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Mittwoch, 27. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Höxter (TKu). Auf einen Kaffee mit... Wolfgang Demmert (72), der genau vor zehn Jahren den Flugzeugabsturz auf dem Räuschenberg bei Brenkhausen überlebt hat. „Wir haben unglaublich viel Glück gehabt und alle überlebt“. Noch heute, zehn Jahre nach dem tragischen Flugzeugabsturz auf dem Räuschenberg, ist der Höxteraner froh, dieses Unglück überlebt zu haben - wenn auch mit kleinen Einschränkungen.

Am Sonntagnachmittag, den 21. Oktober 2012, geschah das Unfassbare. In Höxters Innenstadt fand an einem goldenen Oktobertag gerade der 18. Märchensonntag statt, als die „Piper PA 32 Lance“, ein einmotoriges, sechssitziges Leichtflugzeug, vom Flugplatz Höxter-Holzminden abhob. Neben dem damals 35 Jahre alten Piloten befanden sich noch fünf weitere Personen, allesamt Schützen der zweiten Kompanie der Höxteraner Schützengilde, mit in dem Flugzeug. Unter ihnen war auch der 72-jährige Wolfgang Demmert, der noch amtierende Heiligenberg-Schützenkönig. Diesen Flug hatte die zweite Kompanie der Gilde bei ihrem Familientag auf der Fliegerheide verlost. Auch Kinder und Jugendliche der „YOU 2 - die junge Zwote“ hatten einen Flug gewonnen. Sie waren es auch, die als Erstes in den Flieger einsteigen sollten, sagt Wolfgang Demmert. Doch dazu kam es nicht: Weil einer der jungen Leute zu spät kam, wurde die fünfköpfige Gruppe um Wolfgang Demmert vorgezogen. Beim Einstieg in das Flugzeug soll der Pilot gesagt haben: „Sucht euch einen Platz aus“. Das habe den 72-Jährigen stutzig gemacht. Als Bundeswehr-Rettungssanitäter und leitender Intensivpfleger war er bereits mehrfach im Auslandseinsatz wie in Bosnien und Afghanistan, wo er auch in der Luftrettung Erfahrungen sammeln konnte. Dort versorgte er Patienten beispielsweise auch im Flugzeug wie der Transall oder seilte sich vom Hubschrauber ab, wenn es ein Einsatz erforderlich machte, wie er sagt. Die Aussage des Piloten machte Demmert daher stutzig, da es beim Flug auf eine ausgewogene Gewichtsverteilung ankomme. Nachdem die Maschine von der Landebahn abgehoben hatte, konnte sie nicht genügend an Höhe gewinnen.

„Ich saß hinten rechts, als der Pilot die Maschine nur mit Hängen und Würgen in die Luft bekommen hat. Als wir knapp über dem Wald waren, fing das Flugzeug an zu schwanken. Ich sah, wie die rechte Flügelspitze eine Baumspitze berührte und dabei dachte ich mir ´jetzt geht es abwärts´ und dann waren wir auch schon unten“, berichtet der 72-Jährige. Das war gegen 15:30 Uhr und etwa 200 Meter von der Landebahn entfernt in einem Waldstück unweit von der Straße zum Flugplatz entfernt. Demmert hatte Glück im Unglück und verletzte sich nicht lebensgefährlich. Er zog sich jedoch eine Wirbelsäulenverletzung zu, die er aufgrund des hohen Adrenalinspiegels erst viel später bemerkte, als die Schmerzen unerträglich wurden. Kurz nach dem Unfall dachte er aber nicht an sich, sondern zuerst an seine damals 86-jährige Mutter, die das Unglück vom Restaurant am Tower des Flugplatzes beim Kuchenessen live mitverfolgt hat. Nach dem Absturz kümmerte sich der Sanitäter um die anderen verunfallten Insassen. Einer seiner Schützenkameraden war bewusstlos und im Flugzeug eingeklemmt. Gemeinsam mit dem zuerst eingetroffenen Notarzt versorgte er ihn eine Zeit lang, bis er selbst merkte, das es nicht mehr geht. Er bewegte sich selbständig von dem Flugzeug weg, wo aufgrund des ausgelaufenen Benzins eine hohe Brandgefahr herrschte. Auf seinem Weg in Sicherheit sei ihm der Notarzt aus Bad Driburg entgegengekommen, der zu ihm sagte: „Sie sehen aber nicht gut aus“, woraufhin Wolfgang Demmert erwiderte: “Ja, wie sieht man schon aus, wenn man gerade vom Himmel gefallen ist“. Umgehend wurde der abgestürzte Helfer selbst zum Patienten. Er musste nun auf die Trage und mit einer Vakuummatratze und einer Halskrause unter schweren Schmerzmitteln stabilisiert werden. Ohne Schmerzmittel habe er es nicht aushalten können, sagte der Pflegedienstleiter im Ruhestand.

Es ging mit dem Rettungswagen in das Krankenhaus nach Bad Driburg, wo festgestellt wurde, dass er eine nicht einfache Wirbelsäulenverletzung an der Lendenwirbelsäule erlitten hat. Sie bereitet ihm auch heute noch gelegentlich Probleme, die sich in Schmerzen äußern. Im Vergleich zu den anderen Insassen hatte er aber noch Glück im Unglück. Der 35-jährige Pilot und ein Insasse wurden bei dem Absturz so schwer verletzt, dass sie mit Rettungshubschraubern in übergeordnete Kliniken gebracht werden mussten. „Der andere Schützenkamerad lag eine Zeit lang sogar im künstlichen Koma“, berichtet Wolfgang Demmert. Der Pilot kam Jahre später vor Gericht, nachdem er selbst wieder genesen war. Zweieinhalb Jahre nach dem Unglück wurde er am Höxteraner Amtsgericht von der fahrlässigen schweren Körperverletzung strafrechtlich freigesprochen, weil sich zwei Sachverständige nicht einig waren: „Richterin Christina Brüning blieb angesichts zweier völlig gegensätzlicher Gutachten offenbar keine andere Wahl. Der eine Sachverständige vermutete einen technischen Defekt, einen plötzlichen Leistungsabfall des Motors. Der andere Sachverständige sprach dagegen von einem Versagen des Piloten“, hieß es nach dem Gerichtsverfahren in einem Presseartikel. Wolfgang Demmert kann das bis heute nicht verstehen. Für ihn überwiegt es aber, dass alle Flugzeuginsassen den Absturz überlebt haben und heute wieder mitten im Leben stehen.

Fotos: Thomas Kube

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