Holzminden (red). Deutsche Kriegsgräbergedenkstätten im Ausland gibt es etliche, sie sind – zumal in der derzeit vorherrschenden europäisch-russischen Konfliktsituation – wichtige Orte der Erinnerung daran, was Kriege anrichten können. Doch diese Orte müssen auch gepflegt werden. Seit über 100 Jahren organisiert der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge solche Arbeiten, regelmäßig fahren Freiwillige aus dem Landkreis Holzminden in Nachbarländer, um aktive Gedenkstättenarbeit zu betreiben. In diesem Jahr waren sogar zwei Gruppen mit insgesamt 20 Personen in Neuville Saint Vaast bzw. Pornichet in Frankreich unterwegs. Als Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge würdigte Landrat Michael Schünemann in einer kleinen Feierstunde die Arbeit der Beteiligten und nahm eine Ehrung in Vertretung des Volksbund-Landesvorsitzenden Grant Hendrik Tonne vor.
Während zehn Reservisten unter dem Kommando von Stabsunteroffizier d. R. Hermann Ahrens in Neuville Saint Vaast in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Arras vor dem Gedenkfriedhof einen Vorplatz mit einem Rondell neu angelegt hatten, waren die zehn Freiwilligen aus dem Holzmindener Panzerpionierbataillon 1 unter dem Kommando von Stabsfeldwebel Stefan Lonn in Pornichet an der bretonischen Küste mit der umfassenden Pflege von Gräbern beschäftigt. Elf Tage lang waren beide Gruppen im September dabei nicht nur handwerklich tägig gewesen, sondern hatten auch zahlreiche Kontakte mit Einheimischen und Besuchern gehabt.
Michael Schünemann dankte beiden Einsatzgruppen für ihren Einsatz und unterstrich noch einmal den Wert solcher Arbeit für ein grenzüberschreitendes Verständnis füreinander. Neuville Saint Vaast, wo fast 45.000 deutsche Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, und Pornichet, wo rund 5.000 deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg begraben liegen, seien zwei symbolträchtige Orte, gab Schünemann zu bedenken. „Es sind beides Orte, die durch ihre Größe, ihre Lage und ihre zeitliche Einordnung dafür stehen, dass Angriffskriege nie Lösungen herbeiführen, sondern nur Leid hervorbringen“, betonte der Landrat und Vorsitzende des Volksbundes. In Deutschland habe man mittlerweile gelernt, dass Frieden und Verständigung die sinnvolleren Alternativen seien.
Schünemann richtete seinen Dank aber auch an den stellvertretenden Kommandeur des Panzerpionierbataillons 1, Oberstleutnant Florian Balthasar, dass in diesem Jahr so viel Freiwillige für die Gedenkstättenarbeit in Pornichet bereitgestellt habe. In den letzten Jahren habe es erheblich Unterstützung bei zivilen Krisen in Holzminden gegeben, die Bundeswehr sei nicht zuletzt deshalb in der Region als wichtiger Partner angesehen und integriert. Dass das mit Herz und Leidenschaft geschehen sei, hob Oberstleutnant Balthasar bei seiner Würdigung des Einsatzes noch einmal hervor. Eine Gesellschaft messe sich immer an ihrer Menschlichkeit, betonte Balthasar, an die Worte Schünemanns anknüpfend, und die zeige sich vor allem auch an der Art des Gedenkens.
Der Geschäftsführer des Volksbund-Bezirksverbandes Hannover wies schließlich darauf hin, dass das jahrzehntelange Motto des Volksbundes „Versöhnung über den Gräbern Arbeit für den Frieden“ angesichts des Ukrainekrieges wieder deutlich verständlicher für Jüngere geworden sei. Vonseiten des Volksbundes wurde den Teilnehmenden am Ende eine Ehrenurkunde und ein Erinnerungsbuch überreicht. Wie wichtig den Freiwilligen ihr Einsatzdienst in der Gedenkstätte gewesen ist, zeigt sich am Ende auch noch einmal durch eine Spendenübergabe. Die zehn Freiwilligen des Panzerpionierbataillon 1 hatten Verpflegungskosten übrig behalten, die sie dem Volksbund zur weiteren Verwendung übergaben.