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Mittwoch, 27. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Fürstenberg (red). Das Museum Schloss Fürstenberg zeigt anlässlich des 275. Jubiläums der Porzellanmanufaktur Fürstenberg derzeit einzigartige Porzellane aus Privatbesitz. „In Herz und Hand“ heißt die Jubiläumsausstellung. Dr. Holger Fischer ist 2. Vorsitzender des Freundeskreis Fürstenberger Porzellan e.V. und leidenschaftlicher Sammler, der genau dieses Motto lebt. Wenn sein Porzellanservice nicht gerade im Museum ausgestellt ist, serviert er Rehmedaillon an Morchelrahm darauf.

Herr Dr. Fischer, Sie begleiten die Professur für Waldbau an der TU in Dresden. Wie sind Sie zum Sammeln von Fürstenberg Porzellan gekommen?

Ich bin gebürtiger Fürstenberger und habe bereits mit 15 Jahren als Ferienkind in der Manufaktur ausgeholfen. Ich war so fasziniert von dem Handwerk und habe besonders die Porzellanmaler*innen mit großer Hingabe beobachtet – immer in der Hoffnung, der Chef kommt nicht und erwischt mich beim Nichtstun. Ich war jedes Jahr mehr begeistert. Das war der Beginn meiner Sammelleidenschaft. Ich habe meinen ganzen Verdienst direkt in Fürstenberg Porzellan – zu meinem jugendlichen Glück zum Mitarbeiterpreis – investiert.

 

Wie viel Porzellan von Fürstenberg besitzen Sie inzwischen und was sagt Ihre Familie dazu?

Das Sammeln ist eine große Leidenschaft – meine Wohnung in Dresden und das Haus meiner Eltern hier in Fürstenberg sind voll damit. Ich habe schon einiges in den Bettkästen verstaut und tausche es immer mal mit dem Porzellan in den Vitrinen. Meine Familie schüttelt schon ab und an den Kopf über mich. Andererseits genießen sie es aber auch sehr, wenn ich zum Essen einlade und wir die große Tafel decken. Das Schöne ist, dass die Wertschätzung für das hochwertige Porzellan generationsübergreifend ist – auch meine Nichten und Neffen sind immer wieder begeistert.

Im Museum Schloss Fürstenberg sind derzeit Teile eines Service aus den 1920er Jahren von Ihnen ausgestellt. Haben Sie diese auch schon eingedeckt?

Natürlich! Ich liebe es darauf für Familie und Freunde Rehmedaillon an Morchelrahm zu servieren. Der Wald ist meine zweite Leidenschaft, die ich auch zum Beruf gemacht habe. Da kommen dann meine beiden Herzensprojekte zusammen.

Was wissen Sie über die Geschichte des Services?

Es ist genau 100 Jahr alt. Es ist die Jubiläumsform aus dem Jahr 1922. Ich habe es vor ca. 10 Jahren über Ebay gekauft. Das Service wurde privat in vielen Einzelteilen in einem Antiquitäten-Geschäft angeboten und stand in Worcester (Großbritannien). Rosendekore sind in England sehr beliebt, immerhin ist die Rose schon seit Jahrhunderten ein Symbol für England und erscheint als (Tudor-) Rose im Wappen des Vereinigten Königreichs. Das Service wurde im Mai 1923 im früheren noblen Badeort Malvern (West Midlands, Worcestershire) angeschafft. Es war ein Geschenk der Enkel zur Goldenen Hochzeit der Großeltern.

Sie haben das Jubiläumsservice zurück nach Fürstenberg geholt?

Ich habe mich beim Kauf um Geschlossenheit bemüht. Letztlich erreichten mich neun Pakete mit einem Service für 12 Personen. Alles war liebevoll verpackt und die Malerei mit Klapperdeckchen vor Kratzern bewahrt, es war kaum benutzt und alle Teile sind heil angekommen. Ich war der glücklichste Mensch der Welt. Die Familie aus England wollte, dass es in gute Hände kommt und wieder bestimmungsgemäß eingesetzt wird. Und ich denke, genau das mache ich damit. Es wird angeschaut, benutzt und gepflegt – natürlich von Hand gewaschen, was auch eine Form der Meditation für mich ist.

Ist das ein Plädoyer für die Benutzung von historischem Porzellan?

Absolut, nehmen Sie es wie es ist! Es macht so viel Freude, es achtsam zu benutzen und zu wissen, das ist echte Handarbeit und an einem historischen Dekor hat jemand vielleicht eine halbe Woche gemalt. Es ist schön anzuschauen – wie jetzt gerade im Museum Schloss Fürstenberg. Aber es in unserer modernen Welt lebendig zu halten, ist noch schöner. Wie der Titel der Ausstellung sagt: In Herz und Hand. Wenn Sie ins Museum gehen, stellen Sie es sich vor mit Rehmedaillon an Morchelrahm!

Sie werden beim Tag der offenen Manufaktur mit Sommerfest am 28. August auch vor Ort sein und interessierte Gäste durch die Jubiläumsausstellung zu Ihrem Lieblingsstück führen. Was erwartet die Besucher*innen?

Der Freundeskreis Fürstenberger Porzellan e.V. hat einen eigenen Pavillon auf dem Sommerfest und wir starten halbstündig zu kleinen Führungen mit den Sammlerinnen und Sammler. Auch ich werde einiges zu erzählen haben und hoffe, meine Begeisterung teilen zu können.

 Über die Ausstellung „In Herz und Hand. 275 Jahre Fürstenberg – Schätze aus Privatbesitz“

Seit 275 Jahren schreibt die Porzellanmanufaktur Fürstenberg Kulturgeschichte, die von privaten Sammlerinnen und Sammlern mit Leidenschaft bewahrt wird. Noch bis zum 30. Oktober zeigt das Museum Schloss Fürstenberg diese einzigartigen Kostbarkeiten und knüpft so einen roten Faden durch 275 Jahre Manufakturgeschichte. Bisher noch nie öffentlich ausgestellte, seltene Objekte von der Frühzeit der Manufaktur bis zum 21. Jahrhundert zeigen die tiefverwurzelte Faszination für Niedersachsens einzige Porzellanmanufaktur. Die besondere Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Fürstenberger Porzellan e.V.  und beleuchtet in vier Teilbereichen die Geschichte von Fürstenberg.

Die Anfangsjahre der Manufaktur bilden das erste Thema. 1747 gründete Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel auf dem Jagdschloss in Fürstenberg eine Porzellanmanufaktur. Die Anfangsjahre brachten viele Schwierigkeiten mit. Es brauchte jahrelanges Experimentieren, bis endlich eine funktionierende Produktion eingerichtet war. Die Exponate des ersten Teils der Ausstellung erzählen mit ihrer charismatischen Imperfektion vom Fleiß und der Findigkeit der Fürstenberger Porzelliner.

Von 1756 bis 1828 existierte in Braunschweig die fürstliche Buntmalerei als Filialbetrieb der Manufaktur. Dort waren hervorragende Porzellanmaler tätig und das Publikum konnte Bestellungen aufgeben oder direkt einkaufen. Die Niederlassung war das Schaufenster Fürstenbergs. Ihren Leistungen wendet sich der zweite Teil der Ausstellung zu.

Einem charmanten Servicetypus ist der dritte Teilbereich gewidmet: Mit Déjeuners, also Frühstücksgeschirren, aus allen Epochen der Fürstenberger Geschichte wird ein eleganter Zeitstrahl geknüpft, der mit der Dauerausstellung verwoben ist. Hier fügen sich die Preziosen ein und erweitern die ständige Präsentation um besonders interessante und hochkarätige Exponate.

Die Ausstellung beschließt in der vierten Abteilung eine bislang nur wenig beachtete Episode der Fürstenberger Geschichte: Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Zweigbetrieb für aufwändige Malereidekore in Dresden eingerichtet. Unter dem Maler Oswald Miersch entstanden dort sehr aufwändige und prunkvolle Porzellane, die alle handwerklichen Register der Porzellanmalerei zogen. Hintergrund dieser Unternehmung war eine nach dem Krieg sprunghaft zunehmende Nachfrage nach Luxusporzellanen.

Mehr Infos: www.fuerstenberg-schloss.com und www.freundeskreis-fp.de

Foto: FÜRSTENBERG

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