Hellental (red). Die Ökologische Station im Naturpark Solling-Vogler (ÖSSV) hat in diesem Jahr in einer Untersuchung 21 Neuntöter-Reviere im Naturschutzgebiet Hellental festgestellt. Diese hohe Siedlungsdichte der bemerkenswerten Vogelart unterstreicht die besondere Bedeutung des Naturschutzgebietes für die einheimische Vogelwelt.
Nachdem der Gesang der Vögel unseren Frühling bereichert hat, ist nun auch im Hellental weitgehend Ruhe eingekehrt. Doch gerade der Juli ist im Hellental die beste Jahreszeit, um den charakteristischen Neuntöter zu beobachten. Die weitgereisten Zugvögel beziehen erst im Mai ihre Brutgebiete und sind derzeit noch mit der Fütterung beschäftigt. Wer ruhig und aufmerksam den Talweg entlangläuft, hat gute Chancen, auf einen Neuntöter zu stoßen.
Das kontrastreich gefärbte Männchen mit heller Brust, rotbraunem Rücken und einer schwarzen Augenmaske sind oft als Erstes oben auf einem Busch zu sehen. Das Weibchen ist ähnlich wie die Jungvögel unauffällig bräunlich gemustert. Der Nachwuchs ist mittlerweile fast flügge und ist vorwiegend auf einzelnen Strauchästen zu finden, wo er auf die Insektenfütterung durch die Eltern wartet. Die gute Bestandssituation des Neuntöters und zahlreicher weiterer Tier- und Pflanzenarten im Hellental begründet sich unter anderem durch die Schutzgebietsverordnung. Die hohe Siedlungsdichte des Neuntöters resultiert neben der Ungestörtheit des Schutzgebietes, insbesondere aus der extensiven landwirtschaftlichen Nutzung der zahlreichen Wiesen und Weiden. Besonders die Reduzierung der Düngung und die teilweise späte Mahd schaffen für die Art optimale Lebensraumbedingungen. Das positive Ergebnis dieser extensiven Bewirtschaftung zeigt sich in vielfältigen Pflanzengesellschaften, die von nährstoffarmen Bedingungen profitieren und bei einer zu frühen Mahd vor der Blütezeit abgemäht würden. Blütenpflanzen und der bei Beweidung anfallende Dung der Weidetiere bieten wiederum Nahrung für Insekten, die durch die Intensivierung der Landwirtschaft selten geworden sind. Diese frisst dann der Neuntöter, verfüttert sie an seine Jungen oder spießt sie für später auf einen Dorn oder Stacheldrahtzaun auf. Diese Vorratshaltung von Insekten und kleinen Mäusen hat dem Neuntöter seinen Namen gegeben.
Und die Landwirtschaft? Für die Nutzungseinschränkungen gibt es von Land Niedersachsen einen Erschwernisausgleich. Darüber hinaus gibt es spezielle Förderprogramme, die den Erhalt des artenreichen Grünlandes honorieren. Mithilfe der Förderung des Landes Niedersachsen bietet die Ökologische Station Solling Vogler dazu eine kostenlose landwirtschaftliche Beratung in Natura 2000-Gebieten, wozu das Hellental gehört. Interessierte können sich dafür gerne an die ÖSSV wenden.
In dem Zusammenhang ist es umso erfreulicher, dass der Neuntöter im letzten Jahr in Niedersachsen aus der Roten Liste entlassen und nur noch auf der Vorwarnliste der bedrohten Brutvögel steht.
Foto: Manfred Helmerichs