Hofgeismar (red). Das mittlerweile sieben Wochen alte Kälbchen der Ungarischen Steppenrinder hat es nicht immer leicht gehabt. Nach der Geburt hat sich die eigene Mutter nicht um das Kleine gekümmert und so verbrachte es einige Zeit ganz alleine abseits der Herde. Bei jungen und unerfahren Müttern kann das schon einmal vorkommen, auch wenn es selten ist.
Alle Versuche, Vilma wieder in die Gruppe zu integrieren, scheiterten. Wenige Tage nach der Geburt hat sich die Tierpflege dann für eine Handaufzucht entschieden und das kleine Kalb aus der Herde genommen. Eine Einzelaufzucht ist hierbei nur in solchen Ausnahmefällen gewollt, da die Tiere bei ihren Artgenossen am besten und natürlichsten aufwachsen. Die Tierpflege ist für solche Fälle jedoch vorbereitet und konnte schnell reagieren. In der freien Natur hätte Vilma wahrscheinlich keine guten Chancen gehabt.
Tierpflegerin Lena Waldeck nahm sich dem kleinen Kalb sofort an und versorgte Vilma mit viel Liebe und noch viel mehr Milch. In der Anfangszeit sogar noch in den eigenen vier Wänden und Garten, bevor Vilma ihr eigenes, großes Gehege am Bauernhof im Tierpark Sababurg bekam. Bisher hat sie noch nicht viel mit ihren großen Artgenossen gemeinsam. Die gutmütigen und ruhigen Tiere mit einem Gewicht von bis zu 600 Kilogramm bewegen sich eher träge und grasen gemütlich auf der Anlage. Ganz anders bei Vilma: Wie ein Wirbelwind rast sie über die Wiese und springt dabei in alle Richtungen. Sie ist besonders verspielt und liebt die Aufmerksamkeit von Personen um sich herum. Besonders freut sie sich wenn ihre Ziehmutter Lena Waldeck die Anlage betritt und folgt ihr auf Schritt und Tritt. Aber auch andere Menschen findet das neugierige Kalb spannend und hat es besonders auf Schnürsenkel oder Hosenbeine abgesehen. Da es derzeit noch Milch trinkt, nuckelt es gerne alles an. Aktuell werden erste Ausflüge zur Anlage der Ungarischen Steppenrinder unternommen, um der kleinen Vilma ihre Artgenossen zu zeigen. Schließlich soll es schon bald wieder in die Herde integriert werden. Frühe Annäherungsversuche helfen später für ein hoffentlich reibungsloses Miteinander. Denn auch wenn Waldeck das kleine Kalb liebevoll mit Flasche großgezogen hat, ist es bei der eigenen Familie am besten aufgehoben. Zumal das Rennen und Spielen mit der Ziehmutter auch später für Lena Waldeck gefährlich werden kann, da Ungarische Steppenrinder nicht nur schwer werden, sondern auch sehr lange Hörner bekommen.
Auch wenn Waldeck von ihrem Ziehkind bald Abschied nehmen muss, wird sie die Zeit wohl nicht so schnell vergessen und Vilma regelmäßig besuchen.
Foto: Tierpark Sababurg