Höxter (TKu). Auf einen Kaffee bzw. ein Bier mit...Charles Wiener, Bierbotschafter aus Apple Vallye in Minnesota (nahe Minneapolis). Wiener war kürzlich zu Besuch in Höxter. Bei seiner mehrwöchigen Reise durch ganz Deutschland und Polen war ihm der Besuch in Höxter ganz wichtig, insbesondere ein historischer Bereich in Höxters Altstadt interessierte Charles Wiener und seine Frau Chris ganz besonders, auch wenn dieser Platz heute nichts mehr mit Bier zu tun hat. Ein Bierbotschafter gibt es nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Deutschland. Die Aufgabe eines Bierbotschafters liegt sowohl in den USA, als auch in Deutschland darin, professionelle Bier-Verkostungen durchzuführen, Biere zu bewerben und zu vermarkten.
Charles Wiener ist für die Capital-Brauerei von Middleton in Wisconsin in dessen Auftrag unterwegs, um speziell für sogenannte „Craft-Biere“ dieser Brauerei zu werben. In Höxter war er allerdings aus einem ganz anderen Grund: Interessiert hat ihn hier das alte Areal der Oberen Mauerstraße 1 in Höxter. Hier befand sich einst die traditionsreiche Brauerei Heinrich Krekeler, die bis 1970 Biere in Höxter hergestellt hat. Die 1987 abgerissene Brauerei mit seinen 2003 wiederentdeckten Gewölbekellern und dem 2003 abgerissenen Wohnhaus der Familie Heinrich Krekeler sind nicht mehr vorhanden. Aber der Ort selbst, das noch vorhandene Braumeister-Haus Ecke Wallstraße, wo sich auch die Garage der Brauerei befand und die dazugehörige Gastronomie waren für Charles Wiener von großem Interesse. Viel ist von der Krekeler-Brauerei nicht mehr existent. Vor dem Abriss gerettet werden konnten allerdings die alten Braukessel, die aber nicht mehr in Höxter zu finden sind. Die alten Kupferkessel sind in den 1970er Jahren in die USA verschifft worden. Aktuell sind sie noch für die Capital-Brauerei in Middleton im Einsatz, wofür Charles Wiener als Bierbotschafter fungiert. Charles Bruder Scott ist der Braumeister, der noch an den alten Höxteraner Kupferkesseln das Bier braut. In der Capital-Brauerei läge der Schwerpunkt auf Lagerbieren deutscher Art, erklärt Charles Wiener bei seinem Besuch in Höxter, das sei auch sein persönliches Steckenpferd. Seit 2009 befindet er sich im Ruhestand, das Amt des Bierbotschafters führt er allerdings ehrenamtlich aus.
Wiener liebe deutsches Bier und deutsches Essen und interessiere sich außerdem für Geschichte und sehr für seine eigene Abstammung. Sein Ururgroßvater Johann Michael Wiener stammte aus Andelfingen in der Schweiz und seine Ururgroßmutter aus Riedlingen in Deutschland - beides nahe dem Bodensee. 1850 seien beide nach Milwaukee in Wisconsin ausgewandert. Sein Urgroßvater war Zimmermann, der die Möbelfirma für Polstermöbel „E.Wiener“ gegründet hat. Höxter sei eine sehr charmante Stadt, wie Wiener berichtete. Besonders die Architektur der Altstadt und die Nähe zur Weser haben es ihm angetan. Im Gespräch zog er auch Parallelen zu seiner Heimat. Die Ähnlichkeiten zwischen der Region in Höxter und dem Bundesstaat Wisconsin seien bemerkenswert. Dabei verglich er die Regionen und nannte die Weser und den Mississippi, die Berge und Seen um Höxter herum mit dem „Lake Superior“ und dem „Lake Michigan“ in einem Atemzug. Jetzt würde er verstehen, warum es Deutsche Auswanderer im 19. Jahrhundert in diese Region gezogen hat. Auch viele Brauereien in seinem Heimatumfeld seien durch Auswanderer aus Deutschland gegründet worden, ebenso wie die Capital-Brauerei. Bei seinem Besuch in Höxter traf Charles Wiener auch auf Horst Frost, Anwohner der Oberen Mauerstraße und direkter Nachbar zur ehemaligen Krekeler-Brauerei. Frost hatte in den 1970er Jahren dabei geholfen, die Braukessel abzubauen, bevor sie in die USA verschifft worden sind. Frost schenkte dem amerikanischen Bierbotschafter ein paar alte Andenken von der Krekeler-Brauerei, darunter ein kleiner Bierkrug mit Aufdruck und historische Werbeartikel, die laut Wiener in einem Biermuseum der Capital-Brauerei ihren Platz finden sollen, welches sein Bruder Scott Wiener gerade aufbaut. Alte Bilder von der Brauerei in Höxter hatte ihm Horst Frost bereits überliefert. Diese werden mittels einer Präsentation bei Brauereiführungen in der Capital-Brauerei gezeigt, sagt der 69-jährige Botschafter.
Die Familien-Brauerei Krekeler in Höxter existierte urkundlich seit 1576. Die Brauerei-Gebäude in der Oberen Mauerstraße 1 in Höxter entstanden nach der Expansion der Brauerei im Jahr 1867. Existent ist heute noch die ehemalige Gaststätte, ein 1803 errichtetes denkmalgeschütztes Gebäude, das aktuell als Heilpraxis und Wohnhaus genutzt wird. Direkt hinter dieser ehemaligen Gaststätte wurde 1867 eine große Brauerei errichtet, die bis 1896 immer wieder durch Anbauten erweitert wurde. Unter dem Namen „Nicolai-Bräu“ oder auch „Krekelers Höxter-Bier“ verkaufte das Unternehmen von Höxter aus mehr als ein Jahrhundert lang erfolgreich ihr flüssiges Gold, bis zur Schließung der Brauerei im Jahr 1970. 1987 folgte dessen Abriss. Unter der Internetseite www.capitalbrewery.com kann man die noch existierenden Höxteraner Braukessel in einer Bilder-Slideshow ansehen.
Fotos: Thomas Kube