Holzen (red). Das historische Geschehen dürfe nicht vergessen werden und dem Hass, der sich vielerorts im Land eingenistet habe, entgegentreten werden. Mit diesen eindringlichen Appellen hat Holzmindens Bürgermeister Christian Belke am Kreisgedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Ehrenfriedhof Holzen sich nicht nur an die Anwesenden, sondern an alle Kreisbürger gewendet. Auf dem Friedhof hatten sich nach drei Jahren Pause am Sonntag eine große Anzahl von Menschen eingefunden, darunter viele Kreistagsabgeordnete, Polizeivertreter und Hauptverwaltungsbeamte. Mit Kranzniederlegungen und einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden den Opfern.
Zu der traditionell am Sonntag nach dem internationalen Gedenktag im Landkreis stattfindenden Veranstaltung hatten der Heimat und Geschichtsverein, der Landkreis Holzminden und die Gemeinde Holzen gemeinsam eingeladen. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Posaunenchor Holzen begleitet, die Ansprache hielt in diesem Jahr der Bürgermeister der Kreisstadt. Auch Landrat Michael Schünemann wandte sich nach der Rede Belkes noch einmal an die Anwesenden. „Wir brauchen das Gedenken. Das Geschehen darf sich nicht wiederholen“, mahnte der Landrat. Schünemann dankte in diesem Zusammenhang auch allen Beteiligten für die gelungene Instandsetzung des Ehrenfriedhofs. Der war wegen massiver Schäden nicht mehr gefahrlos zu betreten gewesen, konnte jedoch im letzten Jahr mit einem hohen Anteil an Landesmitteln von der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf aufwendig wiederhergerichtet worden.
Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus:
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Er wurde am 3. Januar jenen Jahres durch Proklamation des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt und auf den 27. Januar festgelegt. An diesem Tag im Jahr 1945 wurden die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen dortigen Vernichtungslager von der nach Westen vordringenden Roten Armee befreit. Die Versammlung der Vereinten Nationen hatte denselben Tag dann 2005 auch zum Internationalen Tag des Gedenkens an alle Opfer des Holocaust erklärt.
Im Landkreis Holzminden findet die Gedenkveranstaltung dazu seit einigen Jahrzehnten am darauffolgenden Sonntag auf dem Ehrenfriedhof in Holzen statt.
Ehrenfriedhof Holzen:
Der Ehrendfriedhof Holzen wurde 1948 von ehemaligen italienischen Zwangsarbeitern am Fuß des Hils errichtet. Dort liegen 84 Tote verschiedener Nationalitäten begraben, die in den Konzentrations- und Zwangsarbeiterlagern zwischen Holzen und Lenne von 1944 bis 1945 interniert waren. Sie starben entweder an den Folgen der Internierung oder wurden in den Lagern bzw. auf sogenannten Todesmärschen in den letzten Kriegstagen ermordet. In den Wäldern unterhalb des Hils waren zeitweise mehr als 10.000 Zwangsarbeiter in 30 Lagern untergebracht, um die Infrastruktur für einen unterirdischen Rüstungskomplex in den Asphaltstollen in dem Gebirgszug zu erbauen.
Foto: Landkreis Holzminden