Bodenwerder (red). Am Samstagvormittag, kurz nach 12:30 Uhr, war es so weit! Ein mit Spannung erwarteter Festakt erreichte seinen Höhepunkt mit der Übergabe des 22. Münchhausen-Preises der Münchhausenstadt Bodenwerder an Andreas Rebers. Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Dornette übergab vor geladenen Gästen im Münchhausen-Museum Bodenwerder die Preisskulptur aus Porzellan an den populären Kabarettisten. Gemeinsam mit ihm erlebten alle Anwesenden einen einzigartigen Künstler, der das stimmungsvolle Rahmenprogramm mit einem fulminanten Vortrag abschloss. Begleitet von seiner Frau und langjährigen Weggefährten ließ Andreas Rebers sich von der besonderen Stimmung in seiner Heimatregion begeistern und seine Karriere von den Anfängen an Revue passieren.
Mit Andreas Rebers erhielt in diesem Jahr ein enorm vielfältiger Künstler den Münchhausen-Preis überreicht, der sich nahtlos in die Reihe der bisher ausgezeichneten Preisträger einreiht. Bruno Jonas, eine Ikone des deutschen Kabaretts, selbst Münchhausenpreisträger und Freund von Rebers, hielt eine gelungene Laudatio auf den Preisträger. Info-Box Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen wurde am 11. Mai 1720 in Bodenwerder geboren. Seine Grabstätte befindet sich noch heute in der örtlichen Klosterkirche Kemnade. Seit 2013 darf die Stadt Bodenwerder offiziell die Bezeichnung „Münchhausenstadt“ tragen. Schirmherr der Veranstaltung ist auch 2022 der Niedersächsische Ministerpräsident, Stephan Weil. Zu den Gästen der Preisverleihung zählt traditionell neben Vertretern der Landesregierung auch stets Matthias Freiherr von Münchhausen, das Familienoberhaupt des Zweiges der Adelsfamilie, der der historische Baron zugeordnet wurde. „Münchhausens Abenteuer“ sind seit 1786 in 4000 Münchhausen-Ausgaben und in 100 Sprachen mit einer Gesamtauflage von 6 Millionen Exemplaren erschienen. Ende 2015 erschienen „Münchhausens Abenteuer“ erstmals in einer vollständigen Übersetzung des Bands II, der von Rudolph Erich Raspe 1792 in englischer Sprache verfasst worden war. Des Weiteren wurde im Jahr 2016 ein Münchhausen-Buch des populären Cartoonisten Flix unter dem Titel „Die Wahrheit übers Lügen“ veröffentlicht. Münchhausens Ruhm bleibt also zeitlos und ungebrochen.
In Osteuropa und insbesondere in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wird Münchhausen verehrt und seine Abenteuer zählen zum Grundschatz der dortigen Literatur. In Russland erscheint seit 1989 eine Flut prächtiger Ausgaben, man stiftet opulente Münchhausen- Denkmäler. Ein verdienter seriöser Münchhausen-Forscher in Archangelsk erklärt das damit, dass Münchhausen der russischen Seele entspreche. Münchhausen steht dort nicht als Geschichtenerzähler im Fokus, sondern als kreativer Held, der sich mit Witz und Fantasie aus den schwierigsten Situationen befreit und bildete somit in Zeiten des Kommunismus das politisch korrekte Gegenstück zu amerikanischen Superhelden wie Batman oder Superman. Das größte Münchhausen-Museum der Welt steht in Dunten (bei Riga) in Lettland, dem Herkunftsort des Freiherrn erster Frau Jacobine. Von dort anreisend, besuchte auch eine Delegation als Gäste die Preisverleihung des Jahres 2011.
Die Republik Lettland hat den Freiherrn von Münchhausen mit einer offiziellen Sondermünze und einer eigenen Briefmarke geehrt und steht damit in Sachen Würdigung in einer Reihe mit der Bundesrepublik Deutschland, wo die Deutsche Post 1970 anlässlich des 250. Geburtstages bzw. 2020 anlässlich des 300. Geburtstages ebenfalls eine Sonderbriefmarke kreiert hatte. Und auch das Bundesfinanzministerium würdigte den legendären Baron mit einer offiziellen Sonderprägung einer 20-Euro-Münze.
Mit dem Münchhausen-Preis ehrt die Stadt seit 1997 alljährlich Menschen «mit besonderer Begabung in Darstellungs- und Redekunst sowie Fantasie und Satire». Der Preis erinnert an den großen Geschichtenerzähler, Baron Hieronymus von Münchhausen, der 1720 in Bodenwerder geboren wurde. Bisherige Preisträger waren unter anderem Rudi Carrell, Dieter Hildebrandt, Emil Steinberger, Evelyn Hamann, Annette Frier, Frank Elstner Ephraim Kishon, Jürgen von der Lippe, Herman van Veen und zuletzt 2018 Christoph Maria Herbst.
Foto: Münchhausenstadt Bodenwerder