Höxter (red). Das Vitusfest im Jubiläumsjahr schreibt Corveys 1200-jährige Geschichte mit einem musikalischen Glanzlicht fort: Erstmals erklingt zu Ehren des Schutzpatrons des Corveyer Landes ein eigens komponierter, feierlicher Tusch.
So wie der Libori-Tusch ein Markenzeichen für Paderborn ist, kann der neue Vitus-Tusch ein Aushängeschild für Corvey werden. Davon sind Ideengeber Diakon Erwin Winkler und auch die Musiker des Blasorchesters Albaxen überzeugt. Das Ensemble hat den Tusch unter der Leitung von Elmar Düker mit Freude einstudiert und wird ihn beim Vitusfest am Sonntag, 18. Juni, intonieren. Die Feierlichkeiten beginnen um 10 Uhr mit dem Festhochamt im Schlosspark.
Bei der Premiere will der Komponist des Tusches, der ehemalige Musikschulleiter Martin Leins, möglichst dabei sein. „Vielleicht kann ich auch mitspielen“, sagt er. Ein Tusch ist, so Martin Leins, wie eine festliche Fanfare. Bei der Komposition habe er eine Anlehnung an den Libori-Tusch, aber auch einen Bezug zu Corvey schaffen wollen. Für diese Verbindung fiel ihm ein, dass er vor etwa 20 Jahren für ein Horntrio Lieder von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben arrangiert hat. Diese intonierte das Ensemble seinerzeit am Grabmal des Deutschlandlied-Dichters und Corvey-Bibliothekars auf dem Friedhof hinter der Abteikirche.
In einer dieser Melodien komme eine Fanfare vor. „Ich habe eine Sequenz daraus für den Tusch genommen“, sagt Martin Leins. „Damit hatte ich eine Verbindung zu Corvey.“ Die entsprechende Passage erklinge gleich am Anfang.
Bei einem Tusch, so Martin Leins, sei es sinnvoll, geläufige Harmonien und Akkorde zu verwenden. Denn: „Er muss für alle Ensembles spielbar sein.“ Das sei eine wichtige Maßgabe. Drei Variationen für den Vitus-Tusch hat der langjährige Musikschulleiter zusammen mit Ivan Jones entwickelt und aufgezeichnet. Eine davon wird beim Fest am Sonntag erklingen. „Es hat mir Freude gemacht“, sagt der Komponist. Und auch das Blasorchester Albaxen mit Elmar Düker ist begeistert. Das Ensemble gestaltet seit mehr als 50 Jahren regelmäßig die Vitusfeierlichkeiten in Corvey mit und präsentiert nun den neuen Tusch. „Er klingt festlich – geradezu majestätisch“, verraten die Musiker nach einer Probe.
Die zweite musikalische Premiere des Festes führt Menschen aus dem Corveyer Land zu einer besonderen Gemeinschaft zusammen: Etwa 80 Sängerinnen und Sänger aus Fürstenau, Albaxen, Stahle, Beverungen, Höxter, Ottbergen, Lüchtringen, Bruchhausen und Bredenborn haben sich auf Initiative des Kirchenchores Lüchtringen und ihres Leiters Wilhelm Gickler zu einem Projektchor für das Vitusfest im Jubiläumsjahr zusammengeschlossen.
Angesprochen waren Kirchenchöre und andere Gruppen, aber auch Sängerinnen und Sänger, die keinem Ensemble angehören. Sie alle bilden – das haben die Übungsabende im großen Saal des Pfarrheims St. Peter und Paul in Höxter schon gezeigt – einen eindrucksvollen Klangkörper.
Einstudiert hat die große Gruppe ein Lied, mit dem der Lüchtringer Kirchenchor im Weserdom immer wieder die Herzen der Gemeinde bewegt: „Deine Hand hält mein Heute und mein Morgen“. Es stammt vom Weltgebetstag der Frauen 2015 und wird nach der Melodie eines spanischen Grand-Prix-Erfolgs von 1973, „Eres tu“, gesungen. Die Botschaft des Gottvertrauens und der Zuversicht kommt in diesem Lied mit so viel Tiefgang zum Ausdruck, dass auch die Sängerinnen und Sänger bei den Proben immer wieder Gänsehaut-Momente erleben. Umso mehr freuen sie sich darauf, beim Vitusfest die Menschen teilhaben zu lassen an der besonderen hoffnungsvollen Grundstimmung dieses Liedes.
Natürlich intoniert das Ensemble auch das Vituslied von Gustav Biener, dessen Text der 2021 verstorbene langjährige Lüchtringer Pfarrer Hubertus Mersmann geschrieben hat. Der Geistliche hat im Liedtext Bezüge zur Translatio (Übertragung) der Reliquien des Heiligen 836 von St. Denis bei Paris nach Corvey und auch zur Ausbreitung der Vitusverehrung von Corvey bis nach Prag hergestellt.
Wilhelm Gickler ist mit der Probenarbeit des Projektchores sehr zufrieden. Und auch die Sängerinnen und Sänger empfinden die Zusammenarbeit und das Kennenlernen untereinander als bereichernd. Mitsängerin Hiltrud Vornholt aus Fürstenau fasste treffend zusammen, welch positive Effekte diese gemeinschaftliche Arbeit hat: „Musik verbindet. Die einzelnen Gemeinden des Pastoralverbundes wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen. Das ist wichtig in dieser Zeit.“
Pastoralverbundsleiter Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek begrüßt die kirchenmusikalische Gemeinschaftsinitiative und auch den Vitus-Tusch außerordentlich. Die musikalischen Akzentsetzungen werden, davon ist der Geistliche überzeugt, über das Jubiläumsjahr hinaus für Corvey als Glaubensort prägend und bereichernd sein.
An das Festhochamt mit Paderborns Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck schließt sich am Sonntag als weitere Premiere ein großes Pfarrfest im Domänenhof an.
Foto: Kirchengemeinde Corvey