Holzminden (red). Die Saison für Oldtimer, Cabrios, Wohnmobile und Motorräder neigt sich dem Ende entgegen. Viele Halterinnen und Halter machen sich jetzt im Herbst daran, ihr Schätzchen für die Winterpause vorzubereiten. Andreas Röll, Leiter der TÜV NORD- Station Holzminden, gibt Tipps, damit das Saisonfahrzeug die kalte Jahreszeit unbeschadet bis zum nächsten Frühling übersteht. Das perfekte Quartier: Wo verbringt das Fahrzeug den Winter? Die Garage ist der ideale Ort, um ein Fahrzeug unbeschadet durch den Winter zu bringen. Doch Garage ist nicht gleich Garage. Auch in geschlossenen Räumen drohen Schäden durch Nässe, Rost und Frost. Damit dieses fatale Trio dem Fahrzeug im Winterschlaf nichts anhaben kann, sollte:
- die Luftfeuchtigkeit in der Garage nicht mehr als 40 Prozent betragen.
- die Raumtemperatur konstant bei etwa 15 Grad Celsius liegen.
- eine gute Belüftung gesichert sein.
Was tun, wenn die Garage die Anforderungen nicht erfüllt?
- Bei zu niedrigen Temperaturen bietet sich als erste Maßnahme eine nachträgliche Dämmung an.
- Ist das bereits geschehen, kann sich die Investition in einen „Frostwächter“ lohnen. Dabei handelt es sich um eine kleine Elektroheizung, die sich einschaltet, sobald die Temperatur unter einen vordefinierten Wert fällt.
- Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit hilft Querlüften. Dazu müssen Lüftungsschlitze oder ein Fenster gegenüber dem Garagentor, das ebenfalls Lüftungsschlitze hat, installiert werden.
- Mit einem Entfeuchtungsgranulat kann Nässe zusätzlich reduziert werden.
Kann ein Sommerfahrzeug auch im Freien überwintern?
„Die Winterpause im Freien zu verbringen, empfiehlt sich weniger“, sagt Andreas Röll. Im öffentlichen Raum darf ein Fahrzeug eh nur mit angemeldeten Kennzeichen stehen. Die praktischen Saisonkennzeichen zählen nicht. Aber auch auf dem Hof ist ein Gefährt Wind, Wetter und Vogelkot schutzlos ausgeliefert. „Wenn das jedoch die einzige Alternative darstellt, kann eine mobile Zeltgarage eine Möglichkeit bieten, das Saisonfahrzeug gut durch den Winter zu bringen“, sagt der Stationsleiter. Auch eine Abdeckplane ist besser als gar kein Schutz. Das Material sollte aber luft- und wasserdurchlässig sein und auf der Innenseite eine weiche Schicht haben, um Kratzer zu vermeiden.
Checkliste: Vorbereitungen für den Winterschlaf
Sobald ein geeignetes Quartier für die Überwinterung gefunden ist, geht es nun an die Vorbereitungen am Fahrzeug selbst.
- Bis alles glänzt: Die Wäsche vor der Winterpause ist ein Muss, samt Unterboden und Motor. Schmutz zieht Feuchtigkeit an und fördert die Korrosion.
- Frisches Öl: Der Aufwand lohnt, auch wenn das Wechselintervall noch nicht erreicht ist. Zum einen setzen sich so garantiert keine Schmutzteilchen ab. Zum anderen schmiert das frische Öl noch mal den Motor.
- Fette Pflege: Um spröden Ledersitzen und Gummidichtungen vorzubeugen, sollte man diese Materialien mit Talkum, Lederfett oder Vaseline einreiben.
- Rostschutz: Korrosionsanfällige Teile wie Felgen und andere Chromelemente bleiben mit speziellen Konservierungsmitteln rostfrei.
- Voll oder leer? Das hängt vom Material ab. Blechtanks sind komplett aufzufüllen, damit sich kein Kondenswasser bildet. Kunststofftanks hingegen sollten möglichst leer sein, da der Sprit durch die Tankwände diffundieren kann.
- Reifencheck: Mindestens 3 bar sollten es vor dem Abstellen sein – zu weiche Reifen werden schneller eckig als gedacht. Alternativ kann der Wagen auch aufgebockt werden.
- Allergiker aufgepasst: Der Pollenfilter sollte der Hygiene zuliebe vor der Winterpause ausgewechselt werden.
- Fußmatten raus: Stoffe ziehen Feuchtigkeit an und überwintern besser andernorts.
- Luft rein: Eine gute Belüftung ist wichtig, um Feuchtigkeit und Gerüchen vorzubeugen. Dafür reicht es schon, wenn die Seitenscheibe etwas geöffnet ist.
- Bitte auffüllen: Der Tank des Scheibenwassers ist am besten voll und mit Frostschutz versetzt. Damit es auch in den Leitungen nicht friert, vor der Winterpause noch einmal alles großzügig durch die Schläuche laufen lassen.
- Kühlsystem nicht vergessen: Auch hier ist darauf zu achten, dass ausreichend Frostschutzmittel beigemischt ist.
- Gas geben: Erreicht die Temperatur bei der letzten Fahrt keine 100 Grad, kann Kondenswasser im Motor sowie im Auspuffsystem nicht verdampfen und dort in der Winterpause für Rost sorgen.
Röll warnt: „Die Handbremse während der Standzeit im Winterquartier bitte auf keinen Fall angezogen lassen, da sonst die Bremsbeläge festkleben können – das ist nicht nur gefährlich, sondern auch unnötig teuer.“
Andere Fahrzeugart, andere Ansprüche
Jeder Fahrzeugtyp stellt andere Anforderungen an die Vorbereitung für den Winterschlaf. Darauf müssen Halterinnen und Halter achten:
Oldtimer
Während die Batterie von Oldtimern abgeklemmt werden sollte, empfiehlt sich das bei modernen Autos nicht. Sonst muss sich die Elektronik im Frühjahr erst wieder neu initialisieren. Oldtimer mit modernerem Fahrwerk werden auch besser nicht aufgebockt. „Das kann zu Spannungsrissen im Achslenker führen“, erklärt der TÜV- Experte. Der Ratschlag: den Reifendruck auf 4 bar erhöhen. Außerdem schützt ein spezielles Konservierungsöl Oldtimer-Motoren in der Winterpause. Das muss aber unbedingt vor der ersten Ausfahrt im Frühling wieder gegen ein geeignetes Motorenöl gewechselt werden.
Cabrio
Cabrios verlangen eine Extraportion Aufmerksamkeit. Die Dichtungen am Verdeck sollten nicht nur gründlich gereinigt werden, bei älteren Baujahren ist es zudem ratsam, sie an den Gummiteilen mit Talkum zu behandeln. Bei neueren Synthetik- Dichtungen ist das nicht mehr notwendig. Und hat der Wagen ein Stoffdach, 4 konservieren spezielle Pflegemittel das Material in der Überwinterungszeit. Das Verdeck darf auch auf keinen Fall über eine längere Zeit offenbleiben: Es bilden sich sonst irreversible Falten – im schlimmsten Fall schrumpft die Stoffhülle sogar.
Wohnwagen
Der Caravan ist für viele ein zweites Zuhause. Vor dem Winter muss das Fahrzeug also genauso überprüft werden, wie man es von den eigenen vier Wänden vor einem längeren Urlaub kennt: Die Schränke sollten nach verderblichen Lebensmitteln durchsucht, der Kühlschrank abgetaut und Gasventile geschlossen werden. Die Wintervorbereitungen im Wohnwagen gehen aber noch ein Stück weiter. Gasleitungen und Wassersysteme müssen leer sein und alle beweglichen Textilien wie Teppiche, Bettwäsche und Vorhänge rausgeräumt werden, da Stoffe Feuchtigkeit aufnehmen.
Motorrad
Auch wenn das Bike oberflächlich glänzt, gilt es vor der Überwinterung, die schwer zugänglichen Bereiche gründlich zu reinigen. Bei einem Kettenantrieb verteilt sich das Kettenfett häufig im Bereich des Ritzels auf dem Motorgehäuse und der Schwingenlagerung. Bei vollverkleideten Maschinen sammelt sich gerne Schmutz an der Vorderseite des Motors sowie an der Unterseite der Auspuffanlage. Eine Abdeckung schützt das Motorrad im Winterquartier dann vor Staubpartikeln. Auch hier ist darauf zu achten, ein Material zu verwenden, unter dem sich kein Schwitzwasser bildet.
Abstellen und gut?
Das Saisonfahrzeug einfach im Winterquartier abstellen und bis zum nächsten Frühling vergessen, ist keine gute Idee. Das Risiko, einen Standplatten zu bekommen, reduziert sich beispielsweise deutlich, wenn Wagen, Wohnmobil oder Motorrad alle paar Wochen einige Dezimeter bewegt werden. „Und einer Klimaanlage tut es gut, wenn sie hin und wieder den Betrieb aufnimmt“, rät der TÜV-Experte und betont: „Die Anlage muss voll aufgedreht werden, sonst besteht das Risiko, dass Teile des Kältemittels entweichen und die Kühlwirkung in der nächsten Saison ausfällt.“
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