Insbesondere die Erläuterungen zum Bodenmanagement und der Konstruktion der zukünftigen Ufersicherung blieben den Teilnehmenden Dank Leonard Heckel, Depenbrock-Projektleiter, gut in Erinnerung.
Am Mittwochmorgen besichtigte die Gruppe die Baustelle zum Ersatzneubau der Finkenwerder Brücke. Die vorhandenen, maroden Brücken werden bei laufendem Straßenverkehr erneuert. In stark beengter Lage zwischen Gleisanlagen der Bundesbahn sowie der Finkenwerder Straße wird in Seitenlage der Brückenüberbau vormontiert. Die Brücke wird in Stahlbauweise hergestellt. Toni de Lazzari der Firma SEH Engineering zeigte hier den Studierenden Hand nah die Prozesse beim Vormontieren und Verschweißen der einzelnen Brückenbauteile sowie zur Schweißnahtprüfung. Nach Abschluss der Vormontage wird der Brückenüberbau, nach Bauzeitenplan Anfang August, mit Spezialtechnik über die Gleisanlagen bis in Endlage geschoben.
Im Anschluss ging es mit der Gruppe weiter an die Baustelle zum Ersatzneubau der Bahnbrücken am Veddeler Bahnhof. Hier werden vier alte Brücken über die Müggenburger Durchfahrt und Harburger Chausse erneuert. Herausfordernd sind hier die extrem beengte Baustellensituation, der ständig wechselnde Wasserstand aus Ebbe und Flut und der aufrechtzuerhaltende Bahnverkehr. Die Stabbogenbrücken mit Einzelgewicht von rund 500 Tonnen werden in Seitenlage auf extra hierfür im Damm hergestellten Vormontageplatz hergestellt und anschließend mit Hilfe von Pontons eingeschwommen. Die Bauarbeiten geschehen unter Aufrechterhaltung des Eisenbahnverkehrs. Daher wurde zunächst eine Umfahrung hergestellt. Die maroden, nebeneinanderliegenden Brücken werden sukzessive entfernt und die Widerlager erneuert. Anschließend werden die neuen Brücken eins um eins versetzt.
Gerade für die aktuell und zukünftig anstehenden Aufgaben zur dringend erforderlichen Erneuerung der Landes- und Bundesinfrastruktur galt es, für die Studierenden hier einen ersten Einblick zu erlangen.
Foto: HAWK